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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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ja, so etwas wie Achtung für ihn zu empfinden. Die Souveränität, mit der er diesen furchtbaren Hausmeister geschaßt hatte – das hätte er selbst nicht besser machen können.
    An diesem Vormittag saß Baines in dem kleinen Büro, das er sich mit Mrs. Webb, der Sekretärin des Direktors, teilen mußte. Sie war der gute Geist der Roger-Bacon-Schule und hatte genau wie er schon in der alten Hauptschule gearbeitet. Es war gegen halb elf, und er hatte gerade den Dienstplan für die Aufsicht beim Mittagessen fertiggestellt. Alle Lehrer waren darin untergebracht, ausgenommen natürlich der Direktor. Und er selbst. Das war eine seiner vielen kleinen Möglichkeiten, sich ein bißchen schadlos zu halten. Den Dienstplan in der Hand, suchte er sich durch den vollgestellten Raum seinen Weg zu Mrs. Webbs Schreibtisch.
    »Hiervon brauche ich drei Kopien, Süße.«
    »Und wie immer sofort, nehme ich an«, sagte Mrs. Webb, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, und griff sich von dem Stapel der vor ihr liegenden Post schon den nächsten Brief, um ihn, nachdem ein kurzer Blick auf die Adresse sie davon überzeugt hatte, daß sie dazu befugt war, mit einer geübten Handbewegung aufzuschlitzen.
    »Ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen«, sagte Baines.
    »Ich denke, ich sollte Ihnen Fotokopien von Ihrem Dienstplan machen?«
    »Na, dann kümmere ich mich eben selber um den Kaffee.«
    »Nein, lassen Sie nur. Ich mach ihn schon.« Sie stand auf, nahm den Kessel und ging in den kleinen Nebenraum, der vor allem als Garderobe diente. Baines sah auf die Briefe, die sie hatte liegenlassen, und spürte wie immer einen kleinen Stich. Vermutlich Elternanfragen, Handwerkerrechnungen, Tagungsankündigungen, Versicherungsangelegenheiten, behördliche Mitteilungen über Prüfungstermine. Das Übliche eben. Wenn er damals den Posten bekommen hätte, würde dies alles ihm vorgelegt werden … Geistesabwesend zog er einzelne Briefe hervor … Plötzlich wurde sein Blick aufmerksam. Der Brief lag mit der Adresse nach unten, so daß er den Absender hatte lesen können. Thatnes Valley P o lice . Interessant. Er nahm den Brief in die Hand und drehte ihn um. Er war an den Direktor gerichtet, und zwar Privat und vertraulich , wie der in roten Großbuchstaben getippte Vermerk unmißverständlich signalisierte.
    »Was fällt Ihnen ein, an meine Post zu gehen?« Mrs. Webb stellte den Kessel auf die elektrische Kochplatte, trat auf ihn zu und nahm ihm den Brief, scherzhaft mit dem Zeigefinger drohend, wieder ab.
    »Haben Sie gesehen, wer der Absender ist?« fragte Baines sensationslüstern.
    Mrs. Webb warf einen kurzen Blick auf den Brief. »Ich wüßte nicht, was Sie das anginge.«
    »Ob er bei seiner Steuererklärung geschummelt hat?« Er lachte voll genüßlicher Häme.
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    »Wir könnten ihn über Dampf öffnen.«
    »Nein, das können wir nicht«, sagte sie bestimmt.
    Baines trollte sich wieder an seinen mit allen möglichen Unterlagen und Papieren überladenen Schreibtisch und machte sich daran, eine Liste von Schülern aufzustellen, die als Präfekten in Frage kamen. Phillipson mußte für das kommende Schuljahr ein halbes Dutzend neu ernennen und würde ihn um Vorschläge bitten. Eigentlich gar kein so übler Kerl, der Direktor.
    Phillipson kam kurz nach elf. »Morgen, Baines. Morgen, Mrs. Webb.« Selbst heute klang er widerlich gut gelaunt. Als ob ihn die Tatsache, daß es morgen wieder losging mit dem Schultrott, völlig kalt ließe.
    »Morgen.« Baines sparte sich ganz bewußt den ›Sir‹, mit dem die übrigen Lehrer Phillipson anredeten. Eine Kleinigkeit, zugegeben, aber nichtsdestoweniger geeignet, seine besondere Position hervorzuheben.
    Phillipson blieb auf dem Weg in sein Arbeitszimmer einen Moment an Mrs. Webbs Schreibtisch stehen. Er deutete auf die Briefe. »Irgend etwas Wichtiges dabei?«
    »Ich glaube nicht, Sir. Das heißt, da ist ein Brief an Sie persönlich.« Sie gab ihm den Umschlag mit der Aufschrift Privat und vertraulich. Phillipson nahm ihn mit leichtem Stirnrunzeln entgegen, ging dann in sein Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
     
    In einem unscheinbaren Reihenhaus im nördlichen Wales etwas außerhalb von Caernarvon war ein anderer Lehrer sich der Tatsache, daß dies sein letzter Ferientag war, nur allzu schmerzlich bewußt. Das war’s dann also für dies Jahr. Seit gestern waren sie wieder zurück von ihrem Urlaub. Wenn man so etwas Urlaub nennen konnte! Die Zeit in Schottland war

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