Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
«Gib nicht auf, kämpfe weiter!» Kurze Zeit später erhält Zurbriggen einen Startplatz im Europacup: «Ich bin sicher, dass ich das Dölf Ogi zu verdanken habe», davon ist Pirmin Zurbriggen auch heute noch überzeugt.
Zurbriggen ist über all die Jahre noch etwas anderes aufgefallen: «Dölf besitzt eine bemerkenswerte, fast unheimliche Fähigkeit, Menschen, mit denen er einmal zusammengetroffen ist, wiederzuerkennen und mit passenden Worten zu begrüssen.» «Mich haben viele Funktionäre und Chefs genervt, Ogi nie», sagt Karl Frehsner. Grosses Kompliment. 17 Jahre lang ist
1990 Ogi gratuliert Pirmin Zurbriggen in Crans-Montana zu seinen unzähligen Erfolgen.
1988 Vreni Schneider mit ihren zwei olympischen Goldmedaillen in Calgary.
1987 Maria Walliser mit ihrer WM-Goldmedaille in Crans-Montana.
1984 Karl Frehsner war neben Dölf Ogi einer der grössten Architekten der Schweizer Ski-Erfolge des letzten Jahrhunderts.
1988 Marc Furrer (l.), damaliger persönlicher Mitarbeiter von Dölf Ogi und FIS-Generalsekretär Gian-Franco Kasper in Calgary.
1971 Eine ganz spezielle Aktion: Vor Sapporo 72 lässt Ogi (r.) auf dem Susten Limmi japanische Skiverhältnisse herstellen. Adolf Rösti, Bernhard Russi, Hans Schweingruber, Marco Fümm u.a. staunen nur noch.
1996 Umjubelt und mit Blumen überhäuft: Ogi mit Vreni Schneider am Zürcher Sechseläuten.
Karl Frehsner Herren-Cheftrainer beim Schweizer Skiverband, anfangs noch unter Ogis Leitung. Frehsner ist der Architekt der Grosserfolge in den Achtzigerjahren. Für den alten österreichischen Haudegen, der auch heute noch hin und wieder dem Schweizer Skisport tatkräftig zur Seite steht, gibt es ein prägendes Erlebnis: «Ogis Analysen nach den Olympischen Winterspielen von 1980 in Lake Placid – mit ‹nur› drei Bronzemedaillen – und die Konsequenzen, die er daraus gezogen hat.» Der Verband wird tief greifend reorganisiert. «Das ist für mich vorbildlich gewesen», sagt Frehsner heute. Der erfolgreiche Österreicher im Dienste der Skination Schweiz wünscht sich auf die alten Tage noch die Unterstützung des einstigen Chefs in Sachen Verbesserung seiner Fahrkünste im Schnee: «Ein paar herrliche, gemütliche Skiabfahrten, bei denen Dölf meine Fahrfehler korrigiert, das wünsche ich mir schon noch.»
Alle wollen mit ihm noch Skifahren: Roger Federer, Vreni Schneider, Karl Frehsner – nur Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder kneift …
Oder auch Karl Schranz. Adolf Ogi und Karl Schranz, ebenfalls Freunde fürs Leben. Für Ogi ist Sapporo 1972 eine Sternstunde, für Karl Schranz eine Tragödie. IOC-Präsident Avery Brundage schliesst den Topfavoriten wegen eines angeblichen Verstosses gegen den Amateurstatus von den Skiwettbewerben aus. Karli, wie ihn die Österreicher nennen, hat während eines Fussball-Benefizspiels ein Leibchen mit aufgedruckter Kaffeewerbung getragen … Das Land steht Kopf.
Doch daran denkt Karl Schranz wohl in dem Moment nicht, als er zu Hause in St. Anton am 9. Dezember 1987 zusammen mit seiner Frau Evelyn am Fernsehapparat die Schweizer Bundesratswahlen live mitverfolgt. Karli erinnert sich noch ganz genau: «Nach dem ersten Durchgang sagte ich zu Evelyn: ‹Dölf hat verwachst.›» Nach dem zweiten Durchgang reisst es die Ski-legende vom Hocker. Die Arme weit in die Höhe gestreckt, schreit Karl Schranz: «Weltklasse, Dölf, absolute Bestzeit!» Wie eine jener österreichischen Radioreporter-Legenden von damals, die uns Schweizer so genervt haben, weil sie so chauvinistisch von den Skirennen berichteten. Nochmals zur Erinnerung: Adolf Ogi ist an jenem Mittwochmorgen schon im zweiten Wahlgang gewählt worden.
Karli hat im Jahre 2000 auch mitbekommen, wie Adolf Ogi während der «EU-Sanktionen» gegen Österreich – als Folge des Eintritts der vom Rechtspopulisten Jörg Haider geführten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) in die Regierung – seinem Land unermüdlich die Stange gehalten hat: «Das nenne ich Freundschaft!» Freundschaft verpflichtet: Adolf Ogi nimmt 1981 an der Hochzeit von Evelyn und Karl Schranz teil, ebenso wie sieben Jahre später in der Innerschweiz an der Trauung von Erika Hess mit ihrem damaligen Trainer Jacques Reymond.
Der Schweizer Sport hat Ogi sehr viel zu verdanken. Er wirkt nicht nur im Vordergrund, sondern zieht auch im Hintergrund an den massgebenden Fäden. So gründet er vor 30 Jahren den «Crystal Club», bei dem im Lauf der Zeit vier Millionen Franken für den
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