Wu & Durant 03 - Voodoo, LTD.
»Ich verstehe dich nicht mehr, Otherguy.«
Overby nickte nachdenklich. »Da bist du nicht der einzige.«
Nachdem sie ungefähr hundert Meter den Strand entlangspaziert waren, kehrten Artie Wu und Howard Mott um und gingen wieder zum Haus zurück. Sie gingen ein paar Augenblicke lang schweigend nebeneinander her, dann sagte Mott: »Ich nehme an, Sie haben das über den Krieg gehört?«
»Daß er vorbei ist? Einer der Polizisten hat’s mir erzählt. Vielleicht war es die Sorge um mein eigenes Schicksal, aber es hat mich merkwürdig kalt gelassen. Wir leben wohl in einer komischen Zeit.«
»Der Krieg wird denen bei den Wahlen nützlich sein.«
»Meinen Sie? Wann sind die – in zweiundzwanzig Monaten? Wenns mit der Wirtschaft weiter zurückgeht, wird sich kein Mensch mehr daran erinnern. Aber wirklich kein einziger.«
»Gehen Sie noch wählen?« fragte Mott.
»Pflichtbewußt.«
»Dafür oder dagegen?«
»Dagegen«, antwortete Wu. »Ich glaube kaum, daß heutzutage noch jemand für etwas stimmt.«
Schweigend gingen sie weiter, bis Wu auf Mott herunterschaute und sagte: »Also, Howie, wie haben Sie mich rausgeholt?«
»Beziehungen.«
Wu nickte ein paarmal, das Nicken sollte wohl anzeigen, daß er kapiert hatte, und gleichzeitig ein Hinweis auf seine Neugier sein. »Ich würde gerne Näheres darüber erfahren.«
»Ich habe einen der Seniorpartner der Kanzlei angerufen, mit der ich in dem Gamble-Fall zusammenarbeite. Er war mir noch eine Gefälligkeit schuldig – eine ziemlich große sogar. Ich habe ihm ganz offen erklärt, daß ich mich wieder in seiner Schuld fühlen würde, wenn er eine Möglichkeit sähe, die ganze Sache niederzuschlagen. Außerdem erwähnte ich, daß ich – wenn nötig – ungefähr ein Dutzend Zeugen aufmarschieren lassen könnte, die unter Eid aussagen würden, daß Sie und Durant genau zu der Zeit, als die gute Rosa Alicia Chavez den chino grande gesehen haben will, auf der Ocean Avenue Ein-Dollar-Scheine verteilt haben.«
»Hat er Ihnen geglaubt?«
»Nein, aber es war Munition für ihn. Also hat er jemanden angerufen, der ihm eine Gefälligkeit schuldig war, und dieser Jemand hat jemand anderen angerufen, und so ging’s die Leiter nach oben, bis sie bei dem Jemand angekommen waren, der mit einem einzigen Anruf dafür sorgen konnte, daß Sie auf freien Fuß gesetzt wurden.«
»Jetzt bin ich in Ihrer Schuld«, sagte Artie Wu.
»Das sind Sie wirklich«, bestätigte Mott. Schweigend gingen sie ein paar Schritte weiter, dann fragte Mott: »Warum haben Sie eigentlich stillgehalten?«
»Die mußten einfach jemanden verhaften«, erklärte Wu. »Da gab’s diese vielen Mietwagen-Quittungen und Kreditkarten-Transaktionen. Zu viele Leute wußten, daß wir in der Stadt waren. Wir mußten den Cops jemanden geben. Georgia durfte es nicht sein, weil sie wegen ihres Passes, der nicht ganz koscher ist, die größte Schwachstelle war. Otherguy wäre noch eine Möglichkeit gewesen. Er wäre da elegant wieder rausgesteppt, aber er hatte Kontakte, auf die wir nicht verzichten konnten, und ganz unter uns: Wir hätten uns bis ans Ende unserer Tage das Hohelied seines großartigen Opfers anhören müssen. Dann gab’s noch Booth. Aber der ist Gott sei Dank seinem eigenen Steckenpferd nachgegangen – der Rick-Cleveland-Connection –, und außerdem hat er sich um das Geld gekümmert und uns bewirtet – wenn auch miserabel. Also blieben noch Durant und ich. Und da ich nicht auf mein Durant-Blue-Experiment verzichten wollte, mußte ich mich selbst zur Verfügung stellen. Und ich hatte ja auch, ehrlich gesagt, selber nichts Nutzbringendes beizutragen.« Wu lächelte zu Mott hinunter. »Frage zufriedenstellend beantwortet?«
»Interessant«, sagte Mott.
»Bleiben Sie zum Frühstück?«
»Was gibt’s denn?«
»Ich denke, Booth wird bald mit ein paar Eier-McMuffins anrücken.«
»Ach, vielleicht sollte ich Ione anrufen und sie fragen, ob sie nicht Lust auf einen frühen Lunch hätte, vielleicht im Bel-Air? Was meinen Sie?«
»Ausgezeichnete Idee«, sagte Wu.
Das Austeilen der fünf beglaubigten Schecks und der fünf Umschläge mit je 5000 Dollar in bar wurde um 10.19 Uhr ohne großes Zeremoniell von Booth Stallings erledigt. Durant entschuldigte sich anschließend und ging zum Telefon in seinem Schlafzimmer, um Ione Gamble anzurufen und sie zum Lunch einzuladen.
»Zum Lunch bin ich besetzt«, antwortete sie, »aber ich wäre zum Abendessen frei.«
»Ich fliege ab.«
»Zurück nach
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