Xperten - Kampf dem grossen Bruder
sind sie fast geräuschlos, wichtig für alle, die die Drohnen für Spähzwecke einsetzen wollen. Die Brennstoffzelle hat eine Betriebsdauer von nur 50 Stunden, dann muss sie durch eine neue ersetzt werden, die im Vergleich zu den EVWs relativ teuer ist. Wohl eine weitere beachtliche Einnahmequelle für Sonokia! EVWs lösen sich buchstäblich in eine Staubwolke auf, wenn sie sich schneller als 5 km pro Stunde bewegen (etwa weil sie abstürzen) oder wenn sie an ein Objekt näher als 50 cm herankommen. Sonokia hat damit zwei Dinge auf einen Schlag erreicht: Die EVWs werden keinen ernsthaften physischen Schaden anrichten können und es werden sich immer wieder welche durch ungeschickte Steuerung oder weil ihnen ein Objekt oder Tier, etwa ein Vogel, zu nahe kommt von selbst auflösen. Laufender Absatz scheint daher gesichert.
Klaus und Marcus können nicht umhin, das Geschäftmodell von Sonokia zu bewundern, das noch zusätzliche Komponenten beinhaltet. Auf Grund der geringen Fluggeschwindigkeit ist der Einsatzradius der EVWs begrenzt. Um dies auszugleichen, hat Sonokia gleich noch eine weitere Einnahmequelle erschlossen. Sonokia hat unbemerkt hunderttausende(!) EVW-Mietstationen weltweit errichtet. Diese Mietstationen sind unscheinbare Metallkästen, die je nach Größe zwischen 20 und 500 Drohnen beinhalten und von denen man von jedem Punkt der Welt über seinen eigenen e-Helper EVW mieten kann, wobei ein rückerstattbarer »Einsatz« verrechnet wird. Die EVW Mietstationen sind der Grund, warum man von jedem Punkt der Welt, auch z. B. eine Fidji Insel »virtuell« erkunden kann oder den Gipfel des Mt. Everest oder die Viktoria Wasserfälle in Afrika, usw. Und, man muss es Sonokia lassen, das Konzept ist gut durchdacht: Die EVW-Mietstationen können gekauft werden, die Mieteinnahmen werden dann zu 80% an den Käufer, zu 20% an Sonokia ausgeschüttet.
Im Übrigen hat sich Sonokia genial gegen Haftungsansprüche, Umtausch von Drohnen usw. geschützt. Jedem Gerät liegt eine Beschreibung bei, die vor dem Kauf eines Gerätes gelesen und unterschrieben werden muss und die so viele Schutzklauseln enthält, dass der Konzern kaum mit Klagen zu rechnen hat.
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Der Fotograf Martin Mischel, der sich auf die Beobachtung der Fürstenkinder in Monaco spezialisiert hat, ist einer der ersten, der eine EVW-Grundpackung erwirbt. Wie manche vor und viele nach ihm, unterschreibt er den »Ich anerkenne alle obigen Punkte«-Bogen Sonokias, ohne das Dokument durchgelesen zu haben. Er stürzt sich auf die einfache Bedienungsanleitung und fährt dann mit seinem Auto zu seiner üblichen Beobachtungsstelle, außerhalb des Palastgartens. Bald liefert ihm sein EVW hoch auflösende Bilder in schwarz-weiß (wegen der Dunkelheit muss er zurzeit mit der Einstellung Infrarot arbeiten). Martin bedient sein EVW bald sehr geschickt. Er fliegt um mehrere Ecken und bekommt damit erstmals den Swimmingpool vor die Linse. ‚Das wird im Sommer tolle Bilder geben’, freut er sich. Als nach mehreren Stunden, es ist inzwischen hell geworden, der Fürst mit seiner Tochter trotz des kühlen Märzmorgens auf die Terrasse tritt, stellt Martin auf zehnfach Zoom und fliegt nahe heran. Das aufgenommene Video bzw. die Bilder sind sensationell gut. In seiner Aufregung kommt er einem Zweig zu nahe und sein EVW löst sich in eine Wolke Staub auf. Der Fürst sieht mit überraschtem Stirnrunzeln Staub vom einem Zweig des neben der Terrasse stehenden Trompetenbaums herunterrieseln. Martin startet eine zweite Sonde und erforscht den Palastgarten, ja durch die Fenster auch Teile von Zimmern in einer Weise, wie er es sich nie hätte vorstellen können. Bei einem Zimmer steht das Fenster weit offen. Nur mit Mühe widersteht er der Versuchung, seine EVW in das Zimmer fliegen zu lassen.
Martin wird freilich auch immer nachdenklicher. Wenn das alles so einfach ist, werden dann nicht viele Menschen Ähnliches machen? Und wird er sich mit offenem Fenster, wenn er wie immer nackt schläft, wohl fühlen, wenn vielleicht fremde EVWs ihn beobachten können? Noch weiß er gar nichts von den EVW- Blockern, die in wenigen Tagen den Palast der Garibaldis vor EVWs wieder vollständig schützen.
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Dort, wo die Scarborough Road in Perth auf den West Coast Highway stößt, direkt an dem herrlichen Stadtstrand, steht ein luxuriöser fünfzehnstöckiger Komplex mit Wohnungen. Alle haben Meerblick, also auch kein Gegenüber und sind zum Meer hin gebaut, mit viel Glas und nur fallweisen
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