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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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antwortete. Wie war die Software, die das Miro-Abbild herstellte, auf die Analogie mit Sternen und Wasserstoffatomen gekommen, wenn Miro sie nicht vom Fleck weg geliefert hatte? Valentine hatte noch nie von einem Computerprogramm gehört, das ein so engagiertes Gespräch von allein führte.
    »Und vielleicht gibt es noch andere Verwandtschaften im Universum, von denen ihr bis jetzt nichts wißt«, sagte das Miro-Abbild. »Vielleicht gibt es eine Lebensform, die ihr noch nicht kennengelernt habt.«
    Valentine, die noch immer Miro beobachtete, bemerkte, daß er jetzt besorgt wirkte. Als gefiele ihm nicht, was das Miro-Abbild jetzt tat.
    »Von welcher Lebensform sprichst du?« fragte Jakt.
    »Es gibt ein physikalisches Phänomen im Universum, ein sehr bekanntes, das völlig unerklärt ist, und doch nimmt es jeder für gegeben, und niemand hat je ernsthaft nachgeforscht, warum und wie es geschieht. Noch nie wurde eine Verkürzer-Verbindung gekappt.«
    »Unsinn«, sagte Jakt. »Einer der Verkürzer auf Trondheim war letztes Jahr sechs Monate außer Betrieb – es kommt nicht oft vor, aber es passiert.«
    Erneut bewegte Miro weder Lippen und Kiefer; erneut antwortete das Computerbild umgehend. Miro hatte es in diesem Augenblick eindeutig nicht unter Kontrolle. »Ich behaupte nicht, daß bei den Verkürzern niemals Schäden auftreten. Ich behaupte, daß die Verbindungen – die philotischen Verschlingungen zwischen den Teilen eines gespaltenen Mesons – niemals zusammengebrochen sind. Eine Verkürzer- Maschine kann einen Schaden haben, die Software kann manipuliert werden, doch noch nie hat ein Mesonenfragment innerhalb eines Verkürzers seinem Philotenstrang gestattet, sich mit einem anderen örtlichen Meson oder auch mit dem nächstgelegenen Planeten zu verflechten.«
    »Das Magnetfeld hält das Fragment natürlich gefangen«, sagte Jakt.
    »Gespaltene Mesone existieren in der Natur nicht lange genug, daß wir wissen, wie sie sich natürlich verhalten«, sagte Valentine.
    »Ich habe alle üblichen Antworten studiert«, sagte das Abbild. »Den ganzen Blödsinn. All diese Antworten, die Eltern ihren Kindern geben, wenn sie die Wahrheit nicht kennen und sich nicht die Mühe machen wollen, sie herauszufinden. Die Leute behandeln die Verkürzer noch immer wie Magie. Alle sind froh, daß die Verkürzer weiterhin arbeiten; wenn sie herausfinden wollten, warum sie funktionieren, könnte die Magie verschwinden, und die Verkürzer würden es nicht mehr tun.«
    »Niemand ist dieser Ansicht«, sagte Valentine.
    »Alle sind sie es«, sagte das Abbild. »Selbst wenn hundert Jahre dafür nötig wären oder tausend oder dreitausend, eine einzige Verbindungen hätte mittlerweile einmal zusammenbrechen müssen. Eins dieser Mesonenfragmente hätte seinen Philotenstrang verlagern müssen – aber es ist nie geschehen.«
    »Warum?« fragte Miro.
    Valentine nahm zuerst an, daß Miro eine rhetorische Frage stellte. Aber nein – er sah das Abbild an wie sie alle, bat es, ihm den Grund zu nennen.
    »Ich dachte, dieses Programm würde deine Spekulationen unterbreiten«, sagte Valentine.
    »Das hat es auch«, sagte Miro. »Aber jetzt nicht mehr.«
    »Was, wenn es ein Wesen gibt, daß an den philotischen Verbindungen zwischen den Verkürzern lebt?« fragte das Abbild.
    »Bist du sicher, daß du das tun willst?« fragte Miro. Erneut sprach er zu der Darstellung auf dem Bildschirm.
    Und das Bild auf dem Schirm veränderte sich, wandelte sich in das Gesicht einer jungen Frau, die Valentine noch nie zuvor gesehen hatte.
    »Was, wenn es ein Wesen gibt, das im Netz der Philotenstränge oder -strahlen lebt, das die Verkürzer auf jeder Welt und auf jedem Sternenschiff im menschlichen Universum verbindet? Was, wenn sie aus diesen philotischen Verbindungen besteht? Was, wenn ihre Gedanken in den Drehungen und Schwingungen der gespaltenen Paare stattfinden? Was, wenn ihre Erinnerungen in den Computern auf jeder Welt und jedem Schiff abgespeichert sind?«
    »Wer bist du?« fragte Valentine und sprach das Bild auf dem Schirm direkt an.
    »Vielleicht bin ich diejenige, die all diese philotischen Verbindungen von Verkürzer zu Verkürzer am Leben hält. Vielleicht bin ich eine neue Art Organismus, eine, die ihre Stränge nicht verschlingt, sondern dafür sorgt, daß sie miteinander verschlungen bleiben, damit sie niemals auseinanderbrechen. Und wenn das der Fall wäre, dann würde ich, wenn diese Verbindungen jemals unterbrochen würden, wenn die Verkürzer

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