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Xeelee 1: Das Floss

Xeelee 1: Das Floss

Titel: Xeelee 1: Das Floss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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aufgebrochen und leer.
    Er fühlte heißen Atem in die Nase steigen. »Gover! Gover, komm her!«
    Der Junge näherte sich langsam; sein schmales Gesicht zeigte eine ängstliche Anspannung.
    Pallis stand unbeweglich da, bis Gover auf Armeslänge herangekommen war; dann holte er mit seiner rechten Hand aus und packte den Assistenten an der Schulter. Der Junge schnappte nach Luft und wand sich, konnte sich aber nicht aus dem Griff befreien.
    Pallis zeigte auf die beschädigten Körbe. »Was sagst du dazu?«
    Der Blick, mit dem Gover die Körbe anstarrte, zeigte, daß er wirklich schockiert war.
    »Ich hab’ es nicht getan, Pilot. Ich würde niemals so dumm sein… ah!«
    Pallis bohrte seinen Daumen tiefer in das Gelenk des Jungen und suchte nach dem Nerv. »Glaubst du, ich habe diese Lebensmittel vor den Bergleuten versteckt, damit du dein nutzloses Gesicht damit fettfressen kannst? Jetzt, du kleiner Hosenscheißer, hält mich nichts mehr davon ab, dich über Bord zu werfen. Wenn ich zum Floß zurückkomme, werde ich dafür sorgen, daß kein einziger Tag deines Lebens vergeht, ohne daß die Welt erfährt, was für ein verlogener, diebischer… kleiner…«
    Er brach ab, und seine Wut verzog sich.
    Irgend etwas stimmte aber noch immer nicht. Die den Körben entnommene Proviantmenge reichte auch nicht annähernd aus, um die Unwucht des Baumes zu erklären. Und was Gover betraf – nun, er hatte sich bereits in der Vergangenheit als ein Dieb, Lügner und noch Schlimmeres erwiesen, aber er hatte recht: Er war bei weitem nicht dumm genug, um so etwas zu tun.
    Widerstrebend ließ er die Schulter des Jungen los. Gover rieb sich das Gelenk und starrte Pallis vorwurfsvoll an. Pallis kratzte sich am Kinn. »Wenn du das Zeug nicht genommen hast, Gover, wer dann? He?«
    Bei den Boneys, sie hatten einen blinden Passagier.
    Behende ließ Pallis sich auf alle viere nieder und preßte seine Hände und Füße gegen das Holz eines Zweiges. Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf die leichte Vibration. Wenn die Unwucht nicht am Rand war, wo dann…?
    Abrupt richtete er sich auf und rannte ungefähr ein Viertel des Umfangs am Rand entlang, wobei nur seine Zehen das Laub berührten. Er hielt einige Sekunden lang inne und umklammerte wieder mit den Händen einen Ast; dann bewegte er sich langsamer auf das Zentrum des Baumes zu und hielt auf halbem Wege zum Stamm an.
    Es war ein kleines Nest im Laub. Durch die Blätterbüschel konnte er ein paar Fetzen von verblaßtem Tuch, einen unordentlichen schwarzen Haarschopf und eine kraftlos baumelnde Hand sehen; die Hand gehörte einem Jungen oder einem jungen Mann, aber sie war stark mit Schwielen bedeckt und wies eine Menge kleiner Wunden auf.
    Pallis richtete sich zu voller Größe auf. »Nun, hier haben wir unsere unerwartete Fracht, Assistent. Wünsche wohl geruht zu haben, der Herr. Hätten Sie jetzt gerne Frühstück?«
    Das Nest explodierte. Skitters schwirrten aufgescheucht aus dem Geäst und flogen weg; und schließlich stand halb gebeugt ein Junge vor Pallis, mit verschlafenen Augen und vor Schreck aufgerissenem Mund.
    Gover trat neben Pallis. »Bei den Boneys, es ist eine Minenratte.«
    Pallis’ Augen wanderten zwischen den beiden Jungen hin und her. Die beiden schienen im gleichen Alter zu sein, aber während Gover wohlgenährt war, jedoch wenig Muskeln hatte, hatte der blinde Passagier einen Leib wie eine Skulptur, und seine Muskeln waren so stark wie die eines Mannes; und was seine Hände betraf, so sah man ihnen die vielen Stunden harter Arbeit deutlich an. Um die Augen hatte der Junge dunkle Ränder. Pallis erinnerte sich an die implodierte Gießerei und fragte sich, wie viele Momente des Schreckens der junge Mann schon durchlebt hatte. Nun schwellte der Junge herausfordernd seine Brust und ballte die Hände zu Fäusten.
    Gover stand mit verschränkten Armen da und grinste. »Was machen wir mit ihm, Pilot? Ihn den Boneys vorwerfen?«
    Pallis wandte sich knurrend zu ihm um. »Gover, manchmal widerst du mich wirklich an.«
    Gover zuckte zurück. »Aber…«
    »Hast du die Feuerkessel schon gereinigt? Nein? Dann tu es. Jetzt!«
    Mit einem letzten, unheilverkündenden Blick auf den blinden Passagier machte sich Gover unbeholfen über den Baum davon.
    Der blinde Passagier sah ihm mit einiger Erleichterung nach und wandte sich dann wieder zu Pallis um.
    Der Zorn des Piloten war verflogen. Er hob beschwichtigend die Hände. »Keine Angst. Ich werde dir nichts tun. Und vor diesem

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