Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Hochzeitsgesellschaft die Kirche in Kandersteg betritt. Als die Hochzeitsgäste die Kirche wieder verlassen, hat strahlender Sonnenschein die Schneewolken vertrieben. Das anschliessende Essen findet in einem in ganz Deutschland berühmten Hotel in Spiez statt, im Belvedere, wo sich 1954 die deutsche Fussballnationalmannschaft auf das «Wunder von Bern» einstellte.
Tafelmajor spielt der TV-Sportreporter und Bundesratsbruder Martin Furgler. Ohne vorherige Absprache mit dem Brautpaar eröffnet Furgler kurz nach Mitternacht der verdutzten Hochzeitsgesellschaft, dass er den frisch Vermählten nun Bettruhe verordne. Die beiden müssten morgen früh nach Stockholm fliegen. Vor dem Aufbruch in die Flitterwochen geht es nämlich zunächst noch an die dortige Universität, wo der Bräutigam einen Vortrag halten müsse – nicht über das «Wunder von Bern», sondern über das «Wunder von Sapporo». Ogi ist damals ein gefragter Mann: Alle wollen von ihm wissen, wie er diesen aussergewöhnlich Schweizer Medaillensegen eingefädelt hat.
Dann die Flitterwochen in Kenia! Flitterwochen ist eigentlich der falsche Ausdruck, wahre Abenteuerferien werden das! Es beginnt mit den Problemen schon kurz nach dem Abflug der viermotorigen Maschine der «African Safari Airways». Motorschaden über den Alpen! Zurück nach Basel! Auf und neben der Piste ist das ganze «Rösslispiel» aufgefahren: Feuerwehr, Ambulanzen, Polizei.
Nicht genug damit: Nach dem Flugzeugwechsel geht es erst mal problemlos nur bis Bengasi in Libyen, wo das Flugzeug aufgetankt werden muss. In der Transithalle fällt einem vorlauten Schweizer nichts Besseres ein, als lauthals über Diktator Gaddafi zu schimpfen. Er wird prompt verhaftet. Dem Rest der Fluggäste wird der Weiterflug nach Mombasa vorerst untersagt.
Ihre Antwort kommt klar und unmissverständlich: «Dölfi, du bist zwar fähig, eines Tages Bundesrat zu werden, aber meinen ‹Leuen› kannst du nicht führen.»
Riesiges Palaver, endlose Verhandlungen – bis ein findiger Fluggast aus der Schweiz auf ein Bild in der Schweizer Zeitung «Der Bund» weist: Es zeigt EMD-Vorsteher Rudolf Gnägi mit einem schwarzen Schweizer Soldaten. «Das Bild hat unsere Reise gerettet», erinnert sich Dölf Ogi, «es war der Beweis, dass wir ein gutes Land sind, in dem Soldaten aller Hautfarben Militärdienst leisten dürfen.» Das habe die libysche Seite so nach und nach beruhigt.
Aber das Abenteuer ist noch nicht zu Ende: In Mombasa gibt es diesmal Probleme beim Ausfahren des Fahrwerks. Wieder Feuerwehr und Ambulanzen neben der Piste … Und während des Rückflugs in die Schweiz platzt bei der Zwischenlandung in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ein Reifen. Weiter nach Kairo. Alarm! Nach einem palästinensischen Anschlag in Israel droht ein israelischer Vergeltungsschlag aus der Luft. Alle Fluggäste müssen sich unter Tischen und Türstöcken in Deckung bringen. Die israelischen Kampfflugzeuge überfliegen glücklicherweise das Flughafengelände, ohne ihre Bombenlast abzuwerfen.
Und zu guter Letzt verschüttet eine Stewardess kurz vor der Landung in Zürich noch eine ganze Ladung Orangensaft über Ogis Hosen.
Aber die zwei Wochen Safari in Kenia, mit all den wilden Tieren, seien sehr schön und eindrücklich gewesen …
1973 kommt das erste Kind zur Welt. Der Bub, Mathias, wird am 30. August 1973 geboren. Knapp anderthalb Jahre später folgt am 24. Januar 1975 ein Mädchen, Caroline. Mathias kommt mehr als einen Monat zu früh. Adolf Ogi steckt als Kompaniekommandant in Adelboden noch im WK, als in der Nacht bei seiner Frau die Wehen einsetzen. Am Morgen will der «Kadi» die Tagwache der Kompanie kontrollieren. Auf dem Weg ins Kantonement kommt ihm der Feldweibel Hansruedi Scheuner aufgeregt entgegen: «Hier ist dein Autoschlüssel, fahr sofort nach Bern in die Klinik Engeried. Du bist Vater geworden!»
Um sieben Uhr betritt Dölf Zimmer 150 des Spitals, umarmt seine Katrin und nimmt sein erstes Kind in die Arme. Ganze 150 rote Rosen seiner Kompanie sind schon vor ihm eingetroffen! Der Materialchef der Kompanie ist Besitzer einer Gärtnerei in Münsingen – er hat sofort gehandelt und im Namen von Ogis Soldaten die Rosen geschickt. Jede Rose wird jedem Soldaten unbürokratisch einzeln vom Sold abgezogen. Bei der zweiten Geburt darf der Vater dabei sein. Dölf Ogi schildert die Geburt von Caroline als «sehr, sehr eindrückliches Erlebnis.» Er sei natürlich hocherfreut gewesen, dass das zweite Kind ein
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