Xenozid
geworden war, um die Wahrheit gegen die Ketzerei zu verteidigen; Pflanzer, der gestorben war, um zu beweisen, daß die Seele seines Volkes von Gott und nicht von einem Virus stammte; und die Pequeninos, die als unschuldige Opfer eines Gemetzels gestorben waren. »Sie alle mögen eines Tages Heilige sein, denn wir leben in einer Zeit, die an die Anfangstage des Christentums erinnert, als große Taten und große Heiligkeit dringend gebraucht und daher öfter vollbracht wurden. Diese Kapelle ist ein Schrein für all jene, die ihren Gott mit all ihrem Herzen und die ihren Nächsten wie sich selbst geliebt haben. Sollen alle, die hier eintreten, mit gebrochenem Herzen und reuigem Geist eintreten, damit die Heiligkeit auch sie berührt.«
Die Predigt dauerte nicht lange, denn es waren für diesen Tag noch viele weitere Gottesdienste angesetzt – die Gläubigen betraten die Kapelle in Gruppen; sie war viel zu klein, um die gesamte menschliche Bevölkerung Lusitanias auf einmal aufzunehmen. Sie waren ziemlich schnell fertig, und Valentine stand auf, um zu gehen. Sie wollte schon Plikt und Val folgen, als Miro sie am Arm festhielt.
»Jane hat es mir gerade erzählt«, sagte er. »Ich dachte, du wolltest es wissen.«
»Was?«
»Sie hat gerade das Sternenschiff getestet, ohne daß Ender darin war.«
»Wie war ihr das möglich?« fragte Valentine.
»Peter«, sagte er. »Sie hat ihn ins Außen und wieder zurück gebracht. Er kann ihr Aiua aufnehmen, falls dieser Prozeß wirklich so funktioniert.«
Ihre Stimme verlieh ihrer unmittelbaren Furcht Ausdruck. »Hat er…«
»Etwas geschaffen? Nein.« Miro grinste – aber mit einer Andeutung des schiefen, verzerrten Gesichtsausdrucks, den Valentine für eine Folge seiner Behinderung gehalten hatte. »Er behauptet, es läge daran, daß sein Geist viel sauberer und gesünder als der Andrews ist.«
»Vielleicht«, sagte Valentine.
»Ich behaupte, es liegt daran, daß kein Philot im Außen bereit war, Teil seines Musters zu werden. Zu verdreht.«
Valentine lachte leise.
Dann kam der Bischof zu ihnen. Da sie zu den letzten gehörten, die die Kapelle verließen, waren sie ungestört.
»Danke, daß du die neue Taufe akzeptiert hast«, sagte der Bischof.
Miro neigte den Kopf. »Nicht viele Menschen bekommen die Gelegenheit, so sehr von ihren Sünden geläutert zu werden«, sagte er.
»Und Valentine, es tut mir leid, daß ich Ihre… Namensvetterin nicht akzeptieren konnte.«
»Keine Angst, Bischof Peregrino. Ich verstehe Sie. Vielleicht bin ich sogar derselben Ansicht.«
Der Bischof schüttelte den Kopf. »Es wäre besser, wenn sie einfach…«
»Gingen?« ergänzte Miro. »Ihr Wunsch wird erfüllt. Peter wird bald aufbrechen – Jane kann ein Schiff mit ihm an Bord lenken. Zweifellos ist ihr das auch mit der jungen Val möglich.«
»Nein«, sagte Valentine. »Sie kann nicht gehen. Sie ist zu…«
»Jung?« fragte Miro. Er wirkte amüsiert. »Die beiden wurden mit allem geboren, was Ender weiß. Du kannst das Mädchen trotz ihres Körpers wohl kaum ein Kind nennen.«
»Wenn sie geboren worden wären«, sagte der Bischof, »müßten sie nicht gehen.«
»Sie gehen nicht, weil Sie es wünschen«, sagte Miro. »Sie gehen, weil Peter Elas neuen Virus nach Weg bringen wird, und die junge Val sucht mit ihrem Schiff nach Planeten, auf denen man Pequeninos und Schwarmköniginnen ansiedeln kann.«
»Ihr könnt sie nicht auf so eine Mission schicken«, sagte Valentine.
»Ich werde sie nicht schicken«, sagte Miro. »Ich werde sie mitnehmen. Oder besser gesagt, sie wird mich mitnehmen. Ich will gehen. Welche Risiken auch bestehen, ich nehme sie auf mich. Ihr wird nichts passieren, Valentine.«
Valentine schüttelte noch immer den Kopf, doch sie wußte bereits, daß sie sich letztendlich nicht durchsetzen konnte. Die junge Val selbst würde darauf bestehen, wie jung sie auch sein mochte, denn wenn sie nicht ging, stand ihnen nur ein Sternenschiff zur Verfügung; und wenn Peter die Reisen übernahm, konnte man nicht sagen, ob er das Schiff nicht für seine eigenen Ziele zweckentfremden würde. Auf lange Sicht würde sich auch Valentine der Notwendigkeit beugen müssen. Welchen Gefahren sich die junge Val auch aussetzen mochte, sie waren nicht schlimmer als die Risiken, die andere bereits auf sich genommen hatten. Zum Beispiel Pflanzer. Zum Beispiel Vater Estevão. Zum Beispiel Glas.
Die Pequeninos versammelten sich um Pflanzers Baum. Es wäre Glas' Baum gewesen, da er der
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