WoW 14 - Weltenbeben
teilzunehmen, die so rüde unterbrochen worden waren. Sie hoffte, seine Erinnerungen an diesen Ort ein wenig positiver gestalten zu können.
Doch Anduin schien von der Abenteuerlust der Jugend beseelt zu sein, denn statt unglücklich auszusehen, strahlte er. „Das Grenzgebiet besuchen? Das würde ich sehr gern! Ich bekomme normalerweise nicht viel davon zu sehen. Gibt es dort immer noch Drachenkämpfe?"
„Wohl kaum", sagte Jaina mit einem spöttischen Seufzer. „Aber ich bin mir sicher, dass es dort mehr als genug Möglichkeiten für einen Dreizehnjährigen gibt, in Schwierigkeiten zu geraten."
„Fast dreizehneinhalb", verbesserte Anduin sie mit der Ernsthaftigkeit der Jugend.
„Ja, du hast recht."
„Aber ... es ist eine sehr lange Reise."
„Nicht für eine Magierin."
„Nein, natürlich nicht. Ich meinte auch nicht dich, Tante Jaina, ich meinte mich."
Jaina lächelte. „Ich habe hier eine Kleinigkeit, die dir die Reise ein wenig erleichtern könnte." Sie griff in den Beutel an ihrem Gürtel und zog einen kleinen ovalen Kristall hervor, auf dem blasse blaue Runen zu erkennen waren. „Hier! Fang!"
Jaina warf Anduin den Kristall zu. Mit Leichtigkeit fing der Junge den Stein. „Er ist schön", sagte er nach einem kurzen Blick darauf, untersuchte ihn dann gründlich und fuhr die Runen mit einer Fingerspitze nach.
„Er ist schön und sehr selten. Halte ihn vor dich und schließe nicht deine Finger darum. Erkennst du die Runen?"
Anduin blickte den Stein an. „Dort stehen dein Name und das Wort ... Heim", sagte er.
„Das stimmt. Offensichtlich hast du deine Studien fortgesetzt. Ich habe ihn für dich gemacht, da ich mir dachte, dass du vielleicht dein altes Tantchen Jaina besuchen möchtest."
Er blickte sie finster an und schob eine blonde Locke aus dem Gesicht. „Du bist nicht alt", sagte er.
„Und du solltest bei der Diplomatie bleiben", entgegnete sie grinsend. „Aber ja. Er wird Ruhestein genannt."
„Aber die Rune bedeutet Heim".
„Ja, das stimmt. Doch Heimstein klingt so seltsam. Ruhestein ist melodischer."
Anduin lachte, bewegte den Ruhestein in seiner Hand hin und her und sagte in leicht überheblichem Tonfall: „Vertraue einem Mädchen bei solchen Dingen."
„Manche Königreiche sind wegen weniger entstanden oder untergegangen", sagte Jaina.
„Das stimmt", gab er zu. „Also, wie funktioniert dieser Ruhestein?"
„Schließ deine Hand fest darum und konzentrier dich."
Überrascht öffnete er die Augen und beobachtete, wie ein schwaches blaues Licht erst ihre Hand umgab, dann seine.
„Das bindet dich an den Stein", sagte Jaina leise. Er nickte verständnisvoll und schloss erneut die Augen. „Konzentrier dich. Nimm den Stein in dich selbst auf. Mach ihn dir zu eigen."
Anduin gehorchte.
Jaina stand auf, trat zu ihm und legte ihre Hand darüber. Ein schwaches blaues Licht umgab erst ihre und schließlich auch seine Hand.
Anduin blickte den Stein an und grinste fasziniert. „Das ist reine Magie, richtig? Keine Erfindung der Gnome?"
Jaina nickte. „Es tut mir leid, a ber er wird dich nur nach Thera more und von dort wieder nach Hause bringen."
„Ich will ja nicht die Zwerge und ihre Greifen um ihre Arbeit bringen", sagte Anduin mit diesem seltsamen Anflug von Pragmatismus, der sich ab und zu bei ihm bemerkbar machte.
„Sei vorsichtig, wenn du ihn benutzt", warnte Jaina und erhob sich. „Er wird dich direkt zu meiner Feuerstelle bringen. Der frühe Nachmittag ist eine gute Zeit dafür."
Anduin beobachtete den Stein weiter, lächelte, und Jainas Herz hob sich. Sie hatte genau das Richtige getan. Als sie ihm ihre Arme entgegenstreckte, erhob Anduin sich von seinem Bett und drückte sie. Er wurde erwachsen, dachte sie und umarmte ihn. Seine Schultern waren breiter als in ihrer Erinnerung. Anduins Kopf lag auf ihrer Schulter. Dieser Junge kannte nichts als Herausforderungen, Mühsal und Verlust, und dennoch konnte er lachen, konnte sein „Tantchen" umarmen und aufgeregt sein bei der Vorstellung, das Grenzgebiet zu besuchen.
Licht, lass ihn noch ein wenig länger ein Junge sein. Lass ihn zumindest etwas Frieden erleben, bevor er die Aufgaben eines Erwachsenen übernehmen muss ... wieder einmal.
„Du könntest das bereuen, Tante Jaina", sagte er, löste sich aus ihren Armen und betrachtete sie ernsthaft.
Ihr Herz bebte beim Tonfall seiner Stimme. „Warum sagst du das, Anduin?"
„Weil ich dich vielleicht ständig besuchen werde."
Erleichterung überkam sie. „Das
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