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Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten

Titel: Xperten - Der Anfang: Kurzgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Maurer
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Mühe (und manche gar nicht) erkennen können!

    Ich habe nun viele Argumente angeführt habe, warum solide Technologiefolgen-Forschung (kurz TFF) auf dem ersten Blick fast unmöglich erscheint: Zu den Schwierigkeiten durch den rapiden technisch-wissenschaftlichen Fortschritt, der noch dazu nicht kontinuierlich, sondern in Sprüngen verläuft, kommen Aspekte der globalen Entwicklung der Menschheit (Kriege, Wirtschaftskrisen, Umweltprobleme), die Tatsache, dass Einsatzgebiete neuer Technologien oft genauso schwer vorhersehbar sind wie ihre Akzeptanz (aus juridischen, politischen, sozialen, psychologischen oder marktwirtschaftlichen Gründen) und schließlich das Phänomen des Entstehens ganz neuer Eigenschaften, wenn sich die Größenordnung einer Entwicklung dramatisch verändert.
    Trotz all dieser Einschränkungen können wir weder alle neuen technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen unterbinden, noch sie als unanalysierbar einfach auf uns zukommen lassen. Vielmehr müssen wir im vollen Bewusstsein der erwähnten Probleme TFF als Hilfsmittel sehen, das uns zur Verfügung steht, um einigermaßen rationale Entscheidungen darüber zu treffen, ob und in welcher Form gewisse Entwicklungen wünschenswert oder nicht wünschenswert sind.
    Eines der wichtigsten Hilfsmittel bei der Abschätzung zukünftiger Entwicklungen ist die Bestimmung »unterer Schranken auf der Basis gesicherter Technologie«. Einige Beispiele mögen dies belegen: So wenig es heute möglich ist vorherzusagen, was Computer in 10 oder 50 Jahren alles machen werden können, kann man doch mit einiger Gewissheit hochrechnen, was sie jedenfalls (eben im Sinne einer »unteren Schranke«) ermöglichen werden. Dies allein führt zu spektakulären Ergebnissen wie etwa im Beitrag 11.1: »Der PC in 10 Jahren« erklärt wird. Sicher ist damit, dass gewaltige Änderungen was Computer anbelangt auf uns zukommen.
    In ähnlicher Weise kann man versuchen hochzurechnen, wie viele Menschen 2030 auf der Welt leben werden und was diese – wenn sie einigermaßen vernünftig leben – an Energie- und Rohstoffressourcen benötigen würden. Das Ergebnis ist erschreckend. Wie immer man auch rechnet, die Welt kann solche Menschenmengen nicht menschenwürdig erhalten! Nur Maßnahmen wie im Beitrag 7.6: »Ausgleich mit der dritten Welt« können hier vielleicht noch helfen.

    Ein anderer Aspekt der TFF besteht darin, absehbare Gefahren aufzuzeigen. Ohne TFF in diesem Sinne gäbe es heute weder Datenschutzgesetze noch die (zu wenigen) Maßnahmen in Richtung sauberere Autos, kalorische Kraftwerke mit weniger Abgasen usw.
    Es ist das Aufzeigen von Alternativen und von unorthodoxen Lösungen, das eine besonders wichtige Aufgabe richtig verstandener TFF ist. Die Wirtschaft »muss« oft wegen der schon in eine andere Richtung getätigten Investitionen solche Lösungen ablehnen, die betroffene Öffentlichkeit kann sie aus Know-how-Mangel oft nicht erarbeiten.
    Zu den wichtigsten Aufgaben der TFF gehört ferner eine relative Bewertung verschiedener Möglichkeiten. Jeder Ansatz hat seine positiven und seine negativen Seiten. Nicht die einseitige »rosarote« oder »tiefschwarze« Betrachtung einer Entwicklung, sondern das objektive Abwiegen der relativen Vor- und Nachteile muss unser Ziel sein! Aussagen der Art: »Jede Art von Strahlenbelastung ist schlecht. Lungenröntgen und Kernkraftwerke sind daher abzulehnen«, sind schlichtweg dumm: Im ersten Fall (Lungenröntgen) muss die (tatsächliche) Gefahr durch Strahlenbelastung den Vorteilen der Früherkennung von TBC, Lungenkrebs etc. gegenübergestellt werden; im zweiten Fall (Kernkraftwerke) muss gefragt werden, was geschieht, wenn solche (zugegeben auch Gefahren mit sich bringenden) Kraftwerke nicht verwendet werden.
    In dieselbe Richtung geht eine andere Aufgabe der TFF: die Objektivierung von Sachverhalten. Die Hysterie, dass es bei einer Explosion in einem Lager von Kernwaffen zu einer riesigen nuklearen Explosion kommen könnte (hundertfach verheerender als jene in Hiroshima), beruht auf einem reinen Missverständnis: Keine Atombombe kann »zufällig« durch eine andere Explosion gezündet werden. Um Diskussionen vorwegzunehmen: Ich halte Kernwaffen und das Prinzip der Mutual Assured Destruction natürlich für genauso MAD (verrückt), wie sicher die meisten Leser. Es geht hier nur um die Tatsachen, dass in Diskussionen (seien sie mündlich oder schriftlich) immer wieder »Fakten« und »Zahlen« verwendet werden, die schlichtweg

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