Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
Kreativität wollte später
auch nicht mehr in Gang kommen.
Wenn Sie feststellen, dass sich Ihr Wunsch nicht so erfüllt, wie Sie es erwarten, dann sollten Sie auf jeden Fall selbstkritisch
reagieren. Statt den Staat, das Schicksal, die mangelnde Emanzipation, die ungünstigen |192| Arbeitszeiten oder sonst etwas verantwortlich zu machen, bringt es Sie weiter, wenn Sie sich ehrlich fragen: »Was ist mein
Anteil daran, ändert sich an dem enttäuschenden Zustand etwas, wenn ich mich selbst ändere? Und wenn ja, was muss ich dafür
tun?« Vielleicht umdenken, disziplinierter, toleranter, weniger egoistisch werden? Falls Sie in der Lage sind, das Steuer
herumzureißen, ist nichts dagegen einzuwenden, dass Sie weiter an Ihrem Wunschziel festhalten – aber von jetzt an mit Augenmaß
und ohne rosa Brille. Nehmen Sie die nötige Veränderung in Angriff, vielleicht hat Ihr Traum dann doch noch eine Chance. Sollten
Sie aber erkennen, dass Sie weder sich selbst noch die Situation ändern können, dann rudern Sie zurück. Eine Fehlentscheidung
einzugestehen und die Verantwortung dafür zu übernehmen, beweist Souveränität. Eventuell lässt sie sich sogar wieder rückgängig
machen. Ein Trost ist, dass Sie in jedem Fall dabei gewinnen werden – mehr Selbsterkenntnis und Reife.
Prüfen Sie, was Sie wirklich erreichen können
Nicht immer lässt sich eindeutig erkennen, ob es sich tatsächlich um eine Illusion handelt oder nur um eine vorübergehende
Durststrecke. Falls es stimmt, was uns die meisten Motivationstrainer und Ratgeber weismachen möchten, dürften wir eigentlich
nie aufgeben. Deren Credo lautet: »Sie können alles schaffen, wenn Sie nur wollen!« Das klingt ermutigend und gibt tatsächlich
eine Menge Schwung, wie ich selbst beobachtet habe:
In der riesigen Köln-Arena in Deutz standen Tausende mit erhobenen Armen und brüllten: »Ich schaffe es!« Der kleine Dicke
rechts neben mir war drauf und dran, vor Begeisterung auf seinen Stuhl zu steigen, während die Dame links ihre Hände mit klirrenden
Armbändern wild über dem Kopf schüttelte. Vorne sprang ein Motivationstrainer im Nadelstreifenanzug herum und feuerte sein
Publikum an. Die Stimmung war euphorisch. Ich stand skeptisch mittendrin. (Falls Sie sich jetzt fragen, wie ich da hingekommen
bin: Ich wollte mir im Auftrag einer Zeitschrift den sogenannten »Power-Tag« einmal ansehen.)
|193| Schauen wir uns die Behauptung »Sie können alles schaffen, wenn Sie es nur wollen« doch einmal genauer an. Richtig ist, dass
wir eine Menge erreichen können, wenn wir uns intensiv dafür einsetzen. Hier sind ein paar Beispiele, was Sie im Hinblick
auf Ihren speziellen Wunsch durchaus mit achtbarem Erfolg lernen können, sofern Sie entsprechend bei geistiger und körperlicher
Gesundheit sind:
Ballett tanzen
Einen Roman schreiben
Mode/Möbel/Schmuck entwerfen
Kochen
Marathon laufen
Programmieren
Singen
Ein Instrument spielen
Regie führen
Schauspielern
Heilen
Reden halten
Geld investieren
Stil entwickeln
Gutes Benehmen
Kinder erziehen
Segeln
Gäste bewirten
Netzwerke knüpfen
Berufliche Kompetenz
Ergänzen Sie die Liste gern, immer unter diesem Gesichtspunkt: Alles, wogegen keine objektiv unabänderliche Tatsache spricht,
können Sie mit Disziplin, Fleiß und Engagement erreichen – zumindest bis zu einem gewissen Grad an Perfektion. Wir sehen oft
Grenzen, wo gar keine sind. Sie können noch mit 75 als Ausdruckstänzerin auf der Bühne stehen, im Rollstuhl bei den Paralympics
eine Goldmedaille gewinnen, als molliges Model ausgebucht sein oder im Greisenalter die |194| große Liebe finden. Insofern stimmt die Aussage »Sie schaffen es, wenn Sie wirklich wollen«. Nur eines übersehen die Motivationsgurus
dabei: Das gilt nur für die Fähigkeiten und Eigenschaften, die Sie für die Erfüllung Ihres Wunsches benötigen. Es ist aber
keineswegs eine Garantie dafür, dass Sie damit auch das Ergebnis bekommen, das Sie sich wünschen.
Aufhören oder weitermachen?
Kathrin, 54, ist Lehrerin für Erdkunde und Geschichte an einem Gymnasium.
Sie träumt heimlich davon, eine erfolgreiche Schriftstellerin zu sein. In Kathrins
Schreibtisch liegt seit längerem ein unfertiges Roman-Manuskript.
Vor Jahren hat sie ein Thema, basierend auf einer historischen Begebenheit,
so gepackt, dass sie begann, darüber einen Roman zu schreiben. Recht gut,
wie sie glaubte. Aber als sie die ersten Seiten mit ein paar Tagen Abstand
erneut las, musste
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