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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

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Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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seine beiden Pubs. Er war, was Bier anging, eigentlich nicht wählerisch, gab jedoch grundsätzlich einem Ale den Vorzug vor dem schaumreichen Gebräu, das heutzutage in ständig wachsendem Maß produziert wurde, und kehrte deshalb, wann immer er in diese Gegend kam, gern in einem der beiden Wirtshäuser des Dorfes ein, wo man noch Ale vom Faß bekam. So hielt er heute vor dem King Charles , betrat die Gaststube, bestellte sich einen Krug Ale und erkundigte sich bei der Wirtin nach Wytham Close.
    Er mußte nicht weit fahren. Knapp hundert Meter die Dorfstraße zurück und dann rechts. Wytham Close war eine hufeisenförmig geführte Sackgasse. Zu beiden Seiten befanden sich in einigem Abstand von der Straße auf einer kleinen Anhöhe je fünf dreigeschossige Reihenhäuser, deren gewollt anspruchsvolle Fassaden wohl an städtische Bürgerhäuser erinnern sollten. Jedes hatte seine eigene betonierte Auffahrt, die direkt zu der im Haus befindlichen Garage führte. Im blassen Schein zweier Straßenlaternen schweifte Morses Blick über eine weitläufige, von keinem Zaun unterbrochene Rasenfläche, die einen überaus gepflegten Eindruck machte. Nummer zwei lag im Dunkeln, bis auf ein Fenster im ersten Stock, wo hinter orangefarbenen Vorhängen noch Licht brannte. Die vollkommene Ruhe ringsum gab Morse, als er die Türglocke betätigte, das Gefühl, ein ungebetener Eindringling zu sein. Im Flur wurde Licht gemacht, und hinter den Milchglasscheiben der Haustür erschien ein undeutlicher schwarzer Schatten.
    »Ja, bitte?«
    »Ich hoffe, ich störe nicht so spät.«
    »Oh, Sie sind es, Inspector. Guten Abend.«
    »Ich dachte …«
    »Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    Morses Ablehnung, als sie ihm etwas zu trinken anbot, hatte ihr Motiv so offensichtlich allein in einer abstrakten Idee von Wohlerzogenheit, daß sie sofort versuchte, ihn umzustimmen, was ihr auch ohne Mühe gelang. Sie brachte ihm einen Gin mit Tonic und setzte sich ihm gegenüber. Mrs. Ainley war eine zierliche kleine Frau mit hellbraunem Haar und zarten Gesichtszügen. Gemessen an dem Verlust, den sie vor elf Tagen erlitten hatte, sah sie nicht einmal allzu elend aus, nur die tiefen Schatten unter ihren Augen verrieten, was sie durchgemacht hatte.
    »Wollen Sie hier wohnen bleiben?«
    »Ich denke, schon. Es gefällt mir hier.«
    Morse verstand sie gut. Vor einem Jahr hätte er selbst beinahe ein Haus in der Gegend gekauft. Vor allem der Blick aus den rückwärtigen Fenstern über die grüne Weite von Port Meadow hinüber zu der in blauer Ferne sich abzeichnenden Gruppe majestätischer Türme und zu der mächtigen Kuppel der Radcliffe Camera war ihm im Gedächtnis geblieben. Ein Panorama wie auf einem Ackermann-Druck, aber real, und nur drei, vier Kilometer entfernt.
    »Darf ich Ihnen noch einen Gin anbieten?«
    »Ach nein, lieber nicht«, sagte Morse, sein Blick eine einzige Bitte.
    Sie fragte denn auch noch einmal nach: »Bestimmt nicht?«
    »Nun ja, ein kleines Glas könnte ich vielleicht noch vertragen.«
    Er zögerte und wagte dann einen Schritt nach vorn: »Ihr Vorname ist Irene, oder?«
    »Eileen.«
    Daß ihm das passieren mußte! »Denken Sie, daß Sie allmählich darüber hinwegkommen werden, Eileen?« fragte er leise.
    »Ich glaube, schon.« Sie senkte den Kopf, beugte sich etwas vor und strich sich abwesend den Rock glatt. »Ich war so unvorbereitet, wissen Sie. Wer hätte denn gedacht, daß Richard …« Die Tränen stiegen ihr in die Augen. Morse ließ sie weinen. Sie faßte sich schnell wieder. »Ich weiß nicht einmal, was er eigentlich in London wollte. Es war ja sein freier Tag.« Sie schneuzte sich geräuschvoll, und Morse atmete innerlich auf.
    »Ist er oft unterwegs gewesen?«
    »Ziemlich oft, ja. Er schien immer irgend etwas zu tun zu haben.« Morse spürte hinter den Worten eine alte Verletztheit und beschloß, seine Fragen möglichst behutsam zu stellen. Aber es mußte sein. »Seine Fahrten nach London – könnte es sein, daß er …?«
    »Ich kann Ihnen da, glaube ich, wirklich kaum weiterhelfen«, unterbrach sie ihn. »Er hat nie viel von seiner Arbeit gesprochen. Er sagte immer, damit wolle er mich nicht behelligen.«
    »Aber solange ein Fall nicht gelöst war, hat er ihm keine Ruhe gelassen«, stellte Morse fest.
    »Ja, das stimmt. Er grübelte fast immer über irgend etwas nach. Besonders …«
    »Ja?«
    »Ach, es ist vielleicht alles nur meine Einbildung.«
    »Besonders in der letzten Zeit – war es das, was Sie sagen

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