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mehr!“
Er öffnete ein Arztschränkchen, holte eine Art Synthetik-Plane heraus, ähnlich denen, die man im Flugzeug bekommt, schüttelte sie aus und reichte sie mir.
„Danke“, sagte ich und hüllte sie mir um die Schultern.
„Möchtest du meine Spielzeugschublade sehen?“
„Ist das so ‘ne Art unanständiges Angebot?“
Er lachte. „Von wegen! Du glaubst doch nicht etwa, ich lasse mich vor den Kadi zerren wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber einer Patientin! Nee, nee, das sind echte Spielsachen.“
Er ging mit mir zu einer großen, unten in der Korridorwand eingelassenen Schublade und bedeutete mir, sie herauszuziehen. Ich öffnete sie und fand darin mehrere Dutzend billiger Spielsachen, von Plastikdinosauriern über Springbälle bis hin zu nachgemachten Klunkern.
„Für Kinder?“
„Da haben sie was, worauf sie sich freuen können: Am Ende der Behandlung dürfen sie sich was aussuchen. Positiver Verstärker für den Besuch beim Zahnarzt, verstehst du? Zahnbürste und Zahnseide bekommen sie natürlich auch.“
Ich fischte ein Plastikarmband mit Perlenimitat heraus und streifte es mir probehalber über das Handgelenk. „Erschwinglich und dennoch elegant.“
„Aber noch kriegst du es nicht. Leg es zurück, sonst sag ich’s deiner Mami.“
„Huch! Du-du-du, was?!“ Ich sah jetzt lächelnd zu ihm hoch und schob die Schublade mitsamt dem Armreif wieder zu. Mein unkontrollierbares Zittern hatte sich schon ein klein wenig gelegt.
„Und das hier ist Elizabeth“, sagte er und drückte mir einen babyblauen Plüschlöwen mit seidig-weißer Mähne in die Hand. „Elizabeth geht mit dir zu dem großen Stuhl und setzt sich bei dir auf den Schoß.“
Mit der freien Hand – die andere brauchte ich, um den Plastikumhang festzuhalten – presste ich den Löwen fest an mich. „Die ist aber schön weich“, sagte ich und erhob mich.
„Und sauber. Sie wird regelmäßig im Spülbecken gebadet.“
„Arme Elizabeth!“
„Ein echter Profi wie sie steckt das weg“, sagte er.
„Wird erwachsenen Patienten auch diese Behandlung zuteil, wenn sie Angst haben?“
„Eher selten.“
„Jammerschade.“ Es wäre mir peinlich gewesen, am helllichten Tage und vor aller Augen mit einem Plüschtier in der Praxis herumzulaufen, aber jetzt war ich froh, dass ich den Löwen hatte. Er war tröstlich und lächerlich zugleich, doch vor allem lenkte er ab.
Ich folgte Scott zum Behandlungszimmer mit den verstellbaren, gepolsterten Behandlungsstühlen und der dazugehörigen Spezialleuchte am Schwenkarm darüber. Der typische Geruch nach Zahnarztpraxis wirkte bis tief in mein Inneres und setzte einen frischen Schüttelschub frei. Ich knetete nervös auf Elizabeth herum, ließ mich seitlich auf dem Stuhl nieder und betrachtete das an der Wand hängende Poster mit einem Panda, während Scott im Raum herumwieselte.
Er wandte sich zu mir um und trug bereits Handschuhe. „Eins nach dem anderen. Schauen wir uns doch zunächst mal den immensen Krater an, der dein Leben ruiniert hat.“
Ich hätte wahrscheinlich ohnehin kein Wort herausbekommen, ließ mich deshalb rücklings in den Behandlungsstuhl sinken und merkte, wie ich in die richtige Rückenlage kippte, während Scott an den Bedienungselementen hantierte. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf das weiche Gefühl von Elizabeth sowie auf meine Hand mit der Plane und versuchte mir einzubilden, ich sei ganz woanders.
„Alles halb so schlimm, Hannah. Versprochen“, sagte er.
Ich nickte zwar und machte den Mund auf, glaubte ihm aber nicht.
Er knipste die Behandlungsleuchte ein, und dann spürte ich seine gummibehandschuhten Finger auf der Haut, als er mir leicht den Kopf zur Seite bog, und auch am Mundwinkel. Als Nächstes fühlte ich die Kühle des Metallspiegels und gleich darauf das forschende Stochern eines jener abscheulichen Geräte, die meine dentalen Schrekkensvisionen dominierten. Mein Gaumen bewegte sich mit dem stöbernden Druck, und ich presste die Augen noch fester zu, lag mucksmäuschenstill und verkniff mir jegliches Wimmern.
„Zur Sicherheit machen wir noch eine Röntgenaufnahme, aber mir scheint, wir können Entwarnung geben“, sagte er.
Ich schlug die Augen auf. „Keine Wurzelkanalbehandlung nötig?“
Er lächelte und schien völlig gelöst. Diese unverkrampfte Haltung war es, die mich beruhigte, mehr beruhigte, als es jeder Befund jemals hätte tun können. „Ist nur ‘ne Kleinigkeit. Wahrscheinlich brauchst du nicht mal ein
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