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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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könnte es vielleicht auch ein anderer. Aber ich will dir erklären, warum ich es für unmöglich halte. Wie könnte jemand so ein meisterhaftes Programm installieren? Es müßte sich auf jedem Computer befinden, der Verkürzer-Mitteilungen verarbeitet. Davon gibt es Abertausende. Und wenn einer zusammenbricht und ein anderer dazugeschaltet wird, müßte das Programm umgehend auf den neuen Computer überspielt werden. Doch man könnte es nicht im Festplattenspeicher verankern; dort würde es entdeckt werden. Es müßte sich die ganze Zeit über bewegen, hin- und herhüpfen, ohne die anderen Programme zu stören, aus einem Speicher hinaus und wieder hinein. Ein Programm, das zu all dem imstande ist, müßte… intelligent sein, es müßte versuchen, sich zu verstecken und die ganze Zeit über neue Möglichkeiten dazu ersinnen, oder wir hätten es mittlerweile längst gefunden, was aber nicht der Fall ist. Es gibt kein solches Programm. Wie hätte man es programmieren können? Wie hätte man es starten können? Und schau, Wang-mu – diese Valentine Wiggin, die das gesamte Demosthenes-Material schreibt… sie selbst versteckt sich auch schon seit Tausenden von Jahren. Wenn es so ein Programm gäbe, müßte es schon die ganze Zeit über existiert haben. Es kann nicht von den Feinden des Sternenwege-Kongresses geschaffen worden sein, weil es noch gar keinen Sternenwege-Kongreß gab, als Valentine Wiggin zu verbergen begann, wer sie war. Siehst du, wie alt diese Unterlagen sind, in denen ihr Name steht? Seit diesen frühesten Berichten von… von der Erde wurde sie nicht mehr offen mit Demosthenes in Verbindung gebracht. Bevor es Sternenschiffe gab. Bevor…«
    Qing-jao verstummte, doch Wang-mu hatte bereits begriffen, hatte ebenfalls diese Schlußfolgerung gezogen, bevor Qing-jao sie aussprach. »Wenn es also ein geheimes Programm in den Verkürzer-Computern gibt«, sagte Wang-mu, »muß es schon immer dagewesen sein. Von Anfang an.«
    »Unmöglich«, flüsterte Qing-jao. Doch da alles andere ebenfalls unmöglich war, wußte Wang-mu, daß Qing-jao diese Idee gefiel, daß sie an sie glauben wollte, denn obwohl sie unmöglich war, war sie zumindest vorstellbar, und wenn man sie sich vorstellen konnte, konnte man sie vielleicht auch verwirklichen. Und ich habe sie mir vorgestellt, dachte Wang-mu. Die Götter mögen zwar nicht zu mir sprechen, doch ich bin auch intelligent. Ich verstehe etwas. Alle behandeln mich wie ein törichtes Kind, selbst Qing-jao, obwohl sie weiß, wie schnell ich lerne, obwohl sie weiß, daß mir Dinge einfallen, auf die andere Menschen nicht kommen, obwohl sie mich… verachtet. Doch ich bin so klug wie alle anderen auch, Herrin! Ich bin so klug wie du, obwohl du dies nie bemerken wirst, obwohl du glauben wirst, du wärest allein auf all das gekommen. Oh, du wirst meine Mitwirkung nicht verschweigen, doch es wird in etwa so aussehen: Wang-mu hat etwas gesagt und brachte mich zum Nachdenken, und dann kam ich auf die wichtige Idee. Es wird nie heißen: Wang-mu hat dies begriffen und mir erklärt, so daß ich es schließlich auch verstand. Du benimmst dich immer so, als sei ich ein dummer Hund, der zufällig bellt oder jault und genauso zufällig deine Gedanken zur Wahrheit lenkt. Ich bin kein Hund. Ich verstehe die Dinge. Als ich dir diese Fragen stellte, hatte ich die Implikationen bereits begriffen. Und ich begreife sogar viel mehr, als du bislang gesagt hast – aber ich muß dir alles erklären, indem ich Fragen stelle, indem ich so tue, als verstünde ich nicht, weil du eine Gottberührte bist und eine bloße Dienerin einer Gottberührten niemals etwas erklären könnte.
    »Herrin, wer auch immer dieses Programm beherrscht, hat eine gewaltige Macht, und doch haben wir noch nie von ihnen gehört, und doch haben sie diese Macht bis jetzt noch nie eingesetzt.«
    »Sie haben sie eingesetzt«, sagte Qing-jao. »Um Demosthenes' wahre Identität zu verbergen. Diese Valentine Wiggin ist sehr reich, doch ihre Besitztümer wurden alle verschleiert, damit niemand begreift, wie reich sie ist, daß all ihre Besitztümer Teil ein und desselben Vermögens sind.«
    »Dieses mächtige Programm befindet sich seit Beginn des Sternenflugs in jedem Verkürzer-Computer, und doch hat es bislang nur das Vermögen dieser Frau verborgen?«
    »Du hast recht«, sagte Qing-jao. »Es ergibt nicht den geringsten Sinn. Warum hat jemand mit soviel Macht sie nicht schon benutzt, um die Kontrolle über die Dinge zu übernehmen?

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