Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
sie selbstkritisch zugeben: Das war ziemlich langweilig.
Also schaffte sie sich das Buch eines Experten für kreatives Schreiben an, mit
dem sinnigen Titel
Pflege und Aufzucht eines Romans
. Mit diesem kompetenten
Ratgeber brachte sie sich das notwendige Handwerkszeug bei und
lernte, wie man einen Dialog formuliert und Spannung aufbaut. In jeder
freien Minute, vor allem am Wochenende, schrieb sie mit Leidenschaft an
ihrem Roman. Schließlich war er fast fertig. Eine Lektorin, mit der sie befreundet
war, bot ihr an, das Manuskript einmal zu prüfen. Sie brachte Kathrin
schonend bei, dass ihre Geschichte noch nicht preisverdächtig sei. Immerhin
vermittelte sie ihr ein paar entscheidende Hinweise zurVerbesserung.
Kathrin gab nicht auf, warf alles bisher Geschriebene – 200 Seiten – in die
Tonne und fing noch mal ganz von vorne an. 70 Seiten von der neuen Fassung
hat sie inzwischen geschrieben, und jetzt glaubt sie, dass es diesmal
richtig gut wird. Trotzdem überlegt sie, ob sie weiterschreiben soll. Neben
ihrem Beruf ist der Aufwand doch beträchtlich, und sie fragt sich, ob er sich
überhaupt lohnt.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich, Sie haben einen Wunsch, den Sie bereits mit viel Mühe anstreben, für dessen Erfüllung es
jedoch keine |195| Garantie gibt. Sie wissen nicht, ob Sie jemals als Musikerin Ihr Geld verdienen können, ob Sie als Schauspielerin überhaupt
ein Engagement bekommen, ob Sie als Psychotherapeutin eine volle Praxis haben werden, als Model über Aufnahmen für einen Versandhauskatalog
hinauskommen, als Politikerin Einfluss gewinnen oder ob Ihre aktive Mitgliedschaft in einer Internet-Partnerschaftsbörse Ihnen
den Mann fürs Leben bringt. Andererseits gibt es durchaus die Hoffnung, dass Sie schließlich berühmt werden, viel Geld verdienen,
für Ihre Kompetenz geschätzt werden, eine Top-Position erreichen oder den Traumpartner kennen lernen – also weitermachen oder
aufgeben? Es gibt eine Methode, mit der Sie für sich herausfinden können, in welche Richtung Sie tendieren.
Kleiner Test als Entscheidungshilfe
Schreiben Sie einmal sämtliche Möglichkeiten auf, was bestenfalls (Wunscherfüllung!) geschehen könnte, was ein mittelprächtiges
Ergebnis wäre und was schlimmstenfalls herauskommen könnte. Wenn Sie möchten, nehmen Sie dazu gerne Kathrins Liste als Anregung.
Kathrin hat für sich diese möglichen Ergebnisse notiert:
Mein Roman ist ein Bestseller. In einer Talkshow erzähle ich, wie schwer mir das Schreiben am Anfang gefallen ist und dass
ich nie geglaubt hätte, so einen riesigen Erfolg mit meinem Erstlingswerk zu haben.
Mein Roman ist gutes Mittelmaß. Ich finde einen Verlag, der ihn herausbringt. Das Buch verkauft sich ganz ordentlich und wird
über die Jahre mehrmals neu aufgelegt.
Der Roman ist gut. Die Lektoren der Verlage erkennen das Potenzial aber nicht und lehnen mein Manuskript ab. Ich gebe das
Buch im Eigenverlag heraus.
Die Qualität des Manuskripts ist für eine Veröffentlichung nicht ausreichend. Ich finde keinen Verlag.
|196| Wenn Sie für sich sämtliche möglichen Resultate aufgeschrieben haben, lesen Sie sich Ihre Liste noch einmal durch. Denn jetzt
kommt die entscheidende Frage: Würden Sie auch dann weiterhin alles für Ihren Wunsch einsetzen, wenn die negativste Ihrer
notierten Möglichkeiten die wahrscheinlichste ist?
Bitte kreuzen Sie Ihre Wahl an: ......... Ja ......... Nein
Das verrät Ihre Auswahl
Sie haben Ihr Kreuzchen bei »Nein« gesetzt? Dann steckt vermutlich eine dieser Ursache dahinter:
Sie glauben nicht so recht an Ihre Fähigkeiten. Entweder sind Sie angemessen selbstkritisch oder Sie unterschätzen sich. Jedenfalls
halten Sie das negative Ergebnis durchaus für realistisch.
Sie sind nur am Ergebnis interessiert. Für Sie zählt allein der Erfolg. Sie sind nicht bereit, sich mit der Aussicht auf einen
möglichen Flop zu engagieren.
Sie haben Ihr Kreuzchen bei »Ja« gemacht? Daraus lässt sich zweierlei ableiten, wobei entweder das eine oder das andere für
Sie gilt, oder auch beides zusammen:
Sie glauben fest an sich. Sie halten es für unwahrscheinlich, dass das negative Ergebnis tatsächlich eintritt. Deshalb blenden
Sie diese Möglichkeit einfach aus.
Sie lieben, was Sie tun. Natürlich wünschen Sie sich ein Happy End für Ihren Wunsch, aber das ist für Sie nicht ausschlaggebend.
Was vor allem zählt, ist, dass Sie das, was dafür nötig ist, leidenschaftlich gerne tun, nach dem Motto »Der Weg
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