Xperten - Der Paradoppelgänger
Maria: »Ich habe die Reflexion einer Sternschnuppe in deinen Augen gesehen. Bleib noch ein bisschen hier, ich bin gleich wieder da.«
Er holt von der Terrasse einen Gisborne Chardonnay 13 und bringt ihn mit zwei Gläsern sowie zwei Decken auf den Bootsteg. Er wickelt die eine Decke liebevoll um Maria, hängt sich die andere um die Schultern, schenkt der nun sitzenden Maria und sich selbst ein Glas ein. Lange bleiben sie so aneinander gelehnt mit einem unausgesprochenen Wunsch. Und dieser wird ihnen erfüllt: In der klaren Sternennacht sind weitere Meteoriten keine Seltenheit. Und als sie ein und denselben beide verglühen sehen, umarmen sie sich mit dem Gefühl: Es war ein guter Tag.
Erst am Weg zum Haus wird ihnen wieder bewusst, was sie durch den Einsatz in Auckland, durch das Meeresleuchten und das, was es auslöste, verdrängt haben. Sie haben heute erfahren, dass ihre Tochter Lena eine Späherin ist und dass der Inhaber des Reisebüros, das sie stets mit ihren Buchungen beauftragen, gleichfalls eine starke, ihnen noch unbekannte Para-Begabung besitzt. Was das wohl für neue Komplikationen bringen wird? Die ersten Nebelschleier, die aufziehen und beginnen die Sterne am Himmel zu verdecken, entsprechen den Vorahnungen, die sich über das Glücksgefühl von Maria und Marcus legen ...
13 Gisborne Chardonnay: In der Nähe der neuseeländischen Stadt Gisborne gibt es (wie an mehreren anderen Stellen der Nordinsel) herrliche Weine!
2. Intermezzo in Wellington
2. Februar 2008
Die neuseeländische Premierministerin, kurz PM, betritt den »Bienenstock«, wie das Parlamentsgebäude in Wellington im Volksmund genannt wird. Der »Beehive« am Rande des Stadtzentrums von Wellington hat seinen Spitznamen, so hört man, nicht erhalten, weil dort so fleißig gearbeitet wird, sondern weil die runde und außen stark gegliederte Architektur diesen Ausdruck nahe legt.
Noch bevor die PM in der Lage ist, ihre tägliche Routinearbeiten zu erledigen, stürmt ihr persönlicher Assistent ins Zimmer und berichtet von den Nachrichten über den »großen Unfall«, wie er später von allen Zeitungen genannt werden wird.
Das Ausmaß der Katastrophe wird wenige Stunden später klar, als Militäreineinheiten den ersten fundierten Lagebericht senden. Man rechnet mit hunderten Toten: Nach realistischen Einschätzungen scheint es kaum eine Chance auf Überlebende zu geben. Unter den Firmen, die ihre Hilfe anbieten, ist auch eine erst seit kurzem aktive kleine Organisation, eine »SR-Inc.« aus Auckland. Obwohl dieses »Salvage and Rescue«-Unternehmen bisher erst bei einigen kleineren Anlässen wie bei Autounfällen, Notsituation auf hoher See oder bei Bränden erfolgreich im Einsatz war (wie die Web-Seiten erläutern), lässt sich die Regierung keine Möglichkeit entgehen, SR-Inc. wird also in das große Rettungsunternehmen eingegliedert. Die geballten Maßnahmen zeigen Wirkung: Allen Vorhersagen zum Trotz gelingt die Rettung von 83 Personen.
Neuseeland, die Regierung und die PM atmen auf. Der vorläufige Bericht über den »großen Unfall« und die dann eingeleiteten Aktionen stimmen die PM allerdings nachdenklich. Wie ist es möglich, dass sich die Militärberater so bei der Einschätzung der Katastrophe irrten und zunächst von keinen Überlebenden ausgingen? Und wie wurden die 83 Personen eigentlich aus ihrer unmöglichen Lage gerettet? Der Bericht ist so vage, dass die PM eine genauere Untersuchung anfordert. Dabei stellt sich zu ihrer Verblüffung heraus, dass die SR-Inc., die in den Medien nie als wichtige Kraft genannt worden war, offenbar bei allen Rettungen irgendwie die Hand im Spiel hatte, aber den Erfolg dann immer anderen Organisationen überließ. Auch auf den Web-Seiten der Firma findet man später nur lapidar »Einsatz im Zusammenhang mit dem großen Unfall«, ohne mit den offenkundigen Leistungen potenzielle zukünftige Kunden beeindrucken zu wollen.
Sehr viel früher, als das Maria und Marcus wissen und wollen, sind sie damit bereits in Wellington aufgefallen. Die PM beauftragt eine Recherche über die Geschichte der SR-Inc. und das Leben der Eigentümer, Maria und Marcus.
Das Ergebnis macht manches noch geheimnisvoller: Maria und Marcus tauchten vor etwa fünf Jahren wie aus dem Nichts in Auckland auf. Nach ihren Dokumenten sind sie neuseeländische Staatsbürger. Marcus wanderte im Alter von 18 Jahren aus Europa ein und suchte bald um Staatsbürgerschaft an. Dass die Einwanderungsbehörde den Akt nicht auffinden
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