Wuestenfeuer in Seinem Blick
ihrer Mutter, deren Schönheit im ganzen Süden gerühmt wurde. Viele fanden, dass ihr in ihrer Jugend der Titel Miss South Carolina zugestanden hätte – wären solche Wettbewerbe nicht weit unter ihrem Niveau gewesen.
In für ihre Familie schwierigen Zeiten hatte sie Reginald Kincaid geheiratet. Bald war sie in Charleston als vollendete Gastgeberin bekannt geworden und hatte damit der erst kurz davor zu Geld gekommenen Familie der Kincaids entscheidend zu gesellschaftlicher Anerkennung verholfen.
Zu dieser Hochzeit hätte sie beinahe nicht kommen können. Weil man sie des Mordes an ihrem Mann verdächtigt hatte, war sie mehrere Monate in Untersuchungshaft gewesen. In dieser Zeit hatte Laurel befürchtet, ihre Mom würde tatsächlich verurteilt werden!
Aber schließlich war sie wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Jetzt lag der Tatverdacht auf dem düsteren Halbbruder, den Laurel und ihre Geschwister bei der Beerdigung ihres Vaters kennengelernt hatten. Nie würde sie diesen Tag vergessen, an dem das jahrzehntelange Doppelleben ihres Vaters ans Licht gekommen war.
Jack Sinclair, der Halbbruder, hatte sich neben seine Mutter Angela gesetzt – die Frau, die Reginald Kincaid ein Leben lang heimlich geliebt hatte. Angelas anderer Sohn saß auf ihrer anderen Seite. Die Sinclairs waren eingeladen worden, weil Elizabeth stets Wert darauf legte, das Richtige zu tun – selbst wenn es ihr unangenehm war.
Angela Sinclairs Söhne waren Halbbrüder und sehr verschieden. Jack hatte etwas Düsteres, Unberechenbares an sich, der blonde Alan hingegen wirkte offen und freundlich.
Laurel entschied, dass jetzt die Fantasie mit ihr durchging, und konzentrierte sich wieder auf die Trauung.
„Sie dürfen die Braut jetzt küssen“, verkündete der Heiratsbeamte.
Eli beugte sich zu Kara, die fast einen Kopf kleiner war als er.
Laurel sah diskret zur Seite – und direkt in ein Paar lebhafte dunkle Augen.
Die früheren Kinderzimmer von Laurel, Kara und Lily im ersten Stock des Herrenhauses dienten während der Hochzeit als Garderobe der Braut. Laurel stand in der Tür zu Karas Zimmer und betrachtete die verstreut herumliegenden Accessoires.
Aus offenen Schuhkartons auf dem Boden quoll feines Seidenpapier. Ein kleines Blumensträußchen war offenbar von den Blumenmädchen auf dem Bett vergessen worden. Der zarte Spitzenschleier, den Kara während der Trauung getragen hatte, lag bereits wieder ordentlich über einem Stuhl.
Auf der Kommode standen eine Flasche in einem Eiskühler und vier Gläser. Der richtige Zeitpunkt für eine Champagnerpause, entschied Laurel. Und gut für die Nerven …
Kara stand vor dem Drehspiegel und beäugte ängstlich ihr Kleid von hinten. „Ich habe mir doch kein Loch hineingerissen, Laurel? Ich glaube, ich bin mit dem Absatz darin hängen geblieben.“
Laurel trat näher und untersuchte den fein genähten Saum. „Nein, alles in Ordnung. Kein Grund zur Sorge.“
„Gott sei Dank.“ Erleichtert atmete Kara auf.
Laurel betrachtete das Gesicht ihrer Schwester: Die Haut schien vor Glück zu glühen, auch ohne Rouge. Dezent aufgetragener Lidschatten betonte die grünen Augen, die ihren eigenen so sehr glichen. Nur die Lippen wirkten etwas farblos.
„Du bist eine wunderschöne Braut, Mrs Houghton, auch wenn dir der Bräutigam den Gloss von den Lippen geküsst hat“, sagte sie lächelnd und schlang vorsichtig, damit dem Kleid nichts passierte, die Arme um Kara.
Aber Kara teilte ihre Vorsicht nicht und drückte sie fest an sich. „Ich bin dir ja so dankbar, dass du deine Verlobung mit Eli gelöst hast.“
Laurel sah in die grünen Augen, die sie von ihrer Mom geerbt hatten. „Wir wären nicht glücklich miteinander geworden.“ Die Verlobung hatte sich wie von selbst ergeben, aber schon bald hatte sie gemerkt, dass etwas sehr Wichtiges fehlte.
Statt sich auf die Hochzeit zu freuen, hatte sie immer mehr bedauert, wie vorhersehbar und langweilig ihr Leben geworden war. Auch die Hochzeitsvorbereitungen hatten ihr keinen Spaß gemacht.
Irgendwie passte das alles nicht zu ihr. Sobald sie das erkannt hatte, hatte sie eine Liste erstellt. Mit der Überschrift Mein eigenes Leben .
Punkt eins: Mit Eli Schluss machen.
Das hatte so hart und grausam geklungen, dass sie daran gezweifelt hatte, ob sie das jemals fertigbekommen würde. Was sollte aus seinen Gefühlen werden, aus den Hoffnungen seiner Familie?
Doch zugleich hatten diese wenigen Worte zu einer Klarheit geführt, die ihr lange
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