Xperten - e-Smog: Elektromagnetische Umweltverschmutzung
aber indem Mandi ihren Kopf ständig hin und her bewegt, kann sie sie halbwegs abschütteln, solange sie gehen. Aber wenn sie stehen, hat Mandi keine Chance: Die Moskitos greifen aus allen Richtungen an. Sie spürt sie an der Stirn und im Gesicht und in den Ohren hört sie ihr Gesirre. Sie schüttelt wild den Kopf, um die Viecher anzuwehren, aber davon wird ihr schwindlig und sie fällt hin.
Rundherum ist jetzt überall Aktivität. Mandi sieht zu, wie die Männer das Nachtlager errichten. Rund um die eine Öllaterne bauen die Dayak Schlafstellen aus Ranken und Zweigen. Bei der anderen Laterne machen die Polizisten ein kleines Feuer. Sie ziehen einen zusammenlegbaren Topf aus ihrem Gepäck hervor und füllen Wasser und Reis hinein.
Bevor die Männer mit dem Essen beginnen, lässt Mandi einen deutlichen Grunzer durch ihren Knebel hören. Daraufhin nimmt ein Mann ein Stoffstück und wickelt es Mandi um den Kopf. Obwohl es heiß und beengend ist, schützt das Tuch Mandi vor den Moskitos. Mandi bedankt sich beim Dayak mit einer leichten Verneigung.
Mandi isst sonst selten Reis, aber diese kleine Portion von einfachem, weißem Reis, die ihr an diesem Abend zugeteilt wird, schmeckt großartig. Sie bemerkt, dass die Dayak keinen Reis bekommen, sondern kurz nachdem sie und die anderen mit dem Essen begonnen haben, im Dschungel verschwinden.
Mandi schläft so schnell auf ihrem Lager ein, dass sie nicht mehr mitbekommt, wann die Dayak zurückkommen. Kurz bevor ihr die Augen zufallen, wechselt sie wieder einen langen, intensiven Blick mit Elly. Sie liegen sich gegenüber, können aber wegen der Knebelung nicht miteinander sprechen. Mandi fällt in einen tiefen Schlaf.
Am nächsten Tag geht es weiter mit dem Marsch. Die Zeiteinteilung folgt den Gebetszeiten der Muslim-Polizisten: Um 5 Uhr früh gibt es den ersten Ruf zum Gebet, danach bekommen Mandi und Elly eine kleine Portion Reis. Um 6 Uhr gehen sie los. Zur 9-Uhr-Gebetspause bekommen Mandi und Elly Wasser zu trinken. Die indonesischen Polizisten trinken ebenfalls Wasser und rauchen eine Zigarette. Die Pause um 11:30 Uhr ist allerdings eine längere Rast und sie ist dringend nötig. Sie essen wieder etwas Reis und machen ein Nickerchen. Die Tageshitze brütet jetzt voll und Mandi fühlt sich müde, überhitzt und durstig. Derselbe Mann wie gestern kommt zu ihr und umhüllt ihren Kopf mit einem Tuch. Mandi beugt sich vor, um ihm die Sache zu erleichtern, lächelt und dankt ihm. Sie versucht ihm in die Augen zu sehen, aber er sieht zur Seite. Genau dieser Dayak hält dann Wache, während die anderen schlafen. Mandi nimmt an, dass er nach Pythons Ausschau hält – über die Schlangen erzählt man sich ja Horrorgeschichten …
Der Nachmittag ist unterteilt durch Gebete und Pausen um 3 und 6 Uhr. Wieder wird ein Lager errichtet und alle legen sich zum Schlaf nieder. Diesmal schläft Mandi aber nicht so gut. Sie träumt, sie sei allein in dem schmalen Boot des alten Mannes. Sein dürrer Arm streckt sich ihr aus dem dreckigen, braunen Wasser entgegen und Mandi ergreift ihn, um den Mann an Bord zu ziehen. Aber stattdessen zieht er Mandi ins Wasser. Sie hält seine Hand und gemeinsam schwimmen sie davon, lassen das schmutzige Wasser hinter sich und erreichen den tiefblauen Ozean. Mandi sieht sich um und sieht Männer und Frauen, Babys und Kinder, denen große Tumore an den Köpfen gewachsen sind. Im Wasser zucken kleine Blitze. Mandi kann nicht sehen, woher sie kommen, bis sie sich plötzlich in deren Mitte befindet. Um sie herum treiben Millionen von e-Helpern, die alle winzige Energieblitze abgeben. In Mandis Kopf hämmert es wild. Sie sieht einen kleinen Buben, ungefähr in Ekos Alter – er schwimmt auf sie zu. Er sieht aus wie Eko und auch er hat einen Tumor am Kopf. Als er seinen Arm nach ihr ausstreckt, schreckt sie entsetzt zurück. Sie will an die Oberfläche, aber sie weiß nicht, in welche Richtung – alles beginnt sich zu drehen und wird durcheinander gewirbelt …
Mandi setzt sich so abrupt auf, dass sie Elly fast von ihrem Schlafplatz stößt. Elly versucht sie zu beruhigen und dazu zu bringen, sich wieder hinzulegen. Schließlich rollt sie sich zur Seite – das Gefühl von Ellys Körper an ihrer Seite tröstet sie und bald schläft sie wieder.
Der nächste Tag im Dschungel beginnt gleich wie der vorige, nur dass Mandi diesmal mit Kopfschmerzen aufwacht – wahrscheinlich vom Flüssigkeitsmangel. Im Lager ist es noch ruhig. Mandi bemerkt kurz eine Bewegung,
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