Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
ausfindig gemacht, das das Patent an den e-Helpern hält: Es ist eine Firma namens Salvage & Rescue Inc. (SR Inc.) in Neuseeland. Aber über diese Grunddaten hinaus ist weitere Information spärlich. Nicht einmal einen bestimmten Standort in Neuseeland kann Mandi finden.
Im Versuch, einen Kontakt zu SR Inc. aufzubauen, wird Mandi erfinderisch. Sie geht in Geschäfte und sieht sich die Broschüren an, die den neuen e-Helpern beigepackt sind. Die angegebene Telefonnummer wird zu einem Callcenter in Indien durchgeschaltet. Dort kann – oder will – man Mandi die Information nicht geben, nach der sie sucht. Sie steigt in Internet-Chatrooms und Mailinglisten ein, um zu sehen, ob sie an interne Unternehmenskontakte herankommen kann. Aber wieder ohne Erfolg, außer weiteren Callcenternummern. Schließlich gräbt Mandi in anmeldungspflichtigen Forschungsarchiven. Sie erinnert sich, eine wissenschaftliche Arbeit über e-Helper gelesen zu haben, als sie erstmals auf den Markt gekommen sind. Vielleicht kann sie die Person, die mit diesen Forschungen in Verbindung steht, an SR Inc. verweisen …
Der Zugang über die Forschung ist tatsächlich erfolgreich und Mandis Recherchen wenden sich zum Guten. Ein gewisser Klaus Baumgartner ist Koautor nicht nur einer Publikation, die mit e-Helpern zu tun hat, sondern gleich von mehreren. Nach Dutzenden von Ferngesprächen gelingt es Mandi, einen Klaus Baumgartner zu kontaktieren, von dem sie hofft, dass es ‚ihrer‘ ist. Sie hinterlässt auf seiner Sprachbox eine Nachricht, die hoffentlich interessant genug ist, um die Aufmerksamkeit der richtigen Person auf sich zu ziehen. Sie sagt, sie hätte vertrauliche Informationen über eine fragwürdige Produktionsstätte von e-Helpern, für die SR Inc. das Patent hält. Mandi blufft also wieder, denn sie ist nicht sicher, ob wirklich auf Neuseeland beschränkte, exklusive Produktionsrechte bestehen; sie konnte nichts dergleichen nachweisen. Nun folgt das lange Warten – wird Baumgartner zurückrufen?
Mandi sitzt vor der großen Buchhandlung Borders, nippt an ihrem Kaffee und wartet darauf, dass ihr e-Helper läutet. Sie lässt sich durch die helle Weihnachtsbeleuchtung und die Dekoration über der Orchard Road ablenken. Auf der anderen Straßenseite steht ein monumentaler Christbaum mit fußballgroßen blauen Glaskugeln. Durch die Straße schwirrt das Getratsche und Lachen der drängenden Menschenmassen. Mandi beobachtet die vorbeiziehenden Menschen – die Vielfalt der Kulturen in Singapur ist faszinierend und unterhaltend zugleich. Das Spektrum reicht bei den Frauen von vollkommen verschleierten Musliminnen bis zu asiatischen Mädchen in knapper modischer Kleidung.
Da klingelt Mandis e-Helper und zeigt die Nummer eines neuseeländischen Anrufers. Sie kann nicht die gesamte Nummer sehen, weil ihre Anzeige blockiert ist. Sie weiß also nicht, ob es eine der Nummern ist, die sie früher gewählt hat, aber es ist auf jeden Fall der Landescode von Neuseeland. Ein Mann namens Marcus Waller stellt sich als der Vorstand von SR Inc. vor.
Mandi gibt ihr Täuschungsmanöver auf. Mit Waller am Telefon hat sie vor, das zu enthüllen, was sie inzwischen für eine Tatsache hält: Sie verdächtigt SR Inc., billige Arbeitskräfte in Indonesien für die Produktion der e-Helper auszubeuten.
Die Ausbeutung von Rohstoffen und Arbeitskräften ist ein krasser Verstoß gegen alle Grundsätze des »Fair Trade«, der allgemein anerkannten fairen Geschäftspraktiken. In den letzten Jahren ist Fair Trade ein populäres Thema geworden, dem sich die Öffentlichkeit immer wieder gewidmet hat. Es gibt zwar Gesetze, die den Fair Trade regeln, aber sie machen an den Staatsgrenzen Halt. Eine größere Wirkung als Gesetze hat der Druck der Massen. Wenn die Öffentlichkeit herausfindet, dass ein Unternehmen gegen den Fair Trade verstößt, werden alle seine Produkte boykottiert. Eine Reihe von starken, miteinander kooperierenden Freiwilligenorganisationen koordiniert dann globale Protestaktionen gegen solche Unternehmen. Die Folgen derartiger Proteste und Boykotte haben eine viel stärkere Wirkung, als es Gesetze je haben könnten.
Das Thema unfairer Handel kann Mandi in Rage bringen und einige Jahre lang war sie intensiv in der südostasiatischen Freiwilligenorganisation engagiert. Sie ist gegen jede Art von Ausbeutung: gegen die Ausbeutung der Umwelt genauso wie gegen die Ausbeutung von Flora und Fauna und gegen die Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte.
Mandi
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