Xenozid
Welt gemacht.«
Aber sie hörte nicht auf, still vor sich hinzuweinen.
Jane mußte es Ela gezeigt haben, denn sie schwieg eine Weile. Schließlich ergriff sie jedoch das Wort. »Verzeihung, aber ich habe viel zu tun«, sagte sie.
»Ja«, sagte Han Fei-tzu. »Sie dürfen gehen.«
»Sie verstehen mich falsch«, sagte Ela. »Ich brauche nicht Ihre Erlaubnis, um zu gehen. Ich habe noch einiges zu sagen, bevor ich gehe.«
Han Fei-tzu verbeugte sich. »Bitte. Wir hören.«
»Ja«, flüsterte Wang-mu. »Ich höre auch.«
»Es gibt eine entfernte Möglichkeit, daß wir, falls wir den Descolada-Virus dekodieren und zähmen können, auch eine Variante herstellen können, die auf Weg nützlich sein könnte.«
»Warum sollten wir diesen schrecklichen künstlichen Virus hier auf Weg haben wollen?« fragte Han Fei-tzu.
»Die Descolada dringt in die Zellen eines Wirtkörpers ein, liest den genetischen Kode und reorganisiert ihn entsprechend ihrer eigenen Programmierung. Wenn wir die Descolada verändern – falls wir das können –, werden wir diese Programmierung entfernen. Wir werden auch die meisten Selbstverteidigungsmechanismen entfernen, falls wir sie finden. Dann könnte es möglich sein, sie als Super-Spleißer zu benutzen, die nicht nur die Fortpflanzungszellen, sondern alle Zellen eines Lebewesens beeinflussen.«
»Verzeihung«, sagte Han Fei-tzu, »aber ich habe kürzlich über dieses Thema nachgelesen, und die Vorstellung eines Super-Spleißers wurde zurückgewiesen, da der Körper seine eigenen Zellen abstößt, nachdem sie genetisch verändert wurden.«
»Ja«, sagte Ela. »So tötet die Descolada. Der Körper selbst stößt sich bis zum Tode ab. Aber dazu kann es nur kommen, da die Descolada nicht auf den Umgang mit Menschen programmiert wurde. Sie traf zufällig auf den menschlichen Körper, studierte ihn, nahm willkürliche Veränderungen vor und wartete ab, was passierte. Sie hatte keine Programmierung für uns, und so endete ein jedes Opfer mit vielen verschiedenen genetischen Codes in seinen Zellen. Aber was passiert, wenn wir einen Super-Spleißer schaffen, der nach einer Programmierung vorgeht und jede Körperzelle entsprechend einem einzigen neuen Muster verwandelt? Unsere Studien der Descolada lassen schließen, daß in so einem Fall die Veränderung in jedem Individuum in etwa sechs Stunden herbeigeführt werden kann – höchstens in einem halben Tag.«
»So schnell, daß der Körper sich nicht mehr selbst abstoßen kann…«
»Er wird eine so perfekte Einheit darstellen, daß er das neue Muster als sich selbst erkennt.«
Wang-mu hatte aufgehört zu weinen. Sie schien jetzt genauso aufgeregt wie Fei-tzu auch, und trotz all ihrer Selbstdisziplin konnte sie es nicht verbergen. »Ihr könnt alle Gottberührten verändern? Sogar die befreien, die jetzt schon leben?«
»Falls wir imstande sind, die Descolada zu dekodieren, könnten wir nicht nur bei den Gottberührten das UZV entfernen, wir könnten auch bei den normalen Menschen alle Verbesserungen installieren. Es wäre bei den Kindern natürlich am wirksamsten – ältere Menschen haben die Wachstumsstadien schon hinter sich, in denen die neuen Gene die größten Auswirkungen hätten. Doch von dieser Zeit an würde jedes Kind, das auf Weg geboren wird, über diese Verbesserungen verfügen.«
»Und was dann? Würde die Descolada wieder verschwinden?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, wir müßten in das neue Gen eine Methode einbauen, die bewirkt, daß es sich selbst vernichtet, sobald die Arbeit getan ist. Doch wir müßten Wang-mus Gene als Modell benutzen. Kurz gesagt, Wang-mu, du würdest gewissermaßen ein genetisches Elternteil der gesamten Bevölkerung deiner Welt werden.«
Sie lachte. »Was würden wir ihnen damit für einen schönen Streich spielen! Sie sind so stolz darauf, Auserwählte zu sein, und doch wird ihre Heilung von einer wie mir kommen!« Doch augenblicklich klaffte ihr Mund auf, und sie schlug die Hände vors Gesicht. »Wie konnte ich so etwas nur sagen. Ich bin so hochmütig und arrogant wie die Schlimmsten von ihnen geworden.«
Fei-tzu legte die Hand auf ihre Schulter. »Sei nicht so hart zu dir. Solche Gefühle sind ganz natürlich. Sie kommen und gehen schnell. Nur diejenigen, die eine Lebensart aus ihnen machen, sind dafür zu verdammen.« Er wandte sich wieder an Ela. »Es gibt gewisse ethische Probleme.«
»Ich weiß. Und ich meine, wir sollten jetzt auf diese Probleme zu sprechen kommen, obwohl es uns
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