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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zwei Schallplatten laufen. Dann haute er ab. Einige
Gäste betraten das Bistro. Andere gingen hinaus. Ich bestellte noch mal das
gleiche. Immer noch keine Spur von Colin. Er verpaßte immer mehr seinen
Auftritt.
    „Das ist nicht normal“, sagte
ich. „Man läßt andere nicht auf den Kohlen sitzen, die so glühend auf einen
warten. Ich weiß, wovon ich spreche. Im Ernst, er ist bestimmt tot!“
    Meine Begabung für so was ist
ja allgemein bekannt. Vielleicht mußte man aber nicht gleich mit dem
Schlimmsten rechnen. Hélène begriff.
    „Ich bitte Sie!“ rief sie.
„Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!“
    „Mit dessen Hilfe würde ich
aber auf einen Schlag fünfundzwanzigtausend Francs gewinnen... Aber mit oder ohne Teufel: Finden Sie diese Verspätung normal?“
    „Wenn ich mir’s genau
überlege... wirklich „Komischer Kerl. Wissen Sie, wo er wohnt? Wenn es hier in
der Gegend ist...“
    „Er hat mir seine Karte
gegeben.“
    Sie holte aus ihrer Tasche eine
ziemlich schäbige Visitenkarte. Darauf stand in einer Schrift, die originell
sein wollte, aber nur lächerlich wirkte:
     
    NICOLSS
    Schauspieler und Vortragskünstler — Pariser Konzertsäle
    3bis, Rue de la
Grange-aux-Belles
     
    Pariser Konzertsäle!
Passepartout, der nirgendwo paßt. „3bis, das ist in der Nähe des Kanals. Nicht
am Ende der Welt. Also, Hélène, wir gehen hin und sehen nach, ob er nicht
abgekratzt ist. Jetzt will ich’s genau wissen.“
    „Wenn Sie möchten“, sagte sie.
    Auch ihr kam es so langsam
seltsam vor, daß der alte Gockel uns versetzte. Ich zahlte. Als ich schon fast
draußen war, kehrte ich noch einmal um und fragte den Kellner:
    „Monsieur Colin, genannt
Nicolss, Pariser Konzertsäle. Kennen Sie den?“
    „Ja, M’sieur“, sagte er. „Ein
Stammgast. Na ja, was man so Stammgast nennt.“
    „Ach!“
    „Ja.“
    „Natürlich. Wir waren mit ihm
verabredet. Er ist noch nicht da, deshalb gehen wir noch ein paar Schritte.
Wenn er inzwischen auftaucht, sagen Sie ihm doch bitte, er solle warten, ja?
Und wenn er wissen will, auf wen: Hélène.“
    „Hélène?“
    Er glotzte mich an, zeigte dann
auf meine Begleiterin.
    „Ach so!“ sagte er beruhigt.
„Madame?“
    „Geht mich nichts an.“
    Sein Blick verlor sich in der
Vergangenheit oder einfach nur in die Zeit des Tout-Va-Bien, des Bistros am
Boulevard Saint-Denis, mit seinem ganz speziellen Ruf. Jetzt war dort ein
Kaufhaus. Welchen Ruf dieses Kaufhaus hatte, weiß ich nicht.
    „Ach, wissen Sie!“ seufzte er.
„Schön. Ich werd’s ausrichten...“
    Anscheinend erinnerte er sich
an das Trinkgeld, das ich ihm gegeben hatte; wollte mir einen Gefallen tun.
Neugierig sah er mich an: Hm... Sie haben sich hier verabredet?“
    Er schien überrascht.
    „Ja. Ist das verboten?“
    Er lachte:
    „Um Gottes willen, nein!
Monsieur Nicolss könnte sich den ganzen Tag hier mit Leuten treffen, ich würde
mich nicht beschweren. Nämlich, jedesmal, wenn Monsieur Nicolss sich hier
verabredet... Ja, ja, komm schon!“
    Ein neuer Gast hatte sich an
die Theke gestellt. Der Kellner bediente ihn, kam dann wieder zu mir und fuhr
mit seinem Geschwätz fort:
    „Hören Sie, ich will ihn nicht
schlechtmachen, den Nicolss, aber von dem kann ich nicht satt werden...
jedesmal, wenn er sich mit jemandem verabredet, pumpt er ihn zum Schluß an,
mehr oder weniger, und so komm ich dann wieder zu meinem Moos, tja... Nur, wenn
er sich hier mit Ihnen verabredet hat, versteh ich nicht, daß er Sie versetzt.
Sie warten doch schon ‘ne Ewigkeit hier, oder?“
    „Ich versteh das auch nicht.
Ist er denn sonst pünktlich?“
    „Sehr pünktlich. Ja, ich
glaube, er ist sehr pünktlich...“
    Er wischte mit einem Tuch
nachlässig und überflüssigerweise über die jungfräulich reine Theke.
    „Also, ich glaube, Sie haben
Batifol mit Chez Paul verwechselt, das hört sich ähnlich an.“
    „Chez Paul?“
    Er hörte mit dem Gewische auf
und legte den feuchten Lappen hin.
    „Ein Bistro an der Gare de
l’Est. Da geht er auch sehr oft hin. Ich kenn das Spiel schon. Hier wird es ihm
so langsam peinlich, weil er in der Kreide steht, der alte Gauner, verstehen
Sie? Wenn er die Leute woanders anpumpt, krieg ich nichts mit, und weg ist’s.
Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, das ist eine Schweinerei.“
    „Werd ich ausrichten. Gare de
l’Est, sagen Sie?“
    „Genau
Ecke Avenue de Verdun. Chez Paul.“
    „Danke für den Tip. Ich werd
hingehen...“
    Ich zwinkerte ihm zu. „...oder
lieber nicht. Kommt

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