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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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kraftvoll ab, wie andere es nur mithilfe eines Trampolins geschafft hätten. Sie kam auf einem Maueraufsatz auf, der sie um zwei Kopflängen überragte.
    Â»Wahnsinn«, murmelte Nico, und er hatte recht damit. Es war Wahnsinn, was Maya aus ihrem auf den ersten Blick noch so kindlich wirkenden Körper herausholen konnte. Und es war Wahnsinn, mitten am helllichten Tag ein Hochhaus für eine Sprayaktion zu entern und zu glauben, anschließend ungestraft davonzukommen.
    Maya rannte ein Stück den schmalen Grat entlang auf die dunkle Mauer mit dem abgeblätterten Verputz zu, die den Hinterhof wie eine Burgmauer umschloss, federte ab, krallte sich in die Wand … und zog sich mit der Eleganz einer Raubkatze hinüber.
    Einen Moment später war sie verschwunden.
    Â»Na also, geht doch«, Nico atmete erleichtert aus. »Nichts wie hinterher. Wenn wir es über die Straße versuchen, schnappen sie uns gleich.«
    David machte einen Schritt auf Nico zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Alles in Ordnung?«
    Nico nickte knapp. »Ja … nur …« Er schüttelte den Kopf. »Egal. Wir müssen verschwinden.«
    David widersprach nicht. Da war jetzt etwas in Nicos Blick, das ihn noch mehr erschreckte als sein unwirsches Verhalten Maya gegenüber. Aber nicht, weil er sich um seinen Freund sorgte. Sondern weil er spürte, wie sein eigener Schutzpanzer immer mehr Risse bekam. Und etwas in ihm aufstieg, was er für gewöhnlich in unruhige Nächte verbannte. Ein beängstigendes Gefühl. Nicos und Janas offensichtliche Panik hatte ihn stärker berührt, als er sich hatte eingestehen wollen … jetzt übermannte ihn etwas, das ihm den Atem zu nehmen drohte.
    Das Mädchen aus seinen Träumen. Schmal, dunkelhaarig. Und auf schreckliche Art gesichtslos.
    Die schmale Gestalt kam auf ihn zu, bewegte sich wie eine Schlafwandlerin und trotzdem zielstrebig durch den dunklen, vielfach gewundenen Gang, den hin und her schwankenden Schlauch, den fürchterlichen Ort seiner tiefsten Ängste und verborgensten Sehnsüchte. Sie kam immer näher, hielt beständig auf ihn zu, und hinter ihr waren deutlich die zuckenden Bewegungen wie die der Tentakeln zu sehen …
    Nein! Er versuchte das Gefühl der Panik abzuschütteln, das ihn auch diesmal bei dieser Vision überkam. Tief in seinem Innersten war er sich sicher, wusste er, dass er dieses Mädchen kannte, dass es Teil seiner dunklen Vergangenheit war.
    Gewaltsam zwang er seine Gedanken an einen anderen Ort, in eine andere Zeit, zurück ins Hier und Jetzt. Es gelang ihm nur im Ansatz. Er konnte sich nicht vollständig auf seine aktuelle Umgebung konzentrieren, nicht auf Jana, Nico und Maya. Seine Gedanken drängten mit aller Kraft weiter fort, jetzt in die Richtung seiner gegenwärtigen Erinnerungen. Sie rissen damit seine Aufmerksamkeit nun auch weg von dem Mädchen, das auf einer anderen Ebene weiterhin beharrlich auf ihn zukam, und führten ihn zu dem Versicherungspalast der Atlas KG zurück …
    Sie waren die Straße entlanggegangen, hungrig auf irgendetwas, das ihre Lust aufs Sprayen befriedigen konnte. Schließlich hatte ein im Sonnenlicht spiegelndes Gebäude ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, vor dem ein überdimensioniertes Gerüst aufgebaut war.
    Es war einer der Bauten, die für krumme Finanzgeschäfte und Verschwendungssucht standen. Obwohl das zu großen Teilen glasverspiegelte Gebäude in vollkommen tadellosem Zustand war, turnten eine Handvoll Blaumänner auf dem Gerüst herum und machten sich an chromglänzenden Abdeckungen zu schaffen. Während Davids Blick abschätzend über die Konstruktion wanderte, legten die Arbeiter ihre Werkzeuge nieder und begannen, die bei jeder Bewegung laut scheppernde Metallkonstruktion hinabzusteigen.
    Nico blieb stehen und legte die Stirn in Falten. »Seht ihr, was ich gerade sehe?«
    Â»Dass die gerade Mittag machen?«, fragte Maya.
    Â»Mittag?« David grinste breit. »Ich persönlich habe keinen Hunger, sondern eher Appetit auf etwas ganz anderes.« Er klopfte auf Mayas Umhängetasche. »Ich sehe, du bist für alle Fälle gerüstet.«
    Â»Immer doch.« Maya öffnete ihre Umhängetasche gerade so weit, dass David die Spraydosen erkennen konnte, die sie dort verstaut hatte. Er griff nach einer mit schnelltrocknendem und hochdeckend rotem Kunstharzlack.

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