WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
Junge von vor einem Jahrzehnt war zu einem selbstsicheren, gut aussehenden und ausgeglichenen König gereift.
Irgendwann am frühen Morgen, lange nach Mitternacht und noch vor Sonnenaufgang, waren sie in die Waffenkammer gegangen, hatten sich hölzerne Übungsschwerter genommen und eine lange Zeit miteinander gekämpft, dabei gelacht und alte Erinnerungen aufgefrischt. Ihr Können hatte dabei nur ein wenig unter dem Alkohol, den sie getrunken hatten, gelitten. Varian, der bereits seit frühester Kindheit trainierte, war schon immer gut gewesen, aber nun war er nahezu perfekt.
Doch das war Arthas auch und er gab dabei sein Bestes.
Momentan war das alles jedoch unwichtig, verglichen mit der unglaublich heißen Rüstung und dem nagenden Gedanken, dass er die Ehre, die ihm verliehen werden sollte, nicht verdiente.
In einem seltenen Moment der Vertrautheit hatte Arthas mit Uther über seine Gefühle gesprochen. Der furchterregende Paladin, der, solange Arthas zurückzudenken vermochte, der Inbegriff felsenfester Unerschütterlichkeit zum Licht war, hatte den Prinzen mit seiner Antwort erschreckt.
»Junge, niemand fühlt sich je bereit. Niemand glaubt, dass er es verdient hätte. Und wisst Ihr, warum? Weil niemand es
hat.
Es ist eine Gnade, so einfach ist das. Wir sind von Natur aus unwürdig, allein schon, weil wir Menschen sind. Und alle menschlichen Wesen – und Elfen, Zwerge und alle anderen Völker – stecken voller Fehler. Doch das Licht liebt uns trotzdem. Es liebt uns dafür, was aus uns in seltenen Momenten werden kann. Es liebt uns dafür, dass wir anderen helfen. Und es liebt uns, weil wir seine Botschaft hinaustragen, indem wir uns jeden Tag darum bemühen, seiner würdig zu sein, selbst wenn wir wissen, dass wir das niemals schaffen werden.«
Er hatte Arthas eine Hand auf die Schulter gelegt und ihm eins seiner seltenen Lächeln gewährt. »Also geht heute dorthin, wie ich es getan habe, und fühlt Euch, als ob Ihr diese Ehre nicht verdient hättet. Doch seid Euch dabei bewusst, dass Ihr an demselben Ort steht, an dem jeder andere Paladin auch gestanden hat.«
Das tröstete Arthas ein wenig.
Er straffte die Schultern, schob den Sichtschutz zurück, lächelte und winkte der Menge zu, die ihn so froh an diesem warmen Sommertag bejubelte. Sie warfen Rosenblätter über ihn und von irgendwoher erklangen Trompeten.
Sie hatten die Kathedrale erreicht. Arthas stieg vom Pferd und ein Diener führte das Schlachtross weg. Ein anderer Diener trat vor, um ihm den Helm abzunehmen, den Arthas abgesetzt hatte. Sein blondes Haar war feucht vor Schweiß. Schnell strich er sich mit der gepanzerten Hand darüber.
Arthas war nie zuvor in Sturmwind gewesen und er war beeindruckt von der Verbindung aus Heiterkeit und Macht, die die Kathedrale ausstrahlte. Langsam ging er die teppichbelegten Stufen hinauf, dankbar für die plötzliche Kühle im steinernen Innern. Der Geruch des Weihrauchs war beruhigend und vertraut. Es war derselbe, den auch seine Familie in der kleinen Kapelle benutzte.
Drinnen gab es kein schwindelerregendes Gedränge, nur Stille, die Sitzreihen voll mit prominenten Personen und dem Klerus.
Arthas erkannte mehrere Gesichter: Genn Graumarn, Thoras Trollbann, Admiral Daelin Prachtmeer...
Arthas blinzelte, dann verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. Jaina! Sie war unbestreitbar in den Jahren seit ihrem letzten Treffen erwachsen geworden. Nicht ganz eine umwerfende Schönheit, aber hübsch. Die Lebhaftigkeit und die Intelligenz, die er schon als Junge geschätzt hatte, strahlten von ihr wie von einem Leuchtfeuer aus. Sie blickte Arthas an, lächelte zurück und neigte ihren Kopf respektvoll.
Arthas wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Altar zu, auf den er zuging. Doch er fühlte, wie ein wenig der Angst sein Herz verließ. Er hoffte, dass er die Gelegenheit erhielt, später, wenn die Feierlichkeiten vorbei waren, mit ihr reden zu können.
Erzbischof Alonsus Faol wartete am Altar auf ihn. Der Erzbischof erinnerte Arthas eher an Altvater Winter als an einen der Herrscher, die er bislang getroffen hatte. Er war klein und kräftig, trug langes wehendes, schneeweißes Haar und hatte leuchtende Augen. Selbst mitten in einer feierlichen Zeremonie strahlte Faol Wärme und Herzlichkeit aus. Der Erzbischof wartete, bis Arthas herangekommen war und respektvoll vor ihm kniete, bevor er ein großes Buch öffnete und sprach.
»Im Lichte versammeln wir uns, um unseren Bruder aufzunehmen. In seiner Gnade
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