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Wunder wie diese

Wunder wie diese

Titel: Wunder wie diese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Buzo
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hauptsächlich darum geht, möglichst viel zu lernen. Ich war überhaupt nicht daran gewöhnt, mich mit Jungs zu unterhalten, schon gar nicht mit erwachsenen, die Semesterarbeiten schrieben und eine unglaubliche Ausstrahlung hatten. Das alles war mir völlig fremd.
    Sommer
    Am Heiligabend arbeitete ich ebenso wie Chris und die meisten anderen Aushilfen. Seine Schicht endete eine Stunde vor meiner und er brachte eine gute halbe Stunde damit zu, für alle den Woolworth-Clown zu geben: Er schäkerte mit den Mädchen; unterhielt sich mit verschränkten Armen mit den Vorgesetzten, nickte dabei immer wieder ernsthaft und verständnisvoll; beriet Ed am Service-Schalter zu seinen Chancen im Leben oder dem Fehlen davon. Es war erstaunlich, wie leicht er ein Gespräch anfangen konnte. Ich war nicht die Einzige, die in den Genuss seiner angenehmen umgänglichen Art kam. Wenn Chris da war, verbreitete er für alle gute Laune.
    Nachdem er seinen Rundgang beendet hatte, verschwand er für ein paar Minuten zwischen den Gängen und kam mit einem Blumenstrauß wieder hervor. Er ging an den Kassen vorbei zum Ausgang. Ich war gerade damit beschäftigt, einen enormen tiefgefrorenen Truthahn in eine Plastiktüte zu stopfen, aber währenddessen war ich mir seiner Anwesenheit durchaus bewusst (ich hatte ein Talent dafür entwickelt: Ich wusste jederzeit, wo Chris sich gerade aufhielt, wo er gewesen war und wann er seine Schicht beendete). Es sah so aus, als ob er gehen wollte, ohne Auf Wiedersehen und »Fröhliche Weihnachten« oder sonst was zu sagen.
    In allerletzter Sekunde blieb er bei meiner Kasse stehen, warf die Blumen aufs Warenband und murmelte: »Die sind für dich, Kleine. Frohe Weihnachten.« Und weg war er.
    Ich sah von den Blumen zum Ausgang und wieder zu den Blumen.
    Ich wischte die Eisreste vom Truthahn an meiner Jeans ab und legte den Blumenstrauß unter die Kasse. Ein Aufkleber mit der Aufschrift »Personal-Einkauf« und noch einer mit »Reduziert« klebten darauf.
    Nach der Arbeit lief ich nach Hause und hielt meinen Blumenstrauß an die Brust gedrückt. Ich spürte eine sonderbare flattrige Aufregung in mir.
    »Von wem sind die denn?«, fragte meine Mutter, als ich zur Tür hereinkam, umringt von einer Horde Verwandter, die zum Heiligabend gekommen waren.
    »Mm, ähm… von jemandem von der Arbeit«, stieß ich hervor.
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Na, dann stellen wir sie wohl besser in die Vase.«
    Ich war ganz traurig, als sie ein paar Tage später die Köpfe hängen ließen und Mum darauf bestand, sie zu entsorgen.
    Den ganzen Dezember lang hatte ich mich fast schon wie irre auf die Schichten gefreut, von denen ich wusste, dass Chris da sein würde. Besonders wenn er an einer Kasse in meiner Nähe saß oder am besten an der Kasse vor mir, sodass ich mithören konnte, wie er sich auf seine ganz besondere Art mit den Kunden unterhielt. Er konnte sich einfach mit jedem unterhalten.
    Aber trotz seiner lockeren Art gegenüber den Managern ließ er sich nichts gefallen. Ein paar Tage vor Weihnachten gab die Klimaanlage ihren Geist auf. An den Kassen kippten wir fast um vor Hitze und die warmen Weihnachtsmannmützen, die wir tragen mussten, machten die Sache nicht besser. Die meisten fluchten oder quengelten vor sich hin, wir wischten uns den Schweiß aus den Augen, aber wir kassierten dennoch und packten weiter ein. Alle, bis auf Chris. Er legte beim Management Beschwerde ein, damit wir die Mützen nicht mehr tragen mussten, bis die Anlage wieder lief. Die Chefetage blieb ungerührt und bestand darauf, dass nur mit den Mützen eine Weihnachtsatmosphäre aufkäme. Chris wandte sich an die Gewerkschaft, und kurz darauf gehörten die Mützen der Vergangenheit an. Chris, der Held der Stunde, zog mir persönlich die Mütze vom überhitzten Kopf, wirbelte sie triumphierend durch die Luft und schleuderte sie unter meine Kasse.
    Er zwinkerte mir zu, beugte sich vor und hauchte mir verschwörerisch ins Ohr: »Aufstand gegen die Maschinen, Kleine.«
    Dabei streifte er flüchtig meinen Arm, bevor er sich wieder zu seiner Kasse aufmachte. Es war das erste Mal, dass seine Haut meine berührte.
    Chris bei der Arbeit um mich zu haben, verwandelte fünf Stunden Langeweile in ein Wunderland voller ausgelassener Neckerei und Lachen. Immer wieder ging ich aufmerksam die Einteilung durch, um zu sehen, wann wir zusammen Dienst hatten, und achtete an diesen Tagen ganz besonders darauf, dass meine Haare frisch gewaschen und so ordentlich wie

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