WoW 14 - Weltenbeben
Armen. Ihr leuchtend rotbraunes Haar fiel locker auf eine unordentliche, beinahe schon wilde Art über ihre Schultern, und sie trug einen ledernen Kilt und eine Weste. Sie hätte schön wirken können in ihrer eigensinnigen, aufrechten Art, wären da nicht der finstere, missbilligende Blick und die nach unten gezogenen Mundwinkel gewesen.
„Du bist Thrall, Sohn von Durotan", sagte sie ohne jede Einleitung.
„Der bin ich", antwortete er.
„Ein schmutziger Name. Hier wirst du Go'el genannt."
Ihre Direktheit erschütterte ihn. Seit sehr vielen Jahren war er nicht mehr herumkommandiert worden, nicht, seitdem er sich des Frostwolfklans und O rgrimm Schicksalshammers eines Abends vor langer Zeit als würdig erwiesen hatte.
„Go'el mag der Name gewesen sein, den meine Eltern für mich ausgesucht haben, aber das Schicksal hat anders entschieden. Ich bevorzuge Thrall."
Sie wandte den Kopf ab und spie verächtlich aus. „Ein Menschenwort, das ,Sklave' bedeutet. Es eignet sich nicht für einen Orc, schon gar nicht für einen, der andere Orcs anführen will - selbst diejenigen, die nicht in seiner Welt leben."
Thralls Nüstern bebten angesichts der Beleidigung, und seine Stimme nahm einen scharfen Klang an. „Ich bin der Kriegshäuptling der Horde, ein Schamane, und ich habe dafür gesorgt, dass die Allianz meinen Namen fürchtet, der einst Sklave bedeutete. Für sie steht er für den Ruhm und die Macht der Horde. Ich möchte dich bitten, den Namen zu benutzen, den ich bevorzuge."
Sie zuckte mit den Achseln. „Du kannst ihn behalten, aber wir werden dich nicht so nennen. Wenn ich mich nicht irre, bist du nicht als Kriegshäuptling der Horde hier, um uns herumzukommandieren, sondern als Schamane, um Weisheit zu finden."
„Das stimmt." Thrall unterdrückte den gerechten Zorn, der in ihm brodelte. Er hatte Garrosh für solche Dinge gescholten und würde nun seinen eigenen Rat befolgen und ruhig bleiben. „Ich bin hierhergekommen, um von meiner Großmutter zu lernen, Großmutter Geyah. Würdest du mich jetzt bitte zu ihr bringen?"
Seine Stimme klang höflich, doch keineswegs unterwürfig. Das Orcmädchen schien - wenn auch nur ein wenig - besänftigt.
„Das werde ich", sagte sie. „Und zweifellos wirst du viel von ihr lernen. Sie hat jedoch entschieden, dass dir die meisten Lektionen von einem anderen Lehrer erteilt werden, da sie schnell müde wird."
„Jeden, den Geyah für fähig hält, mir etwas beizubringen, will ich demütig akzeptieren", sagte Thrall mit äußerster Ernsthaftigkeit. „Wie heißt er?"
„Ihr Name ist Aggra", sagte das Mädchen, wandte sich ab und ging schnell voraus. Sie erwartete offensichtlich, dass er ihr folgte.
„Ich freue mich darauf, Aggra kennenzulernen."
Sie warf ihm einen amüsierten Blick über die Schulter zu und lächelte verschmitzt. „Das hast du bereits." Thrall taumelte leicht, als er die Bedeutung ihrer Worte erfasste.
Ihr Ahnen, gebt mir Kraft!, dachte er.
Das Essen war einfach: geröstete Grollhufe, Mag'har-Kornbrot, verschiedene Früchte und Gemüse und klares, reines Wasser, um alles hinunterzuspülen. Thrall hatte nie besonderen Gefallen an opulentem Essen gefunden und die meiste Zeit seines Lebens das schlichte, nahrhafte Essen bekommen, das auch den Gladiatoren gereicht wurde. Deshalb hatte er keinerlei Einwände gegen dieses Mahl. Das Fehlen jeglichen Prunks gefiel ihm ebenso, wie er Geyahs Anwesenheit genoss. Sie war älter geworden, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte, und dieses eine Jahr hatte seinen Tribut gefordert. Doch sie war weit davon entfernt, gebrechlich zu sein, und ihr Geist war so lebhaft und stark wie eh und je. Thrall konnte nicht umhin, den Unterschied zu Drek'Thar zu bemerken. Manchmal schien das Schicksal den einen gnädiger zu behandeln als den anderen.
Er hätte verlangen können, dass nur sie beide bei dem Mahl anwesend waren. Aggra saß neben Geyah und war ganz offensichtlich die Favoritin der alten Frau, was Thrall verblüffte. Sie sprach nicht viel, doch wenn sie es tat, waren ihre Worte knapp und nicht selten schroff. Geyah schien diese offensichtliche Respektlosigkeit nicht im Geringsten zu stören. Als Aggra aufstand, um Wasser für sie zu holen, beugte Thrall sich zu seiner Großmutter hinüber.
„Das Mädchen zeigt nicht den Respekt, der dir zusteht, Großmutter", sagte er leise.
„Andere würden sagen, dass du das ebenso wenig tust, weil du mich wie deine leibliche Großmutter behandelst", antwortete
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