Yakuza-Rache
tat es nicht, noch nicht. Wir wunderten uns, daß er mit gezogener Waffe innerhalb des Kreises stehenblieb, als würde ihn jemand zurückhalten.
»Bgreifst du das, John?«
Ich hob nur die Schultern, weil ich ebenso ratlos war wie mein Freund Suko.
Auch die Yakuza blieben nicht mehr so ruhig. Nervosität breitete sich unter ihnen aus.
Tawina stand mit einem Ruck von seinem Stuhl auf. So heftig, daß die Brille verrutschte und er sie auch nicht mehr gerade setzte. Er hatte sich umgedreht, wo Shimada wie festgewachsen innerhalb des Kreises stand, sein Schwert gezückt, aber nicht in der Lage war, einzugreifen. Und das hatte seinen Grund.
Im Hintergrund des Kreises, wo sich das blaue Licht konzentriert zusammenballte, zeichnete sich das Gesicht einer Frau ab. Einer?
Nein, es waren zwei Gesichter, wobei sich das eine über das andere geschoben hatte.
Wir erkannten die Person dennoch, auch wenn sie zwei Gesichter besaß, die eine unheimliche Kraft ausströmten, was einem nicht gelungen wäre.
Suko übernahm das Wort.
Seine Stimme zitterte, er wischte durch sein Gesicht. »Das… das darf nicht wahr sein. Das ist Shao, John, verdammt, das ist Shao…«
***
Sie war es, und sie war es nicht nur allein, denn gleichzeitig verstärkte sie der Geist einer Person, die im Dunklen Reich dahinschmachtete und auf ihre Befreiung wartete.
Amaterasu, die Sonnengöttin!
Sie und Shao bildeten nicht nur eine Person, sondern auch eine gemeinsame Kraft.
Da mochte Shimada so stark wie möglich sein, gegen den Fächer kam er auch mit seinem Schwert nicht an. Und vor das Doppelgesicht schob sich der magische Fächer von unten her in die Höhe und breitete sich langsam aus wie ein Vorhang.
Durch die Gestalt des Dämons lief ein Zittern. In den nächsten Sekunden mußte er sich entscheiden. Yakuza hin — Yakuza her, sie konnten ihm jetzt nicht mehr zur Seite stehen.
Dann brach die Magie zusammen.
Zuerst hörten wir den Schrei. Shimada hatte ihn ausgestoßen. Auf der Stelle wirbelte er herum, das blaue Licht, das ja eigentlich seine Festung war und sich in mehreren Eigenschaften zeigen konnte, raste auf ihn zu und umschlang ihn.
Aus, vorbei!
Ein Heulen erklang, die Magie war zusammengebrochen, der Kreis entschwand, als hätte man ihn gelöscht.
Dann gab es keinen Shimada mehr, und auch nicht das Doppelgesicht zwischen Shao und der Sonnengöttin.
Suko schüttelte den Kopf. »Shao«, flüsterte er, »Shao — wo…?«
»Sie wird wiederkommen, Suko. Sie wird es schaffen und Amaterasu befreien, darauf kannst du dich verlassen.«
Er nickte, und wir merkten im gleichen Augenblick, daß wir einen Fehler gemacht hatten, denn Tawina war noch nicht aus dem Spiel. Sein Befehl gellte durch die Bar.
»Schießt sie zusammen!«
***
Seine Männer, darauf trainiert, für ihn durch die Hölle zu gehen, griffen nach den Waffen. Sie waren schnell, wir waren es ebenfalls, warfen uns zurück und lagen trotzdem wie auf dem Präsentierteller. Da dröhnte die Lautsprecherstimme durch die Bar. »Polizei! Keiner bewegt sich!«
Ein einzelner Schuß fiel, doch die Kugel jagte irgendwo in die Wand. Sie richtete keinen Schaden an.
Im nächsten Augenblick stürmten die Uniformierten in die Bar. An ihrer Spitze — ich wollte meinen Augen kaum trauen — erkannte ich unseren Chef, Sir James.
Ich wollte ihm zuwinken, aber eine andere Person war wichtiger. Sariana nutzte die allgemeine Verwirrung aus. Erst ging sie langsam vor, dann schneller, und plötzlich sprang sie.
Mit einem gewaltigen Satz hatte sie den Zuschauerraum erreicht und brüllte den Namen des Yakuza-Bosses.
Der fuhr herum.
»Ich töte dich!« schrie sie. Die dünne, lange Nadel raste auf den Körper des Mannes zu.
Kein Leibwächter sprang ihr in den Weg, dafür ich. Mein Handkantenschlag erwischte sie mit elementarer Wucht mitten im Sprung. Und es tat mir nicht einmal leid, als ich ihren Schmerzensschrei vernahm, denn ich hatte sie in diesem Augenblick vor der größten Dummheit ihres Lebens bewahrt.
Sariana flog zwischen die niedrigen Tische. Ich sprang ihr nach und brauchte sie nicht mehr zu packen, als sie sich auf die Beine quälte, denn ihr rechter Arm hing wie ein Stück Holz von der Schulter her an ihrem Körper herab.
Aus einer Handbreite Distanz starrten wir uns in die Augen. Ihre Lippen bewegten sich.
Ich schüttelte den Kopf. »Es war besser so, glaube es mir. Du hättest einen Mord begangen.«
Da senkte sie den Blick und nickte.
Ihre Waffe hob ich auf, denn sicher
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