WoW 14 - Weltenbeben
offensichtlich nicht. Jaina, ich habe diesen Überfall nicht befohlen, und ich bin außer mir über das Maß an Brutalität gegen die Wächterinnen. Ich bedaure zutiefst die Verletzung des Vertrags, doch leider sind die Vorgänge im Eschenwald in der Horde auf breite Zustimmung gestoßen."
„Zustimmung?" Jainas Augen weiteten sich. „Ich kenne die blutrünstige Natur der Horde ein wenig, aber ich muss gestehen, dass ich ihr so etwas nicht zugetraut hätte. Ich hatte gedacht, du..."
„Ich habe getan, was ich für das Beste hielt", sagte Thrall und fügte dann leise hinzu, „obwohl ich das manchmal durchaus in Frage stelle." Lauter fuhr er fort: „Wir haben eine gewalttätige Geschichte, Jaina. Und je mehr uns das Schicksal abverlangt, um uns am Leben zu erhalten, desto mehr geht uns das an die Substanz."
„Hast du Varians Boten empfangen?"
Die Falten auf Thralls Gesicht vertieften sich. „Das habe ich." Sie wussten beide, was in Varians Brief gestanden hatte. Varian hatte die Botschaft sehr höflich gehalten - zumindest für seine Verhältnisse - und verlangt, dass Thrall eine förmliche Entschuldigung aussprach, das Abkommen neu bestätigte, die gewalttätigen Handlungen verurteilte und die Verantwortlichen der Justiz der Allianz übergab. Sollte Thrall diese Forderungen erfüllen, wollte Varian über die „himmelschreiende Verletzung des Abkommens, das den Frieden und die Zusammenarbeit zwischen unseren Völkern fördern soll" hinwegsehen.
„Was willst du tun? Weißt du, wer es getan hat?"
„Ich habe keinen Beweis, aber einen Verdacht. Ich kann diese Tat nicht gutheißen."
„Nein, natürlich kannst du das nicht", sagte Jaina und blickte ihn unsicher an. „Thrall, was ist los?"
Er seufzte. „Ich kann sie nicht billigen", wiederholte er, „aber ich werde nicht tun, was Varian verlangt."
Den Mund vor Schreck leicht geöffnet, starrte sie ihn einen Augenblick lang an. „Was meinst du damit? Varian glaubt, dass du absichtlich das Abkommen verletzt hast. Seine Forderung ist nicht unvernünftig, und wenn du so reagierst, lieferst du ihm einen Grund, die Situation eskalieren zu lassen. Das könnte schon bald zu einem Krieg führen!"
Thrall streckte seine große grüne Hand aus. „Bitte hör mich an. Ich werde Varian einen Brief schreiben, in dem ich ihm mitteile, dass ich den Überfall nicht genehmigt oder gar befohlen habe. Ich übernehme jedoch dafür die Verantwortung. Natürlich will ich keinen Krieg, aber ich kann mich nicht für die Gewalttat entschuldigen, noch werde ich die Verdächtigen der Allianz übergeben. Sie gehören der Horde an und werden von ihr gerichtet. Sie Varian zu überlassen wäre ... nein. Das wäre Verrat am Vertrauen meines Volkes. Und mal ehrlich: Es wäre einfach falsch. Varian würde eine solche Forderung von mir auch nie erfüllen, noch sollte er es."
„Thrall, wenn du den Befehl nicht gegeben hast, dann bist du nicht verantwortlich, und ... "
„Ich bin verantwortlich, denn ich führe mein Volk. Es ist eine Sache, mein Volk dafür zu rügen, das Gesetz gebrochen zu haben. Es ist jedoch eine ganz andere Sache, wenn der Eindruck entsteht, ich würde das Selbstwertgefühl meiner Leute angreifen, ihre ureigenste Identität. Du verstehst nicht, wie die Horde denkt, Jaina", sagte Thrall ruhig. „Wenn ich meiner außergewöhnlichen Jugend etwas verdanke, dann ist es die Fähigkeit, die Dinge von beiden Seiten betrachten zu können. Mein Volk hungert, es dürstet nach sauberem Wasser, es braucht Holz für den Bau von Häusern. Meine Leute glauben, dass ihnen Unrecht angetan wurde, als die Nachtelfen den Handel mit uns eingestellt haben. Sie sehen den Unwillen, unsere grundlegenden Bedürfnisse zu befriedigen, als einen brutalen Akt an, und irgendwo hat sich irgendjemand entschlossen, es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen."
„Nachtelfen abzuschlachten und ihnen die Haut abzuziehen als Rache für eine Handelsblockade - bezeichnest du das als mit gleicher Münze heimzahlen!" Jainas Stimme wurde lauter.
„Handelsblockaden sind dafür verantwortlich, dass Kinder verhungern, dass sie den Elementen ausgesetzt sind und krank werden. Diese Logik ist mir nur zu verständlich, und das gilt auch für andere. Wenn ich diesen Angriff öffentlich verurteile, nachdem er uns erfolgreich mit den Gütern versorgt hat, die wir so verzweifelt brauchen, wäre das, als würde ich das Bedürfnis nach diesen Waren selbst verdammen. Ich würde schwach wirken, und glaub mir, es gibt
Weitere Kostenlose Bücher