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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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in schönen Hauben und bunten Kleidern, das
Gebetbuch und das Spitzentüchlein in den Händen. Und hinter den Bauern die
Ministrantenbuben in ihren weißen Spitzenröckchen, in den Händen altertümliche
Weihrauchgefäße, die sie beim Gehen hin und her schwenkten. Und zuletzt der
Pfarrer in seinem violetten Meßgewand, auf dem das Licht funkelte wie Rubinen
und Blut und Gold. So zog der ganze Zug in tiefem Schweigen durch den Schnee
und in die Kirche hinein. Kaum aber hatte der alte Pfarrer als letzter die
Kirche betreten, da begannen alle auf einmal mit lauter Stimme zu singen: »Es
glüht ein Morgenrot herauf« — aber nicht nur die Menschen sangen, auch alle
Tiere sangen mit, jedes in seiner Stimme, und doch klang es so gewaltig und
schön, daß die beiden Kinder wie von einer geheimnisvollen Macht in die Kirche
hineingezogen wurden.
    »Es
ist der alte Morgen nicht,
    der
täglich wiederkehret,
    es
ist ein Leuchten aus der Lern’,
    von
dem wir längst gehöret«
    brauste es ihnen entgegen.
    Aufrecht und feierlich ging der Junge
neben der kleinen Dott einher, während er seine Augen fest auf das strahlende
Licht gerichtet hielt. Und plötzlich drückte er ihre Hand, daß es ihr weh tat,
und dann riß er die Tarnkappe vom Kopf. Und während er, ohne sie anzuschauen,
mit seinem verzauberten Gesicht neben ihr herging wie eines der seltsamen
Fabelwesen, mit großen, traurigen Augen, halb wie ein Tier und halb wie ein
Mensch, da nahm er die Geige von seinem Rücken und setzte den Bogen an, und mit
lautem Klagen und Jauchzen schwang sich sein Spiel über alle anderen Stimmen
hinweg. Das klang so unaussprechlich schön, daß es wie ein Schauer über die
Kleine hinging. Laut umrauschte sie der gewaltige Jubelgesang der Menschen und
Tiere, und er wogte über sie hinweg und ins Freie hinaus, über die geöffneten
leeren Gräber, über den schweigenden Wald und über alles Leid der Welt bis zum
Sternenhimmel hinauf.
    Während die Kinder aber so am Ende des
Zuges den brennenden Kerzen entgegenschritten, da dröhnte es mit dumpfen
Schlägen vom Turme Mitternacht. Und im selben Augenblick war alles
verschwunden. Die Stimmen des Chores und der Geige waren verstummt, und nichts
mehr war zu hören, als das laute Sausen und Brausen des Waldes.
    »Auf!« rief Cornix den Kindern zu, als
er gleich darauf neben ihnen auf einem Grabstein landete.
    Die Kleine wagte nicht, zu Klaus
hinüberzusehen. Ach, schöner, als es soeben gewesen war, konnte es wohl niemals
mehr werden! — Klaus hatte auf seiner Geige gespielt und gemerkt, daß er sie
wieder spielen konnte. Er hatte bei seinem Spiel die Tarnkappe vom Kopf
gerissen, damit sie hören sollte, wie seine Geige klang. Das wollte sie ihm
niemals vergessen! Nun hatte sie Angst, daß Klaus nach der Rückkehr in ihre
eigene Zeit nicht mehr wußte, was sie in dieser geheimnisvollen Adventsnacht erlebt
hatten!
    Und nun schritt er auf Cornix zu. »Es
lohnt jetzt!« sagte er feierlich, dann aber lachte er vor Freude, während er
sich die Geige wieder auf den Rücken band..
    Auch Cornix lachte. — Es gefiel ihm,
daß der Junge behalten hatte, was er zu sagen hatte, wenn sie die Suche nach
dem Nix wieder aufnehmen sollten. — »Dann steigt nur wieder auf«, knarrte er
zufrieden.

Nächtliche
Fahrt
     
    Am Rande des Dorfes Rosenberg wartete
schon Mutter Kra mit Iden jungen Krähen auf Cornix. Die Nacht war dunkel, es
war ja Neumond, die Nacht vor dem neuen Mond, und sie wäre sogar finster
gewesen, wenn nicht einige Sterne am Himmel gefunkelt hätten. Klaus mußte sich
jetzt ganz gehörig anstrengen, um in der Dunkelheit nicht doch noch vom Rücken
des Cornix zu fallen. Dieser Ritt war keine leichte Aufgabe, obgleich Cornix um
des Jungen willen so gleichmäßig wie möglich flog.
    Die endlosen Wälder lagen wie eine
schwarze, wollige Moosdecke unter ihnen, und der Sternenhimmel stand ungeheur
weit und groß über der Landschaft.
    Als sie aber so eine Zeitlang durch die
Dunkelheit geflogen waren, sahen sie im Süden dicht über der Erde einen
blutroten Schein, aus dem es hin und wieder grell aufzuckte. Das rote Licht kam
und ging, und braune und purpurrote Wolken quollen daraus hervor, und plötzlich
schrie die kleine Dott. »Da brennt es! Eine ganze Stadt brennt!« Der Junge
klammerte sich wieder an den Federn des Cornix fest und starrte in die wogende
Glut.
    »Dort brennt mehr als eine Stadt«,
krächzten die jungen Krähen übermütig. »Aber mit Flammen, die keinen Schaden
tun!« setzten sie

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