Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Vorwort
KOFI A. ANNAN
Als ich ‹Dolfi› Ogi zum ersten Mal traf, war er Schweizer Verteidigungsminister (Vorsteher des Eidgenössischen Militärdepartements) und ich war Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen für Friedenssicherungseinsätze. Dolfis Elan und seine aktive, resultatsorientierte Art gefielen mir auf Anhieb. Ich erlebte ihn als herzlichen, offenen, ehrlichen und humorvollen Menschen.
Später, als Dolfi Bundespräsident der Schweiz war und ich Generalsekretär der Vereinten Nationen, unternahmen wir gemeinsam eine ausgedehnte Wanderung in der Umgebung von Kandersteg. Dolfi ist ein guter Wanderer und Bergführer, der seine Heimat und seine Berge bestens kennt. Während des Wanderns macht er immer wieder halt und sagt mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkt: «Schau, wie schön, wie wunderbar! Wo sonst siehst du so etwas?» Ich teile diese Wertschätzung der Natur. Ich liebe die Berge und kenne das demütige Gefühl, vor einem hohen Berg zu stehen und zu realisieren, wie klein wir Menschen sind. Wenn man mit Dolfi in einer solchen Umgebung ist, erkennt man, wie nahe er der Natur steht.
Kurze Zeit nach dieser Begegnung rief ich Dolfi an und bat ihn, mein Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden zu werden. Ich wählte ihn aus verschiedenen Gründen aus. Nicht nur besitzt er aussergewöhnliche Führungsqualitäten, er hat auch ein echtes Interesse an Menschen und die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. Ist man mit ihm unterwegs, so fällt immer wieder auf, wie offen er auf andere Menschen zugeht und wie viele Leute spontan auf ihn reagieren. Es fällt ihm leicht, Kontakte zu knüpfen, und er behandelt jeden Menschen gleich, unabhängig von dessen Stellung. Allen Menschen mit Respekt und Würde zu begegnen, zählt zu den wesentlichen Führungsqualitäten; Ogi besitzt sie in reichem Mass. Was ich zudem an ihm schätzen lernte, ist seine Fähigkeit, auf einfache und prägnante Art zu kommunizieren. Manchmal übermittelt er sehr ernste Themen auf eine unbeschwerte Art, die Botschaft aber kommt immer an.
Doch vor allem ist Dolfi Ogi ein Freund des Sports. Er kennt dessen Bedeutung und transformative Kraft. Während seiner sieben Jahre als erster UNO-Sonderberater für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden hat Dolfi viel erreicht. Er war in mancher Hinsicht ein Pionier, der das Fundament für dieses neue Amt gelegt und wichtige Impulse gegeben hat, und er war der Erste, der sich der Herausforderung stellte, eine Brücke zwischen den Vereinten Nationen und der Welt des Sports zu bauen. Als universelle Sprache kann der Sport Menschen zusammenbringen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Religion und ihrem wirtschaftlichen Status. Wenn junge Menschen sich sportlich betätigen, entwickeln sie sich emotional, eignen sich wichtige Werte wie Teamwork und Toleranz an und haben gleichzeitig Spass dabei. Es war deshalb naheliegend, dass die Vereinten Nationen die einende Kraft des Sports für ihre Friedensbemühungen und die Erreichung der Millennium-Entwicklungsziele besser nutzen mussten.
Dolfi hat die vielfältigen Möglichkeiten des Sports kreativ, mit grosser Leidenschaft und mit Erfolg weltweit eingesetzt. So hat er israelische und palästinensische Kinder auf dem Fussballfeld zusammengebracht, die Integration ehemaliger Kindersoldaten in Sierra Leone mit speziell dafür konzipierten Sportprogrammen unterstützt, die Gewalt von Jugendbanden in Kolumbien mit dem Ball bekämpft und die sogenannte «Kricket-Diplomatie» zwischen Indien und Pakistan gefördert. Auf meinen Reisen als Generalsekretär wurde mir immer wieder enthusiastisch über meinen «Special Envoy for Sport» berichtet, und noch heute erinnern sich weltweit viele Menschen an ihn. Ich bin tief beeindruckt und dankbar für die Arbeit, die Dolfi während dieser Zeit geleistet hat. Er hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Doch vergessen wir nicht seine private Seite. Dolfi ist ein echter Familienmensch: voller Hingabe für seine Frau Katrin, seine Tochter Caroline und seine Freunde. Ich weiss, wie tief der Schmerz war, als sein Sohn Mathias krank wurde, und welch schwerer Schock und Schicksalsschlag sein Tod für ihn und seine Familie bedeutete. Es ist besonders tragisch, wenn Eltern ihre Kinder zu Grabe tragen müssen.
Zu meiner Zeit als Generalsekretär war meiner Frau und mir stets bewusst, dass man als öffentliche Person in zwei Welten lebt. Dies war auch bei Dolfi der Fall. Es gibt die
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