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Xenozid

Xenozid

Titel: Xenozid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Card Orson Scott
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als edelster Diener von Weg genannt wurde. Ich dachte, Ihr würdet Weg dienen, nicht dem Kongreß, oder ich hätte nie…«
    »Nie versucht, hier eine Anstellung zu finden?«
    »Nie so barsch über den Kongreß gesprochen«, sagte Wang-mu. »Ich würde dir sogar dienen, wenn du im Haus eines Drachen wohntest.«
    Vielleicht wohne ich in einem solchen, dachte Qing-jao. Vielleicht ist der Gott, der mich reinigt, ein Drache, kalt und heiß, schrecklich und schön.
    »Vergiß nicht, Wang-mu, die Welt namens Weg ist nicht der Weg selbst, sondern wurde nur so genannt, um uns daran zu erinnern, jeden Tag gemäß des wahren Weges zu leben. Mein Vater und ich dienen dem Kongreß, weil er das Mandat des Himmels hat, und so verlangt der Weg, daß unser Dienst sogar über die Wünsche oder Bedürfnisse der Welt namens Weg hinausgeht.«
    Wang-mu betrachtete sie mit großen Augen. Hatte sie begriffen? Glaubte sie daran? Egal – mit der Zeit würde sie noch daran glauben.
    »Geh nun, Wang-mu. Ich habe zu arbeiten.«
    »Ja, Qing-jao.« Wang-mu erhob sich augenblicklich und entfernte sich rückwärts und unter Verbeugungen. Qing-jao wandte sich wieder ihrem Terminal zu. Doch als sie sich anschickte, weitere Berichte ins Display aufzurufen, wurde sie sich bewußt, daß außer ihr noch jemand im Raum war. Sie wirbelte mit dem Stuhl herum, und auf der Schwelle stand Wang-mu.
    »Was ist noch?« fragte Qing-jao.
    »Ist es die Pflicht einer geheimen Magd, ihrer Herrin jede Weisheit zu verraten, die ihr in den Sinn kommt, selbst wenn sie sich als Torheit erweisen sollte?«
    »Du kannst zu mir sagen, was du willst«, entgegnete Qing-jao. »Habe ich dich jemals bestraft?«
    »Dann vergib mir bitte, meine Qing-jao, wenn ich etwas über diese große Aufgabe zu sagen wage, an der du arbeitest.«
    Was wußte Wang-mu von der Lusitania-Flotte? Wang-mu war eine gelehrige Schülerin, doch Qing-jao unterrichtete sie in jedem Fach noch auf so primitiver Ebene, daß der Gedanke, Wang-mu könne auch nur die Probleme erfassen, geschweige denn eine Antwort wissen, einfach absurd war. Nichtsdestotrotz hatte Vater sie gelehrt: Diener sind immer glücklicher, wenn sie wissen, daß ihre Stimmen bei ihrem Herren Gehör finden. »Bitte sag es mir«, fuhr Qing-jao fort. »Wie kannst du etwas Törichteres sagen als das, was ich bereits gesagt habe?«
    »Meine geliebte ältere Schwester«, sagte Wang-mu, »ich habe diese Idee eigentlich von dir. Du hast so oft gesagt, daß nichts, was der Wissenschaft und Geschichte bekannt ist, veranlaßt haben könnte, daß die Flotte so vollständig und gleichzeitig verschwindet.«
    »Aber es ist geschehen«, sagte Qing-jao, »also muß es doch möglich sein.«
    »Mir kam etwas in den Sinn, meine süße Qing-jao«, sagte Wang-mu, »das du mir erklärt hast, als wir über Logik sprachen. Über Ursache und Wirkung. Die ganze Zeit über hast du nach der Ursache gesucht – wieso die Flotte verschwinden konnte. Aber hast du auch nach der Wirkung gesucht – was jemand damit erreichen will, wenn er die Flotte von uns abschneidet oder sogar vernichtet?«
    »Jeder weiß, warum die Leute die Flotte aufhalten wollen. Sie versuchen, die Rechte der Kolonien zu schützen, oder haben den lächerlichen Verdacht, der Kongreß wolle die Pequeninos mit der gesamten Kolonie vernichten. Milliarden von Menschen wollen die Flotte aufhalten. Sie alle sind verräterisch im Herzen und Feinde der Götter.«
    »Aber jemand hat es wirklich getan«, sagte Wang-mu. »Ich dachte nur, da du nicht herausfinden kannst, was mit der Flotte geschehen ist, könntest du vielleicht herausfinden, wer es geschehen ließ, und das wird dich dazu führen, wie sie es gemacht haben.«
    »Wir wissen nicht einmal, ob es überhaupt einen Wer gibt«, entgegnete Qing-jao. »Es könnte ein Was gewesen sein. Natürliche Phänomene haben keine Absicht im Sinn, denn sie haben gar keinen Sinn oder Verstand.«
    Wang-mu senkte den Kopf. »Dann habe ich deine Zeit verschwendet, Qing-jao. Bitte vergib mir. Ich hätte gehen sollen, als du es mir befohlen hast.«
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte Qing-jao.
    Wang-mu war schon fort; Qing-jao wußte nicht, ob ihre Dienerin ihre beruhigenden Worte noch gehört hatte. Es spielt keine Rolle, dachte Qing-jao. Falls Wang-mu beleidigt sein sollte, mache ich es später wieder gut. Zu glauben, es könne mir bei meiner Aufgabe helfen, war nett von dem Mädchen; ich werde dafür sorgen, daß sie ein so eifriges Herz hat.
    Nachdem Wang-mu das Zimmer

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