Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!
Referate. Und erst die Medien!
November 2011. In London mischt er sich wie seit eh und je unter die Hundertschaft von Schweizer Treichlern, die in die englische Hauptstadt gereist sind, um auf dem Swiss Court am Leicester Square das altehrwürdige Schweizer Glockenspiel – zusammen mit Ogi – in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Auch Councillor Susie Burbridge, The Right Worshipful the Lord Mayor of Westminster, erliegt dem Charme des former President of Switzerland. «Ein bemerkenswerter Mann, das sieht man auf den ersten Blick», sagt die Bürgermeisterin auf dem Swiss Court. Drei Jahre lang war das Glockenspiel vor dem längst abgerissenen Swiss Center in London verstummt. Jetzt läuten die 27 Glocken wieder und die Figuren in Schweizer Tracht drehen sich auf den 26 Kantonswappen wieder im Kreis – nach gründlicher Restaurierung.
Wer es als Heimwehschweizer richten kann, weilt an diesem Montagvormittag am Swiss Court unter dem Publikum. So auch Benedikt Käsermann aus Bern, der an der Deutschen Schule in London, an der «German School London», Geografie und Politik unterrichtet. Käsermann hat Adolf Ogi erst kürzlich in der Heimat gesehen, als das Geographische Institut der Universität Bern das 125-jährige Bestehen feierte. Eine wirklich grosse Festrede habe Ogi dort gehalten, sagt der frühere Student des Geographischen Instituts. Und Lord Lyell ist selbstverständlich auch da, das unverwüstliche schottische Mitglied des britischen Oberhauses, das mit Dölf Ogi in den englisch-schweizerischen Parlamentarier-Skirennen früher um die Wette fuhr. «Charly» sagt nach wie vor: «Ogis Leute siegen heute!» Meist hat Ogi selber gewonnen.
Wie zwei Brüder: Ogi mit seinem engen Freund Gregor Furrer in Ascona. 2007
Trauer am Ground Zero nach der Katastrophe vom 11. September in New York. 2001
Kapitäne auf Deck: Ogi mit Post-CEO Ulrich Gygi (l.) und Generalunternehmer Bruno Marazzi auf dem Zürichsee-Dampfer «Stadt Rapperswil». 2008
2011 Neueinweihung des Schweizer Glockenspiels in London mit Urs Eberhard (Schweiz Tourismus), Robert Davis (Parlamentspräsident Westminster), Botschafter Anton Thalmann, Susie Burbridge (Major of Westminster) und Dölf Ogi (v.l.).
2009 Die Trauerfamilie an der Abdankungsfeier für Sohn Mathias vor dem bis auf den letzten Platz gefüllten Berner Münster.
März 2012. Adolf Ogi auf grosser Reise. Zusammen mit 30 Unternehmern reist er im Schosse des Swiss Economic Forums nach Indien. Die Unternehmer aus der Schweiz schätzen seinen politischen Sukkurs sehr. Als wäre er noch Bundesrat. Sie besuchen erfolgreiche indische Firmen und sie finden alte Schweizer Wurzeln, wie das Unternehmen Moser-Naef, das dereinst von Sumiswald im Emmental aus gegründet wurde, heute jedoch in indischer Hand ist und DVDs produziert.
Doch in dieser Fülle des Lebens gibt es auch Schattenseiten: Der 18. Februar 2009 markiert das einschneidenste Ereignis in Adolf Ogis Leben: Sein Sohn Mathias stirbt. Seit Ostern 2008 hat der 36-jährige, hoffnungsvolle junge Mann mit einem Krebsleiden gekämpft – mit einem besonders seltenen, einem sogenannten Weichteil-Sarkom. Zu wuchern begonnen hat es in den Muskelfasern zwischen der Luftröhre und den Bronchien.
Mathias wollte seine Freundin Manuela heiraten, sobald er wieder gesund ist – doch dazu sollte es nicht mehr kommen.
Die Zahl 18 hat eine fast magische Bedeutung im Leben von Adolf Ogi und ist in diesem Zusammenhang immer mit Anfang oder Ende verknüpft: Adolf Ogi wird an einem 18. geboren. Sein Vater wird an einem 18. zu Grabe getragen. Und schliesslich: Sein Sohn Mathias erliegt an einem 18. seinem Krebsleiden.
Es kommt viel zusammen in diesem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Schon drei Jahre zuvor hat Adolf Ogi einen vertrauten Menschen sterben sehen, nach einem Skiunfall in Crans-Montana. Er macht sich bittere Vorwürfe, dass er Erika Studer nicht davon abhalten konnte, eine abgesperrte Piste hinunterzufahren. Sie stirbt noch auf der Unfallstelle an den schweren Kopfverletzungen, die sie sich bei einem Sturz auf einen Stein zugezogen hatte. Die Ehepaare Studer und Ogi sind eng befreundet.
Und dann Mathias. An der Trauerfeier für Mathias Ogi im Berner Münster nimmt auch UNO-Generalsekretär Kofi Annan teil. Neben all den Prominenten aus Politik, Wirtschaft und Sport sind es auch auffallend viele einfache Menschen, die mit der Familie trauern. Das grosse Gotteshaus ist nicht nur bis auf den letzten Platz besetzt, sondern die zu
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