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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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verdienen, mit dem er seinen Graskonsum finanziert, Bianca, um sich an die Jungs an der Kasse ranzumachen. Und Andy? Wer weiß das schon. Der sagt so gut wie nie etwas.
    Ich habe letztes Jahr im Land der Träume angefangen, mit fast genau vierzehndreiviertel. Der Grund ist, dass ich meine Eltern ungern um Geld bitte und mir zugleich klar war, dass bei uns eh nie groß was übrig bleibt. Über Geld wird bei mir zu Hause nicht offen gesprochen, aber ich glaube, letztes Jahr war es noch knapper als sonst. Meine Schwester Liza ist nach Bathurst gezogen, um dort an der Uni zu studieren, und mein Dad war diesmal längere Zeit ohne Aufträge. Es nervte mich zusehends, andauernd um Geld bitten zu müssen. Dad sagte jedes Mal, er hätte keins und ich solle mich an Mum wenden. Mum seufzte dann, schaute genervt und händigte mir gnädigst welches aus. Da habe ich mir gedacht, jetzt reicht’s.
    Ich bin zum Einkaufszentrum gegangen und habe in jedem Laden nach Arbeit gefragt, außer beim Schlachter (igitt) und im Tabakwarenladen (von Grund auf böse). Ich musste mich jedes Mal selbst ermutigen, nachzufragen und dabei nicht ins Stottern zu geraten. In ein paar Läden hab ich ganz schön rumgestammelt, aber in den meisten haben sie sich meine Daten notiert und versprochen, sich zu melden, wenn was frei würde. Eine Woche später rief eine Dame von Woolworth an und bat mich, nach der Schule zu einem Vorstellungsgespräch vorbeizukommen. Die Woche drauf habe ich angefangen.
    Als ich am Morgen nach meiner ersten Probeschicht zum Frühstück hinunterging, las Dad gerade die Zeitung und Mum wischte den Brei meiner kleinen Schwester auf, der auf den Boden gekleckert war.
    »Ich hab einen Job bei Woolworth«, sagte ich.
    »In der Metro Fair«, fügte ich hinzu.
    »An der Kasse«, beendete ich meine Ausführungen.
    Mum nickte kurz beim Aufwischen.
    »Gut«, sagte Dad. »Sehr gut, mein Schatz.«
    Seitdem arbeite ich dreimal die Woche von 16 bis 21 Uhr und samstags, manchmal auch sonntags, von 12 bis 16 Uhr.
    Ich hab meine Arbeitszeiten schon voll verinnerlicht. Nach Schulschluss schiebe ich mich an den Horden von Mädchen, die in die Freiheit drängen, vorbei zu meinem Spind. Er befindet sich neben dem meiner besten Freundin Penny, sodass wir uns am Ende eines jeden Schultags dort treffen. Ich schäle mich aus meiner Uniform und schlüpfe in meine schwarze Hose und die schwarzen Schuhe.
    »Süße«, sagt Penny öfter mal, während sie mir dabei zusieht, wie ich mich in meine Arbeitshose hineinkämpfe und meinen Schulrock über den Kopf zerre, sehr darauf bedacht, dass mir die Bluse nicht mit hochrutscht, »das muss doch auch einfacher gehen.«
    Sie hält die Bluse fest und stützt mich, wenn ich beim Schuheschnüren das Gleichgewicht verliere. Ich stopfe die Uniform in meinen Rucksack und schnappe mir Bücher und Hefte. Dann stürzen wir uns ins Gedränge und bahnen uns den Weg nach draußen.
    So, wie Australien vom Meer umgeben ist, wird unsere Schule vom Verkehr mehrerer Schnellstraßen umringt. Sie liegt inmitten von sechsspurigen Hauptverkehrsadern voller Abgase. Wenn es regnet, bilden sich in den Abflussrinnen riesige Öllachen. Die vorbeifahrenden Busse versprühen diese ölige Gischt literweise über die Bürgersteige. Die fünf Meter zwischen Bordstein und Schulzaun erlauben kein Entrinnen. Es ist schon schlimm genug, wenn man beim Warten an der Bushaltestelle vom Regen durchnässt wird, aber wenn es einen morgens dann noch auf dem Weg zum Schuleingang erwischt, toppt das wirklich alles.
    Nach der Schule fahr ich immer mit dem 760er Bus. Einen Sitzplatz kriege ich nie, weil die Jungs von der Schule nebenan echte Drängler sind. Zu den zermürbendsten Augenblicken meines Schulalltags gehört die Busfahrt mit ungefähr zwanzig Jungs in meinem Alter, die keinerlei Skrupel haben, sich über jeden, der kleiner ist als sie oder weniger rempelt, hinwegzusetzen. Sie schubsen, fluchen, protzen, was das Zeug hält, und sind sich noch nicht mal zu schade, einen an den Haaren zu ziehen. Einer der Busfahrer hilft uns manchmal, indem er keinen der Jungs reinlässt, bevor nicht alle Mädchen drin sind. Die Jungs fluchen dann leise vor sich hin, während wir Mädchen einsteigen, und man kann sich getrost darauf verlassen, dass sie am nächsten Tag nur noch gnadenloser sein werden.
    Meistens warte ich einfach bis zum Schluss und versuche, mich dann noch als Letzte reinzuquetschen. Aber an den Tagen, an denen ich zu Woolies muss, kann ich das nicht

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