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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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haben.
    Sobald man dies akzeptiert, ist die Tatsache, dass sich die »Alterspyramide« verschiebt und es immer mehr ältere Menschen gibt, unbedenklich, weil sie sich ja ohnehin selbst finanzieren. Ein »Auffüllen« der Gruppe jüngerer Menschen durch Zuwanderer ist daher unnotwendig, ja im Sinne der Beiträge im Kapitel 7: »Bevölkerungsprobleme« sogar kontraproduktiv.
    Wieso haben wir dann trotzdem ein Problem? Wir haben es, weil (meist als Folge des Zweiten Weltkrieges) die Pensionskassen »geplündert« wurden und daher die dann in den Ruhestand Gehenden von den neuen Einzahlungen statt von ihren eigenen finanziert werden mussten. Es muss das Ziel jeder Regierung sein, das allmählich wieder ins rechte Lot zu bringen!
    Natürlich gibt es noch ein zweites Problem: Bezahlte man früher zum Beispiel 40 Jahre Pensionsbeiträge und hatte dann im Durchschnitt noch 10 Jahre zu leben, so rechnet sich das anders, als wenn man jetzt auch 40 Jahre Beiträge zahlt, aber dann noch durchschnittlich 20 Jahre (und bald 25 Jahre) als Pensionist lebt. Da scheint es dann schon rechnerisch richtig zu sein, dass beim Wachsen des Durchschnittslebensalters sowohl die durchschnittliche Anzahl der aktiven Jahre als auch die durchschnittliche Anzahl der Pensionsjahre steigen muss oder die ausbezahlten Pensionen zahlenmäßig kleiner ausfallen müssen. Allerdings liegt hier die Betonung auf zahlenmäßig: Da die weitergehende Automatisierung (siehe Beitrag 1.5: »Wie weit kann man automatisieren?«) die Produktivität steigert, sinken nach den oben angestellten Überlegungen zwar die Pensionsbeträge, aber der Korb der Güter, den man damit erwerben kann, wird nicht kleiner. Eine weitgehende Automatisierung muss, wenn ihr Effekt nicht durch Pseudoarbeit zerstört wird, zu einer zunehmenden Deflation der Preise führen. Gibt es ein besseres Beispiel dafür als die Tatsache, dass mächtige PCs immer billiger werden?
    Ich finde es zusammenfassend beschämend, wie sehr wir immer belogen werden. Unser Problem ist nicht die Alterspyramide, nicht ein »Generationenvertrag«, den es gar nicht geben sollte, sondern dass die Pensionskassen einmal für andere Zwecken missbraucht wurden (und daher jetzt nur von den neuen Zuflüssen leben), dass wir die Früchte der Automatisierung durch Pseudoarbeit vernichten und dass wir an eine allmähliche Inflation der Preise genauso glauben wie an die Notwendigkeit eines immer währenden Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums.

2 PROGNOSEN
    2.1 Warum sind Technologieprognosen so schwierig?

    Die unverändert rasche Weiterentwicklung in vielen Bereichen der Technologie – von der Informationstechnologie zur Medizin, von der Gentechnologie zur Chemie – wird dafür verantwortlich sein, dass die Menschheit in Zukunft zunehmend anders leben wird als heute. Viele der eintretenden Veränderungen werden von der Mehrheit der Menschen als positiv gesehen werden, andere aber werden negativ zu werten sein: durch eine noch größere Belastung der Umwelt, durch Beschränkungen unserer Freiheiten, ganz allgemein durch eine vermutlich ursprünglich unbeabsichtigte Verringerung der Lebensqualität.
    Der Wunsch, dass wir uns von wissenschaftlich-technischen Entwicklungen nicht überrollen lassen sollten, wird verständlicherweise immer lauter; immer mehr Organisationen werden gegründet bzw. beauftragt, sich mit Technologiefolgen-Forschung zu beschäftigen.
    Leider ist Technologiefolgen-Forschung eine äußerst schwierige Aufgabe. Schon in einem chinesischen Sprichwort heißt es sarkastisch: »Vorhersagen sind sehr schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.« Die Geschichte falscher Prognosen in der Vergangenheit (dass zum Beispiel etwas, das schwerer ist als Luft, sicher nicht fliegen kann, oder dass Menschen eine Geschwindigkeit von mehr als 60 km/h prinzipiell nicht überleben können), aber auch von wissenschaftlichen Teams der letzten Jahre (vom Pessimismus des Club of Rome bis hin zu den Hochrechnungen, dass die Erdölvorräte der Welt 1990 verbraucht sein würden) ist so lange, dass man heute ernsthaften Wissenschaftlern (wenn sie sich nicht blamieren wollen) nur empfehlen kann, möglichst langfristige Vorhersagen (über Zeiträume von 50 Jahren oder mehr) zu treffen, denn dann kann man sie wenigstens für alle nicht eingetroffenen Prognosen nicht mehr zur Verantwortung ziehen.
    Was wir freilich gerade brauchen würden, sind einigermaßen verlässliche Vorhersagen darüber, wie sich manche Entwicklungen

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