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Wyrm. Secret Evolution

Wyrm. Secret Evolution

Titel: Wyrm. Secret Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fürchterliches, etwas Endgültiges und völlig Verdrehtes tief unter der Erde geraten zu sein. Etwas unendlich Altes und auf verdrehte Weise Lebendiges, das sich zwar seinem Verständnis entzog, aber beständig um ihn herum war und seine Fühler gierig nach ihm ausstreckte um ihn mitzuziehen in eine Welt, die nicht die seine war und es doch werden konnte – nein, werden wollte, werden wollte, werden wollte!
    Alles in ihm schrie danach, umzudrehen und zurückzukehren zu den anderen, nicht weiterzugehen. Er versuchte sich zu beruhigen. Hier konnten ihm höchstens ein paar Ratten oder herabfallende Steine gefährlich werden, aber niemals Menschen, die im Untergrund Schutz vor den Schrecken der Realität suchten, Penner oder Junkies, die sich im Vergleich zu ihm so langsam bewegten wie Fußballer in Zeitlupe. Und schon gar keine gesichtslosen Mädchen, die ihm beharrlich folgten. Und keine Albträume. Niemals!
    Â»He, David?«, hörte er Janas Stimme. »Wo steckst du?«
    Davids Gedanken wanderten kurz zu Jana, und die aufsteigende Panik wich etwas anderem. Er entspannte sich nicht wirklich, und doch stahl sich ein leichtes Lächeln auf seine Lippen.
    Jana war schon etwas Besonderes. Auf dem Baugerüst hatte sie die Haare zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, was David weit weniger gefiel, als wenn sie sie offen trug wie gerade noch während ihrer Verfolgungsjagd; er liebte ihre dichte schwarze Mähne, die ihr Gesicht so eindrucksvoll umrahmte, und er liebte die Art, wie sie sich bewegte, die kleinen Gesten, mit denen sie ihre Worte unterstrich oder sich durchs Gesicht fuhr. David war schon lange an Jana interessiert, und eine Zeit lang hatte er das Gefühl gehabt, dass auch Jana ihm mehr als nur freundschaftliche Gefühle entgegenbrachte. Aber wenn dem so gewesen war, dann hatte er es anscheinend versäumt, zur rechten Zeit den richtigen Schritt zu machen.
    Vielleicht lag es an dem Mädchen aus seinen Angstträumen. Er glaubte nicht einmal, dass ihm die Unbekannte selbst Angst machte, sondern vielmehr die bedrückende, Luft abschnürende Atmosphäre der Traumfetzen, in denen sie immer wieder die Hauptrolle spielte. In jedem Fall war er sich sicher, dass ihn mit dieser zarten Gestalt etwas verband, das er nicht in Worte zu fassen vermochte – und vielleicht auch gar nicht wollte. Es war ein starkes, ihn beinahe vollständig ausfüllendes Gefühl, aber es verpuffte, sobald er die Füße aus dem Bett schwang und zum Fenster eilte, um es aufzureißen und morgendliche Frischluft hineinzulassen.
    Und was danach übrig blieb, war nichts weiter als ein schaler Geschmack und das Gefühl, einen fürchterlichen Verlust erlitten zu haben. Das hatte er schon öfters erlebt. Aber nicht jedes Mal war es dabei geblieben, er hatte auch schon weit Schlimmeres durchgemacht: eine Begegnung mit unbeschreiblichen Kreaturen, für die es keine Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit zu geben schien.
    Â»Bist du hier, David?«, riss ihn Nicos Stimme aus seinen Gedanken.
    David antwortete nicht. Er war vollkommen verwirrt. Die innere Stimme, die ihm zugeschrien hatte zu verschwinden, wich zunehmend einem Gefühl von Zuversicht. Trotz seiner Angstträume hatten ihn dunkle Gänge und tiefe Stollen schon immer angezogen. Es war etwas Einschmeichelndes an der Dunkelheit und Enge, dem Geruch nach Moder, Fäulnis und abgestandener Luft, den Wänden, die ihn wie dicke Federbetten umhüllten. All das hatte etwas abartig Vertrautes. Obwohl er auch jetzt immer noch angespannt und voller Furcht war, konnte er sich dem Sog dieser Macht kaum entziehen. Etwas zog ihn immer weiter, tiefer in die Unterwelt und gleichzeitig in die Welt seiner Träume, etwas, das an die Pforte seines Bewusstseins kratzte ohne wirklich um Einlass zu bitten.
    Noch nicht. Aber vielleicht schon sehr bald.
    Er wusste nicht, woher dieser Gedanke kam. Aber wenn er etwas mit seinen Träumen und geheimen Sehnsüchten zu tun hatte, dann würde er das herausfinden. Und das tatsächlich schon sehr bald, dessen war er sich sicher.
    David erreichte den Eingang einer erstaunlich großen Halle. Alles sah … merkwürdig aus … Merkwürdig und uralt. Spinnweben hingen über nackten, teilweise komplett dahinter verborgenen Halterungen für Kunststoffbänke und Fahrgastinformationstafeln, und durch rissig gewordene, von der Halle abgehende

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