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Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.

Titel: Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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und zog die unterste Schublade auf. Das einzige, was sie enthielt, war eine halbautomatische Pistole vom Kaliber.25.
    Es war eine sehr kleine Westentaschenwaffe italienischer Fabrikation, die fünf Patronen faßte. Stallings hätte sie beinahe in einer Hand verbergen können. Aber er wollte, daß Ione Gamble sie sah. »Es ist eine Kanone, Ione. Aber ich werde Sie nicht damit erschießen. Sie sollen nur wissen, daß Ihr neuer Leibwächter bewaffnet ist.« Er ließ die kleine Pistole in seine Jackentasche fallen.
    »Und was machen wir nun, mit dieser einzigen, winzigen Waffe?« fragte sie ihn.
    »Wir warten.«
    Rick Cleveland setzte sich hinter den Schreibtisch der blonden Sekretärin. »Worauf warten wir denn?«
    »Auf das, was auch immer passieren mag«, antwortete Stallings.
    »Und was meint ihr beiden, was passieren könnte?«
    »Etwas Entsetzliches«, sagte Ione Gamble.

42
    Um 20.49 Uhr an diesem Abend lag Otherguy Overby flach auf dem Bretterboden des Baumhauses und spähte hinunter zu Colleen Cullen, die gerade den letzten Kontrollgang über ihr zwei Hektar großes Grundstück beendet hatte. In der linken Hand hielt sie eine sechzig Zentimeter lange Taschenlampe, die rechte drückte den verkürzten Kolben der Schrotflinte – deren Lauf geradeaus gerichtet war – fest in ihre rechte Hüfte.
    Um 20.51 Uhr hatte Colleen Cullen die Pension erreicht, stieg die neun Stufen zur Veranda hinauf und betrat das Haus. Eine Minute später gingen drinnen die Lichter aus. Nur die beiden Hundert-Watt-Birnen auf der Veranda brannten noch.
    Overby hatte das Baumhaus kurz nach zwanzig Uhr entdeckt, als er langsam durch das geschlendert war, was er zunächst für eine Art Urwald gehalten hatte, was aber in Wirklichkeit nichts anderes als ein relativ gut gepflegtes, etwas über einen Hektar großes Gehölz aus Pinien, Platanen, Eukalyptus und ein paar sehr alten Steineichen war. Eine Weile vorher war er am Tor zu der langen gepflasterten Auffahrt mit ihrem immer beleuchteten roten Neonschild vorbeigefahren. Er war auf der schmalen Asphaltstraße noch eine Viertelmeile weitergefahren, hatte den gemieteten Ford auf dem Seitenstreifen abgestellt, war ausgestiegen, hatte den Wagen abgeschlossen und war in dem Gehölz verschwunden, das er zunächst für ein Dickicht hielt.
    Acht Minuten später stolperte er über eine Wurzel, versuchte, das Gleichgewicht zu halten, fiel aber trotzdem auf den Hintern und starrte genau zu der Stelle hinauf, wo das Baumhaus in einer Platane vom Mond beschienen wurde. Der Baum stand gleich neben der langen gepflasterten Auffahrt und keine zwanzig Meter vom Haus entfernt. Overby schätzte, daß das Baumhaus noch nicht sehr alt war und sich mehr als vier Meter über der Erde befand. Sechs Kanthölzer, jedes von ihnen über einen halben Meter lang, waren im Abstand von sechzig Zentimetern an den mächtigen Stamm der Platane genagelt worden und bildeten eine grobe Leiter. Das Baumhaus selber war überhaupt kein Haus, sondern eine trapezförmige Plattform, die man in die erste Gabelung der Platane gezwängt hatte. Sie war knapp zwei Meter lang und ungefähr eins zwanzig bis eins fünfzig breit. Der Rahmen, der sie trug, bestand aus weiteren Kanthölzern, die Plattform selbst war aus Fichtenbrettern zusammengezimmert. Ganz offensichtlich war das Ding für Kinder viel zu gefährlich, und Overby, der als kleiner Junge nie ein Baumhaus gehabt hatte, fragte sich, ob Colleen Cullen es sich wohl gebaut hatte – oder hatte bauen lassen –, weil auch sie als Kind keines besaß.
    Kurz vor einundzwanzig Uhr raste eine schwarze Ford-Limousine die gepflasterte Zufahrt hinauf und setzte dann rückwärts in den fächerförmigen Parkplatz, als wollte der Fahrer den Wagen für eine schnelle Abfahrt bereitstellen. Overby schaute vom Baumhaus aus zu, wie Georgia Blue, vom Mond und den beiden Verandalichtern beleuchtet, vom Beifahrersitz glitt. Sie hielt einen Revolver zwischen beiden Händen und ließ ihren Blick schnell über den ganzen Vorplatz schweifen. Quincy Durant stieg auf der Fahrerseite aus, eine Pistole in der rechten Hand, die blaue Nylontasche für 8,95 Dollar plus Mehrwertsteuer in der linken. Durant lief mit eiligen Schritten zur Treppe der rund um die Pension herumführenden Veranda.
    Georgia Blue folgte ihm – rückwärts gehend. Ihre Augen und die Waffe suchten immer wieder den Vorplatz des Hauses ab. Als Durant die unterste Treppenstufe erreicht hatte, blieb er stehen und sagte über die Schulter hinweg

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