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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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werden mußte…«
    »Oder fünfzehn Jahrhunderte, je nach Standpunkt.«
    Die Cauchy wurde auf einen langen Flug mit Geschwindigkeiten im relativistischen Bereich geschickt, der sie in Richtung des Sternbilds des Schützen führte – zum Zentrum der Galaxis. Das Schiff sollte nach einem Relativjahrhundert zurückkommen – aufgrund der Auswirkung der Zeitdilatation jedoch in ein Sonnensystem, in dem dann bereits fünfzehnhundert Jahre verstrichen waren.
    Und das war das Ziel des Projekts.
    Michael hatte manchmal Projektionen des Wurmloch-Portals studiert, das im Orbit um den Jupiter zurückgelassen worden war; es alterte mit der gleichen Geschwindigkeit wie sein Pendant an Bord der Cauchy, genauso wie er und Miriam. Während aber Miriam und Michael im Einstein-Universum durch eine zunehmende ›Entfernung‹ getrennt waren – eine Distanz, die sich bald auf Hunderte von Lichtjahren belief – verband das Wurmloch noch immer die zwei Portale. Nach einem Relativjahrhundert würde sowohl für Michael als auch Miriam die Cauchy ihre Rundreise abgeschlossen haben und wieder in einen Orbit um Jupiter einschwenken, womit sie in Michaels Zukunft verloren war.
    Und dann wäre es möglich, unter Benutzung des Wurmlochs in wenigen Stunden anderthalb Jahrtausende zu überbrücken.
    Der Abflug des Schiffes, das Warten auf den Abschluß der Rundreise, hatten eine Lücke in Michaels Leben und in seinem Herzen hinterlassen.
    »Irgendwann habe ich mir dann überlegt, daß ich lieber Ingenieur statt Wissenschaftler hätte werden sollen… Dann wäre meine Aufmerksamkeit auf einen einzigen Werkstoff konzentriert worden, den wir in unseren Hohlleiter-Beschleunigern auf Io hätten herstellen können; der Rest der ›exotischen‹ Physik wäre dann nicht mein Metier gewesen. Deshalb habe ich mich entschieden…«
    »Wegzulaufen?«
    Wieder packte Michael der Zorn.
    Sein Vater beugte sich im Stuhl nach vorne und hielt die Hände vor sich gefaltet; das graue Licht von dem unterhalb stehenden Kometen spielte in seinem klaren, gut geschnittenen Gesicht. Michael registrierte, daß das Whiskyglas jetzt verschwunden war; eine abgelegte Requisite. »Verdammt, Michael, du warst ein mächtiger Mann geworden. Es war mehr als nur Wissenschaft oder Ingenieurswesen. Durch die Initiierung und den Abschluß des Projektes ›Interface‹ hast du gelernt, mit Menschen umzugehen. Politik. Budgets. Motivation. Wie man Dinge bewältigt; wie man führt – wie man in der Welt der Menschen etwas erreicht. Du hättest es immer wieder tun können; du hättest alles erreichen können, nachdem du es einmal gelernt hattest.«
    »Und trotzdem hast du alles aufgegeben. Du bist davongelaufen und hast dich hier draußen verkrochen. Schau, ich weiß, wie verletzt du gewesen sein mußt, als Miriam Berg lieber auf der Cauchy mitfliegen als bei dir bleiben wollte. Aber…«
    »Ich verstecke mich nicht, verdammt«, fluchte Michael und versuchte, einen Wutanfall zu verschleiern. »Ich habe dir doch schon gesagt, was ich hier draußen mache. Die Quark-Nuggets könnten zu neuen Erkenntnissen über die fundamentale Struktur der Materie führen…«
    »Du bist ein Dilettant«, konstatierte Harry und ließ sich abschätzig in seinen Sessel zurückfallen. »Mehr ist nicht dahinter. Du hast überhaupt keinen Einfluß darauf, was aus den Tiefen der Raumzeit zu dir hereinschneit. Sicher, es ist spannend. Aber es ist keine Wissenschaft. Von den großen Projekten im inneren System, wie zum Beispiel dem Serenitatis-Beschleuniger, bist du doch schon seit Jahren abgekoppelt.« Harry sah ihn mit weit geöffneten Augen und ohne zu blinzeln an. »Sag mir, wenn ich mich irre.«
    Der geladene Michael warf seine Whiskyflasche auf den Boden. Sie knallte auf die helle Fläche, und die gelbe Flüssigkeit sammelte sich, durchsetzt vom Licht des Kometen, klebrig um niederregnende Glassplitter. »Was, zum Teufel, willst du?«
    »Du hast zugelassen, daß du alt wurdest, Michael«, stellte Harry traurig fest. »Stimmt’s? Und – was noch schlimmer ist – du hast zugelassen, daß du alt geblieben bist.«
    »Ich bin ein Mensch geblieben«, grollte Michael. »Ich wollte den Inhalt meines Geistes nicht auf einen Chip kopieren lassen.«
    Harry erhob sich von seinem Stuhl und ging auf seinen Sohn zu. »So ist es nicht«, meinte er leise. »Es ist mehr wie eine Bearbeitung deiner Erinnerungen. Klassifizieren, sortieren, rationalisieren.«
    »Was für eine widerwärtige Terminologie«, schnaubte

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