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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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unverschämtes…«
    »Haltet die Klappe!« fuhr Rees dazwischen.
    Jaen kochte vor Zorn, zwang sich aber sichtlich zur Ruhe. »Rees. Bin ich für das Teleskop verantwortlich oder nicht?«
    »Bist du.«
    »Und mein Auftrag lautet, daß die Navigatoren – und die Boneys, ihre sogenannten Assistenten – all die Daten erhalten, die sie für die Festlegung unserer Flugbahn um den Kern benötigen. Und das muß unsere erste Priorität sein. Richtig?«
    Rees rubbelte zweifelnd seine Nase. »Ich kann dazu nichts sagen…«
    »Dann sag Hollerbach, daß er seine verdammten Finger von meiner Ausrüstung lassen soll!«
    Mit unterdrücktem Grinsen wandte Rees sich an Hollerbach. »Was hast du vor, Chef-Wissenschaftler?«
    »Rees…« Der alte Mann verschränkte seine langen Finger ineinander und zupfte an dem lockeren Fleisch. »Wir haben jetzt nur noch ein brauchbares wissenschaftliches Instrument. Ich möchte auch nicht die Kriterien für die Besatzung dieses Schiffes nachkarten. Natürlich geht es zunächst um die Größe des Genpools…« Er schlug mit der Faust auf die Handfläche. »Trotzdem nähern wir uns genau in diesem Augenblick der Blindheit dem größten wissenschaftlichen Wunder des Kosmos: dem Kern selbst…«
    »Er will das Teleskop auf den Kern richten«, beklagte sich Jaen. »Kannst du dir das vorstellen?«
    »Die Erkenntnisse, die selbst durch eine nur oberflächliche Untersuchung gewonnen werden können, wären unbezahlbar.«
    »Hollerbach, wenn wir dieses verdammte Teleskop nicht zum Navigieren einsetzen, könnten wir den Kern gründlicher untersuchen, als wir es uns je vorgestellt haben!« Jaen sah Rees an. »Also?«
    »Also was?«
    Hollerbach blickte Rees traurig an. »Na gut, Kumpel, ich glaube, daß diese kleine lokale Auseinandersetzung nur der erste unmögliche Streit ist, den du zu schlichten hast.«
    Rees fühlte sich verwirrt und isoliert. »Aber warum ich?«
    »Weil Decker noch auf dem Roß ist«, fauchte Jaen. »Und wen hätten wir sonst hier?«
    »Richtig, wen sonst?« murmelte Hollerbach. »Tut mir leid, Rees; ich glaube nicht, daß du eine große Wahl hast…«
    »Wie dem auch sei; was ist jetzt mit dem verdammten Teleskop?«
    Rees versuchte sich zu konzentrieren. »Gut. Schau, Hollerbach, ich muß Jaen recht geben, daß ihre Arbeit im Moment Vorrang hat…«
    Jaen stieß einen Freudenschrei aus und gestikulierte wild herum.
    »Du mußt deine Untersuchungen also im Rahmen dieser Arbeiten durchführen. Alles klar? Aber…«, beeilte er sich, »wenn wir nahe genug am Kern sind, werden die Dampfdüsen ohnehin überflüssig; damit würde Navigation zur Zeitverschwendung… und das Teleskop kann für Hollerbachs Studien freigegeben werden. Vielleicht wird Jaen dir sogar helfen.« Er blies die Luft aus den Wangen. »Wäre das ein Kompromiß?«
    Jaen grinste und schlug ihm auf die Schulter. »Wir machen dich noch zu einem Mitglied des Komitees.« Sie drehte sich um und ging zurück ins Innere der Kammer.
    Rees’ Schultern fielen herab. »Hollerbach, ich bin noch zu jung, um Kapitän zu sein. Und ich will den Job auch gar nicht.«
    Hollerbach lächelte milde. »Allein dadurch bist du genauso qualifiziert wie jeder andere. Rees, ich befürchte, daß du dich der Sache stellen mußt; du bist der einzige an Bord, der Erfahrungen sowohl auf dem Gürtel, dem Floß und der Knochenwelt gesammelt hat… und so bist du die einzige Führungspersönlichkeit, die noch am ehesten von allen verschiedenen Parteien auf dem Schiff akzeptiert werden könnte. Und schließlich sind es dein Einsatz und deine Entschlossenheit gewesen, die uns so weit gebracht haben. Ich fürchte, daß du jetzt diese Verantwortung tragen mußt.
    Und es stehen einige schwierige Entscheidungen an. Vorausgesetzt, wir umrunden den Kern erfolgreich, werden wir mit Lebensmittelrationierungen und extremen Temperaturen in den unbekannten Regionen außerhalb des Nebels konfrontiert werden. Sogar Langeweile kann lebensbedrohend werden! Du wirst dafür sorgen müssen, daß wir unter den widrigsten Umständen funktionieren. Ich werde dich natürlich in jeder Hinsicht unterstützen.«
    »Danke. Diese Vorstellung gefällt mir zwar nicht, aber du hast sicher recht. Und du kannst anfangen, mir zu helfen«, sagte er scharf, »indem du deine Differenzen mit Jaen selbst beilegst.«
    Hollerbach grinste reumütig. »Diese junge Frau ist ziemlich energisch.«
    »Hollerbach, was erwartest du überhaupt dort unten zu sehen? Ich glaube, daß eine Nahbetrachtung des

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