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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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was eine ungemütliche nahe Abschussposition erforderlich machte. Während des Ersten Weltkriegs wurden die meisten Handelsschiffe mit Hilfe der Deckskanonen der U-Boote versenkt. Dem U-75 blieb diese Möglichkeit gegen den schwerbewaffneten Kreuzer jedoch versagt, vor allem bei der augenblicklich recht rauen See.
    In Position für den tödlichen Schuss, klebte der Kapitän geradezu am Periskop und wartete auf seine Beute.
    Ein weiterer Strahl Mondlicht, der durch die Wolkendecke drang, enthüllte, dass der Oberleutnant mit seiner Einschätzung fast genau ins Schwarze getroffen hatte.
    Das feindliche Schiff war offenbar ein Panzerkreuzer und ein wenig kleiner als die furchteinflößenden Dreadnoughts.
    »Rohr eins und zwei bereithalten für Abschuss«, befahl Beitzen.
    Der Kreuzer war nur noch gut einen Kilometer entfernt, seine enorme Masse verdeckte bereits den Horizont. Eilig überprüfte Beitzen die Zieleinstellung der Torpedos und fasste seine Beute wieder ins Auge. Das Schiff näherte sich schnell dem Operationsbereich ihrer Torpedos.
    »Bugklappen öffnen«, befahl er.
    Ein paar Sekunden später drang eine Rückmeldung aus dem Lautsprecher im Kontrollraum: »Bugklappen geöffnet.«
    »Rohre eins und zwei für Abschuss bereithalten.«
    »Bereit«, kam die Bestätigung.
    Beitzen verfolgte den Kurs des Kreuzers im Periskop und wartete geduldig, während die Mannschaft nahezu geschlossen den Atem anhielt. Er beobachtete, wie der Kreuzer direkt vor ihnen erschien. Beitzen holte kurz Luft und öffnete den Mund, um das Kommando zum Feuern zu geben, als ein greller Lichtblitz das Okular des Periskops ausfüllte. Eine Sekunde später erklang eine gedämpfte Explosion, deren Druckwelle den Stahlkörper des Minen-U-Boots durchschüttelte.
    Entgeistert starrte Beitzen durch das Periskop, als Flammen und Rauchwolken aus dem Kreuzer schlugen und den nächtlichen Himmel dunkelrot färbten. Das große Kriegsschiff erschauerte und schüttelte sich, und dann tauchte sein Bug tief in die Wellen ein. Das Heck stieg steil in die Höhe, verharrte für einige Sekunden in dieser Position und drückte schließlich den Bug in Richtung Meeresgrund. Nach weniger als zehn Minuten war von dem riesigen Kreuzer nichts mehr zu sehen.
    »Voss… sind Sie ganz sicher, dass in diesem Quadranten keine Minen abgesetzt wurden?«, fragte er heiser.
    »Ich bin mir ganz sicher«, erwiderte der Offizier und zog noch einmal die Karte zu Rate, auf der die verschiedenen Minenfelder eingezeichnet waren.
    »Sie ist weg«, murmelte Beitzen schließlich und sah die Männer im Kontrollraum, die auf seine Befehle warteten, ein wenig ratlos an. »Bugklappen schließen und Gefechtsbereitschaft beenden.«
    Während die enttäuschte Mannschaft ihren Routinedienst wieder aufnahm, blieb der Kapitän am Periskop und starrte weiterhin durch das Okular. Eine Handvoll Überlebende hatte in Rettungsbooten Zuflucht gefunden, aber bei dem heftigen Seegang gab es nichts, was der deutsche U-Boot-Kapitän hätte tun können, um ihnen zu helfen. Während er die leere schwarze See um das U-Boot herum betrachtete, suchte er fieberhaft nach einer Erklärung für das soeben Erlebte. Aber keine noch so gewagte Theorie ergab einen Sinn. Kriegsschiffe explodierten nun mal nicht von selbst.
    Es dauerte eine Weile, bis sich Beitzen vom Periskop losriss und schweigend zu seiner Kabine trottete. Da ihm die Mächte des Schicksals einen baldigen Heldentod bescherten, sollte er nie erfahren, weshalb die
Hampshire
vor seinen Augen in die Luft geflogen war.
    Doch bis zu seinem Tod konnte der junge Kapitän das Bild von den letzten Minuten des Kreuzers, in denen das riesige Kriegsschiff scheinbar völlig grundlos untergegangen war, nicht aus seinem Gedächtnis verdrängen.

TEIL I
1
    JULI 2012
KAIRO, ÄGYPTEN
    Die Mittagssonne brannte durch die dichte Schicht aus Staub und Abgasen, die wie eine schmuddelige Decke auf der alten Metropole lag. Bei Temperaturen von über fünfunddreißig Grad Celsius schlenderten nur wenige Besucher über die heißen Steine, mit denen der mittlere Innenhof der Al-Azhar-Moschee gepflastert war.
    Im östlichen Teil Kairos und gut drei Kilometer vom Nil entfernt gelegen, ist die Al-Azhar-Moschee eines der wichtigsten historischen Bauwerke der Stadt. Im Jahr 970 von fatimidischen Eroberern errichtet, wurde die Moschee im Laufe der Jahrhunderte immer wieder renoviert und vergrößert und erlangte schließlich den Status als fünftwichtigste Moschee des Islam.

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