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Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit

Titel: Xeelee 2: Das Geflecht der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Michael, das Brückenportal ist wieder da. Und das Wurmloch hat etwas ausgestoßen. Ein Schiff aus der Zukunft. Wir haben eine Nachricht von ihm empfangen, im Mikrometerbereich; wir vermuten, daß die Botschaft heimlich abgesetzt wurde, gegen den Willen der Schiffsführung.«
    Michael schüttelte den Kopf. Vielleicht hatte er wirklich zugelassen, daß er zu alt wurde; Harrys Worte kamen ihm irreal vor – wie eine unverständliche Traumbeschreibung. »Konnte die Nachricht decodiert werden?«
    »War ziemlich leicht«, meinte Harry trocken. »Sie war in Englisch abgefaßt. Nur Ton, keine Videounterlegung.«
    »Und? Komm schon, Harry.«
    »Man hat nach dir gefragt. Namentlich. Die Botschaft kam von Miriam Berg.«
    Michael spürte, wie ihm gegen seinen Willen die Luft wegblieb.
    Die Projektion seines Vaters kniete sich vor ihm hin und streckte eine Hand so dicht vor Michaels Gesicht aus, daß dieser die einzelnen Bildpunkte erkennen konnte. »Michael? Bist du in Ordnung?«

3

    WIEDER HING JASOFT PARZ im All vor einem Spline-Schiff.
    Der Frachter war eine Landschaft aus grauem Fleisch. Parz blickte auf einen rollenden Augapfel, der ihn hinter mehreren Schichten vergüteter Epidermis anstarrte, und Parz verspürte eine seltsame Geistesverwandtschaft mit dem Spline, dem Symbionten der Qax.
    Parz war sich der hundert auf seinen zerbrechlichen Raumgleiter gerichteten Geschütze bewußt – vielleicht waren sogar die legendären Gravohammer-Strahler darunter, die sich die Qax von den Xeelee beschafft hatten.
    Er hätte lachen mögen. Da brandete womöglich die immaterielle Schockwellenfront einer manipulierten Vergangenheit auf sie zu, und trotzdem richteten sie ihre Spielzeugwaffen auf einen alten Mann.
    »Botschafter Jasoft Parz.« Die aus dem Translator kommende Stimme des Gouverneurs war, wie immer, weich, feminin und betörend, und wie immer war es unmöglich, irgendwelche Untertöne herauszuhören.
    »Hier bin ich, Gouverneur«, meldete sich Parz mit fester Stimme.
    Zunächst herrschte langes Schweigen. Dann sagte der Gouverneur: »Ich muß dich um Hilfe bitten.«
    Parz spürte, wie die Spannung von ihm abfiel, und er glaubte, daß sich ihm der Magen umstülpen würde. Wie hatte er sich vor dieser Unterredung mit dem Gouverneur gefürchtet – seine erste Reise in den Orbit seit diesem schicksalsträchtigen Moment vor einer Woche, als er die Demütigung der Qax durch den rebellischen Pöbel mitansehen mußte, der durch das Interface-Portal abhaute. Danach hatte sich Parz wieder seinen alltäglichen Obliegenheiten gewidmet – obwohl auch die problematisch genug waren; sogar in den exklusiven diplomatischen Kreisen, die den Planeten kontrollierten, war dieser einmalige, erschütternde Akt des Widerstandes Tagesgespräch. Manchmal wäre Parz am liebsten aus diesem Hochsicherheitstrakt, der sein Leben umgab, ausgebrochen und in die richtige Welt eingetaucht. Natürlich wäre er erledigt gewesen, sobald man ihn als Kollaborateur enttarnt hätte… aber vielleicht wäre es das wert gewesen, den Ausdruck der Hoffnung über tausend Lippen kommen zu hören.
    Aber er hatte weder den Mut noch die Dummheit zu einer solchen Sache. Statt dessen hatte er auf eine Anweisung des Gouverneurs gewartet. Es lag durchaus im Vorstellungsbereich der Qax, den ganzen Planeten für die Handlungen einiger weniger zu bestrafen.
    Parz wäre nicht überrascht gewesen, wenn es Tote gegeben hätte.
    Paradoxerweise fand er immer eine Entschuldigung für solche Vorgehensweisen der Qax. Um die Kontrolle über die Erde und ihre Schwesterwelten zu erlangen, brauchten die Qax nur die Geschichte zu studieren und genau die Methoden anzuwenden, deren sich die Menschen bei der Unterdrückung ihrer Artgenossen selbst bedient hatten. Es gab keine Hinweise darauf, daß die Qax ihrerseits jemals solche interaktive Taktiken entwickelt hatten. Die Qax standen nur in der Tradition der Unterdrücker, die aus den Reihen der Menschheit gekommen waren, überlegte Parz. Aber dennoch mußten sich die Menschen selbst die Schuld dafür geben; es war, als ob die Qax eine externe Manifestation des zwischenmenschlichen Umgangs darstellten, ein Richterspruch der Geschichte.
    Doch im nachhinein war nichts derartiges geschehen. Und nun war Parz zu einer weiteren ungefährlichen Besprechung im Orbit vorgeladen worden.
    »Sagen Sie mir, was Sie wollen, Gouverneur.«
    »Wir glauben, daß wir das Interface-Portal gesperrt haben«, hob das Qax an. »Es ist von Spline-Kriegsschiffen

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