Xenozid
die Descolada zu neutralisieren. Nehmen die Bewohner Lusitanias nicht mit ihrem Trinkwasser gewisse Medikamente auf?«
»Die Descolada isoliert diese Medikamente immer wieder und paßt sich an sie an. Es ist ein unentwegtes Wettrennen. Irgendwann wird die Descolada eine Etappe gewinnen, und dann wird es keine Menschen mehr geben, gegen die sie das Rennen fortsetzen muß.«
»Soll das heißen, daß der Virus intelligent ist?« fragte Wang-mu.
»Eine Wissenschaftlerin auf Lusitania ist dieser Meinung«, erwiderte Jane. »Sie heißt Quara. Andere widersprechen ihr. Doch der Virus verhält sich mit Sicherheit, als sei er intelligent, zumindest wenn es darum geht, sich an Veränderungen der Umgebung anzupassen und andere Spezies seinen Bedürfnissen entsprechend umzuwandeln. Ich persönlich glaube, daß Quara recht hat. Ich glaube, daß die Descolada eine intelligente Spezies ist, die eine eigene Sprache hat und sie benutzt, um Informationen sehr schnell von einer Seite des Planeten auf die andere zu bringen.«
»Ich bin kein Virologe«, sagte Meister Han.
»Doch wenn du dir die Untersuchungen ansiehst, die Elanora Ribeira von Hesse durchgeführt hat…«
»Natürlich werde ich sie mir ansehen. Ich wünschte nur, ich hätte deine Hoffnung, helfen zu können.«
»Und dann das dritte Problem«, sagte Jane. »Vielleicht das einfachste von allen. Die Gottberührten von Weg.«
»Ja«, sagte Meister Han. »Die, die dich vernichten wollen.«
»Nicht aus freier Entscheidung«, sagte Jane. »Ich werfe euch nichts vor. Aber ich möchte das gern erledigt sehen, bevor ich sterbe. Ich möchte eine Möglichkeit finden, eure manipulierten Gene zu so verändern, daß zumindest zukünftige Generationen von diesem absichtlich herbeigeführten UZV frei sind, dabei aber nicht ihre außergewöhnliche Intelligenz verlieren.«
»Wo wirst du Genetiker finden, die bereit sind, eine Arbeit zu leisten, die der Kongreß mit Sicherheit als Verrat bezeichnen wird?«
»Wenn man möchte, daß jemand einen Verrat begeht«, sagte Jane, »sieht man sich am besten zuerst unter bekannten Verrätern um.«
»Lusitania«, sagte Wang-mu.
»Ja. Mit eurer Hilfe kann ich Elanora das Problem anvertrauen.«
»Arbeitet sie nicht an dem Descolada-Problem?«
»Niemand kann jeden wachen Augenblick an ein und derselben Sache arbeiten. Diese Abwechslung wird ihr vielleicht sogar helfen, sich inspirierter mit der Descolada zu befassen. Außerdem läßt sich euer Problem auf Weg wohl relativ leicht lösen. Schließlich wurden eure veränderten Gene ursprünglich von völlig normalen Genetikern geschaffen, die für den Kongreß arbeiteten. Es lagen nur politische, keine wissenschaftlichen Hindernisse vor. Ela dürfte keine größeren Schwierigkeiten haben. Sie hat mir bereits gesagt, wie wir anfangen müssen. Wir brauchen ein paar Gewebeproben. Ein Medizintechniker muß hier ein paar Computeranalysen auf Molekularebene durchführen. Ich kann sämtliche Maschinen so lange übernehmen, bis die Daten vorliegen, die Ela braucht, und sie ihr dann übermitteln. So einfach ist das.«
»Wessen Gewebe brauchst du?« fragte Meister Han. »Ich kann ja schlecht die Besucher hier bitte, mir Proben zur Verfügung zu stellen.«
»Eigentlich habe ich genau darauf gehofft«, sagte Jane. »Hier kommen und gehen so viele. Wir können auch totes Gewebe gebrauchen. Vielleicht sogar Stuhl- oder Urinproben, die Körperzellen enthalten.«
Meister Han nickte. »Das ist kein Problem.«
»Für die Stuhlproben werde ich sorgen«, sagte Wang-mu.
»Nein«, sagte Meister Han. »Ich bin mir nicht zu gut, jede notwendige Hilfe zu leisten, selbst mit bloßen Händen.«
»Ihr selbst?« fragte Wang-mu. »Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil ich befürchtete, Ihr würdet andere Diener erniedrigen, indem Ihr ihnen diesen Auftrag gebt.«
»Ich werde nie wieder jemanden bitten, etwas so Niedriges und Entwürdigendes zu verrichten, daß ich mich weigern würde, es selbst zu tun.«
»Dann werden wir es gemeinsam tun«, sagte Wang-mu. »Bitte vergeßt nicht, Meister Han – Ihr werdet Jane helfen, indem Ihr Berichte lest und bewertet, während ich nur durch manuelle Arbeit helfen kann. Besteht nicht darauf, etwas zu tun, was auch ich tun kann. Nutzt diese Zeit statt dessen für etwas, das nur Ihr könnt.«
Jane unterbrach, bevor Meister Han antworten konnte. »Wang-mu, ich möchte, daß auch du die Berichte liest.«
»Ich? Aber ich bin überhaupt nicht gebildet.«
»Trotzdem«, sagte
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