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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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menschlicher Verstand zu Hilfe,
wenn du deine menschliche Größe wieder annimmst«, meinte er, während es
plötzlich lustig in seinen Augen blitzte.
    Die Kleine zog den Becher aus der
Tasche und gab sich die natürliche Größe zurück. Wie sie aber so groß wie Klaus
auf dem Dach saß, fühlte sie, wie hilflos ein Mensch sein konnte.
    »Ich sehe keinen Ausweg, Cornix! O
Cornix«, schrie sie plötzlich, »jetzt kommt mir mein Verstand doch noch zu
Hilfe! Jetzt brauchen wir überhaupt nicht mehr Abschied voneinander zu nehmen,
Klaus! Jetzt können wir die Reise zusammen machen, bis wir erlöst sind! Hier!
Schnell!« rief sie. »Nimm meinen Becher und reibe ihn tüchtig von außen! Aber
halt ihn fest!«
    Klaus nahm ruhig den Becher, und
nachdem er ihn ein wenig hin und her gedreht hatte, begann er ihn mit seinem
Hemdsärmel von außen zu reiben. Sogleich aber ging es wie ein Ruck durch seinen
Körper. Er schrumpfte vor den Augen der kleinen Dott zusammen, so schnell wie
ein Luftballon, aus dem die Luft entweicht. Und dann saß er so klein wie ein
Eichhörnchen neben Dott. — Hoch wie ein Berg war plötzlich das Dach für ihn,
und die Krähen saßen wie schreckliche Raubvögel vor ihm mit ihren blitzenden
Augen und den mächtigen, borkigen Krallen. Die kleine Dott aber stand
riesengroß da, und ihre Stimme schallte von weit oben aus der Höhe zu ihm
herunter.
    »Wie winzig klein du bist!« rief sie.
»Alles ist ganz klein geworden, deine Jacke und deine Schuhe und sogar deine
Geige! Ich wußte gar nicht, wie hübsch das ist!«
    »Bitte, gib mir schnell den Becher!«
rief sie, denn sie war schrecklich neugierig, wie es sein würde, wenn sie
ebenso klein neben Klaus sitzen würde. — Als sie aber den Becher dem Jungen aus
der Hand nahm, da merkte sie, daß er zugleich mit Klaus zusammengeschrumpft
war. Winzig wie ein Fingerhut lag der Becher in ihrer Hand.
    Die kleine Dott schaute nachdenklich
darauf nieder. »Das kann gefährlich werden, wenn die Dinge sich zusammen mit
uns verwandeln!« rief sie. »Noch kleiner darf der Becher nicht werden, sonst
bleibt zuletzt überhaupt nichts mehr von ihm übrig!«
    »Ich mache mich mit dem Becher zusammen
wieder groß«, beruhigte sie Klaus, der gleich gemerkt hatte, was geschehen war.
    Das aber wollte die kleine Dott
durchaus nicht zulassen.
    »Ich weiß etwas!« rief sie plötzlich.
»Halte bitte den Becher ganz fest, auch das Tüchlein!« Dott setzte sich neben
Klaus auf das Dach und probierte aus, ob sie auch ganz sicher saß. Und dann
nahm sie einen Zipfel des Taschentüchleins, rieb damit die Außenseite des
winzigen Bechers, den Klaus noch immer fest in seiner Hand hielt; sobald sie
merkte, daß die Verkleinerung bei ihr anfing, ließ sie den Becher los, und
gleich darauf saß sie ebenso winzig wie Klaus neben ihm. Sie schaute gespannt
auf den Becher. Er hatte sich tatsächlich nicht zum zweiten Male verkleinert.
    »Es ist sehr interessant, wenn man mit
der Zauberei Versuche macht, Klaus«, sagte sie. »Aber wir müssen uns in acht
nehmen, daß wir uns nicht eines Tages ganz wegzaubern!«
    »Jetzt steigt nur beide auf«, lachte
Cornix. — Und nachdem Klaus auf den Rücken des Cornix geklettert war, setzte
sich die kleine Dott hinter ihn, und hinauf ging es, über das Dach hinweg und
fort über das blitzende Wasser.
     
     
     

Die Adventsnacht
     
    Das Reiten auf Cornix’ Rücken bereitete
dem Jungen keine Schwierigkeiten. Bald merkte er, daß Cornix — vielleicht um
seinetwillen — ganz gleichmäßig dahinflog, auch wenn es einmal auf und ab ging.
    Über ihren gemeinsamen Flug also
brauchte sich Dott keine Sorgen zu machen. Etwas anderes dagegen schien ihr
bedenklich. Sie hatte dem Jungen unterwegs erzählt, daß Cornix mit ihnen den
Hodernix des Oderstroms aufsuchen wollte; dieser Nix wisse wahrscheinlich, wie
sie von ihrer Verzauberung erlöst werden könnten.
    Klaus aber war keineswegs erleichtert
oder gar glücklich über diese Nachricht. »Ich brauche gar nicht erlöst zu
werden. Ich habe meine Geige verdorben. Mit einer toten Geige lohnt es sich gar
nicht, vor den Menschen zu spielen«, sagte er traurig.
    »Hm«, machte Cornix, »dann sage deinem
Freund, daß wir den Nix nicht weiter suchen. Er soll uns wissen lassen, wenn es
sich wieder lohnt.«
    Am Abend dieses Tages landete Cornix
mit seinem Schwarm auf einem Gottesacker neben einer alten Kirche. — »Vergeßt
nicht, euch wieder groß zu machen«, sagte er. »Die Nacht ist gefährlich für so
kleine

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