Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
vertrauen müssen, dass sich auch die passenden Umstände ergeben.
Ich kann jedoch gut verstehen, dass Sie bei Letzteren frustriert und enttäuscht fragen: »Warum erfüllen sie sich nicht, obwohl
ich mich doch so sehr dafür engagiere?« Das ist ohne Frage eine herbe Enttäuschung. Leider besitze ich ebenso wenig wie Sie
einen Zauberstab, aber immerhin kann ich Ihnen mögliche Erklärungen geben. Für mich ist es immer jedenfalls tröstlich, wenn
ich verstehe, warum etwas nicht so ist, wie ich es mir wünsche – vielleicht hilft das auch Ihnen. Ich habe deshalb die vier
wichtigsten Gründe zusammengestellt. Bitte prüfen Sie einmal in aller Ruhe, ob für Sie nicht vielleicht einer davon zutrifft.
|202| Die Zeit ist noch nicht reif
Sie haben sich intensiv eingesetzt, eigentlich müssten Sie einen Riesenerfolg haben, komplette Wunscherfüllung inklusive.
Stattdessen passiert nichts. Oder noch schlimmer, man lehnt Ihr Engagement sogar ab. Sie verstehen die Welt nicht mehr. Was
haben Sie denn falsch gemacht? Nichts, es ist nur einfach umgekehrt: Die Welt versteht
Sie
nicht.
Willkommen im Klub mit so illustren Mitgliedern wie Galileo Galilei, Ignaz Semmelweis oder Vincent van Gogh. Inzwischen ist
zwar akzeptiert, dass sich die Erde um die Sonne dreht, dass man Kindbettfieber durch Hygiene vermeiden kann, und van Goghs
Gemälde sind Millionen wert, zu ihren Lebzeiten bekamen diese Persönlichkeiten jedoch nicht die Anerkennung, die sie für ihre
herausragenden Leistungen verdient hätten.
Wir können aber auch ein Beispiel aus der Gegenwart anführen: Wenn Sie sich für Kino und Literatur interessieren, sagt Ihnen
vielleicht der Name Robert Yates etwas. Sein Roman
Zeiten des Aufruhrs
wurde mit Kate Winslet und Leonardo DiCaprio in den Hauptrollen verfilmt und brachte bei den
Golden Globes
Auszeichnungen ein. In Deutschland wird derzeit ein Buch nach dem anderen von ihm veröffentlicht. Die Kritik preist die bewundernswerte
Klarheit seiner Sprache. Er gilt als einer der großen US-amerikanischen Autoren und steht mittlerweile in einer Reihe mit
Henry Miller und John Updike. Robert Yates ist heute berühmt – nur hat er leider nichts mehr davon. Er starb 1992, verbittert
und von Depressionen und Alkohol als Folge der Enttäuschung zugrunde gerichtet. Zu seinen Lebzeiten galten seine Romane als
Flop.
Gut, Sie sind vielleicht kein Malgenie, kein Literaturwunder und auch kein Star der Wissenschaft. Trotzdem können Sie Ihrer
Zeit voraus sein, etwa wenn Sie als Sekretärin eine neue effektive Organisationsform vorschlagen und dafür statt eines Karriereschubes
oder mehr Geld nur Ablehnung ernten oder gar gemobbt werden. Oder Sie wenden als Ärztin eine wirkungsvolle unbekannte Therapie
an, und an Stelle zufriedener Patienten steht plötzlich das Gesundheitsamt vor |203| der Tür. Oder Sie setzen als Fotografin eine völlig neue Sichtweise ein, und die von Ihnen angesprochenen Redaktionen finden
Ihre Bilder einfach scheußlich.
Hier hilft Ihnen nur Ihr Glaube an sich selbst, damit Sie nicht verzweifeln. Wenn Sie Glück haben, erleben Sie Ihre Wunscherfüllung
zumindest zu einem späteren Zeitpunkt. So mancher ist schließlich doch noch entdeckt und seine Leistung gewürdigt worden.
Sollte es anders kommen, seien Sie nicht traurig. Sie können stolz darauf sein, dass Sie eine Pionierin auf Ihrem Gebiet gewesen
sind und dass Sie sich selbst treu geblieben sind.
Sie sind noch nicht reif
Wir wollen oft nicht einsehen, dass es manchmal besser ist, wenn sich unser Wunsch jetzt noch nicht erfüllt. Wie verwöhnte
Kinder finden wir, es stünde uns zu, und zwar sofort! Oder wir sind davon überzeugt, für die Erfüllung unseres Wunsches sei
genau jetzt der richtige Zeitpunkt. Doch wahrscheinlich haben wir, wenn es dann nicht zur sofortigen Erfüllung kommt, einen
Schutzengel, der es besser weiß und die Erfüllung unseres Wunsches in unserem eigenen Interesse vertagt. Statt enttäuscht
zu reagieren, sollten wir dankbar sein, dass wir daran gehindert werden, uns zu übernehmen oder gar zu scheitern. Im Nachhinein
müssen wir zugeben, dass die Verzögerung gut für uns war. Diese Erfahrung habe ich selbst gemacht:
Nach meinem Psychologiestudium nahm ich die Chance zum Quereinstieg wahr und richtete als Redakteurin das Psychologieressort
der
Brigitte
mit ein. Am Ende eines interessanten und effektiven Jahres entschied ich mich aber doch, lieber den therapeutischen Weg zu
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