Tod im Weinkontor
PERSONENVERZEICHNIS
Andreas Bergheim, Kaplan an der Kölner
Pfarrkirche Sankt Kolumba. Vor kurzem aus Italien von einem
Studienaufenthalt zurückgekehrt. Jung, voller
Forscherdrang, aufgeschlossen für alles Neue. Muss bei
seiner Rückkehr eine schreckliche Entdeckung machen.
Grete, die alte Magd im Pfarrhaus von Sankt
Kolumba.
Johannes Hülshout, Pfarrer von Sankt
Kolumba, gleichzeitig Professor an der Universität zu
Köln. Abgeklärt, kunstsinnig und nicht ganz
uneitel.
Ludwig Leyendecker, Weinhändler,
Ratsherr, war angeblich mit dem Teufel im Bunde und hat sich
das Leben genommen. Der beste Freund von Andreas Bergheim.
Elisabeth Bonenberg, Schwester von Ludwig
Leyendecker und gute Bekannte von Andreas Bergheim. Jung, sanft
und nachdenklich zugleich. Sie umgibt ein dunkles
Geheimnis.
Barbara Leyendecker, Witwe von Ludwig
Leyendecker. Eine forsche Frau, die das Weinhaus ihres
verstorbenen Gemahls allein weiterführen will.
Johannes Dulcken, Krämer, fliegender
Händler. Ein früherer Weinhändler, der durch den
Ausschluss Kölns aus der Hanse bankrott gegangen ist.
Heinrich Bonenberg, Elisabeths Gemahl, ein in
Maßen erfolgreicher Kaufmann, der nach der Verhansung
Kölns im Weinhandel mit England sein Glück sieht.
Seine körperlichen und geistigen Vorzüge sind
gering.
Trineken, die Magd der Familie Bonenberg.
Peter Krantz, Ratsherr, war mit Ludwig
Leyendecker bekannt und ist nicht gut auf Geistliche zu
sprechen.
Ulrich Heynrici, ehemaliger Kaufmann und
Ratsherr, der sich ganz dem mildtätigen Leben verschrieben
hat, im Kölner Leprosenhaus Melaten Küsterdienste
versieht und sich um die Siechen kümmert.
Edwyn Palmer, Londoner Kaufmann, der mit
Tuchen und Wein handelt. Handelspartner von Ludwig Leyendecker.
Ein grober und ungehobelter Mann.
Anne Palmer, seine junge Frau, eine
gebürtige Aachenerin, deren Verhältnis zu ihrem Mann
zwischen Liebe und Abscheu schwankt.
Anton Lautensack, ein junger Kaufmann aus dem
Londoner Stalhof, der sich erbietet, Elisabeth Bonenberg und
Anne Palmer sicher von England nach Köln zu bringen.
Ulrich Zell, einer der ersten Buchdrucker in
Köln, bisweilen auch im Handel mit Handschriften
tätig.
Dillon Foyles, Wirt in London, betreibt eine
der besseren Herbergen.
Felix Streuvels, Wirt in Dordrecht, betreibt
eine Herberge der zwielichtigen Art.
Hans Gartzem, Kaufmann aus Köln, auf der
Rückreise von Dordrecht.
Odilo, Familiaris im Pfarrhaus von Sankt
Kolumba, wird von Andreas Bergheim in Latein und Theologie
unterrichtet.
EINS
Ruhe und Freude waren nur von kurzer Dauer. Andreas Bergheim
seufzte, als Grete, die Magd, ihm Besuch ankündigte. Er
lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, bis dieser unwillig
knarrte, und schaute durch das kleine Fenster seiner Schlafstube.
Hinter den runden Butzenglasscheiben sah er hinaus auf den nur
undeutlich zu erkennenden Friedhof und die mächtige
Silhouette von Sankt Kolumba, die durch Baugerüste und einen
Kran verunstaltet wurde. Aus der Ferne wirkte die Kirche auf
Andreas wie ein verwachsener, am Boden liegender Riese.
Er hatte sich auf ein paar Stunden des Friedens gefreut. Einen
Tag früher als geplant war er aus Bologna
zurückgekehrt, wo er theologische Studien betrieben hatte.
Der italienische Himmel war so viel blauer, heller, von Licht und
Freude durchwehter gewesen als der kölnische. Und doch war
Andreas Bergheim froh, wieder zu Hause zu sein. Er liebte seine
Stelle als Kaplan an Sankt Kolumba, und er liebte Köln
– trotz des schlechten Wetters, der engen Gassen und des
manchmal recht starken Geruchs in ihnen. Und er liebte seine
Pfarrkinder, die bisweilen etwas Italienisches an sich hatten,
etwas Lärmendes, Heiteres, das ihm in anderen deutschen
Städten nur selten begegnet war. Nein, er war zufrieden, und
er hoffte, irgendwann einmal selbst Pastor zu werden. Johannes
Hülshout, Rector ecclesiae von Sankt Kolumba, war schon alt,
Gott bewahre ihm seine Rüstigkeit, aber vielleicht
würde Andreas einmal sein Nachfolger sein. Das theologische
Rüstzeug hatte er während seines zweijährigen
Studiums in Bologna erworben, glaubte er.
Er mochte Johannes Hülshout, den die Gläubigen sehr
verehrten und der, wie viele Pastoren von Sankt Kolumba vor ihm,
auch Professor an der Kölner Universität war. Gegen
Mittag noch hatte Andreas ihn in dessen Studierstube kurz
begrüßt, bevor er rasch zu einer Fakultätssitzung
aufbrechen
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