Yakuza-Rache
die ja in der Lage ist, sich zu verändern. Das alles haben wirvorausgeschen. Denken Sie daran, daß derjenige, der sich mit Verrätern umgibt, ebenfalls umkommt.«
Die Worte trafen haargenau ins Schwarze. Meine Chance war gesunken, die meines Freundes erst recht. Bevor ich wieder etwas sagen konnte, mußte ich flach atmen. Der Koloß ließ mir gerade so viel Platz, daß ich es schaffte. »Wo finde ich ihn? Wo ist die Festung gelandet?«
Tawina lächelte. »Es wird nicht mehr lange dauern, dann können sie ihm gegenüberstehen. Shimada weiß, daß er zwei Iiiegen mit einer Klappe schlagen kann. Ich habe ihm versprochen, daß ich Sie ihm überlassen werde. Sie kennen ihn. Er ist ein Dämon, der Inszenierungen liebt, und auf dieser Bühne werden wir eine solche Inszenierung aufführen. Ist das nicht wunderbar, Mr. Sinclair?«
»Sie endet mit meinem Tod?«
»So ist es vorgesehen. Allerdings auch mit dem Ableben Ihres Partners. Das ist nun mal so.«
Verdammt, was sollte ich tun? Okay, ich war nicht ganz entwaffnet worden, bewegte ich mich allerdings falsch, würde der Koloß den Druck verstärken und mich zertreten.
Deshalb blieb ich liegen und schaute zu, wie Tawina aufstand. Einer der beiden Leibwächter ging vor und stellte sich zwischen ihn und mich wie ein lebender Schild. Dann bückte ersieh und hob meine Beretta auf. Er zielte für die Dauer einiger Sekunden auf meinen Kopf, und ich bekam eine Gänsehaut.
Schließlich ließ er die Waffe verschwinden. Sein Boß nickte ihm zu, und der Mann ging.
»Wissen Sie, Mr. Sinclair, wohin ich ihn geschickt habe?« erkundigte sich Tawina mit zynischer Höflichkeit.
»Nein.«
»Er wird sich um Ihre Freundin kümmern! Eigentlich hätte sie mit Ihnen zusammen hier auf der Bühne sterben sollen, aber ich will es gnädig machen. Eine Kugel reicht.«
Ich hätte ihm gern die passende Antwort gegeben, das ließ der Koloß nicht zu, denn er verstärkte seinen Druck, und wahre Schmerzwellen rasten durch meinen Körper, preßten sich hinein bis in den Kopf und explodierten unter der Schädeldecke.
Ich bekam keine Luft, war einem Erstickungsanfall nahe, aber er trat nicht ein, denn der Koloß zerrte mich in die Höhe, stellte mich auf die Beine und hielt mich fest.
Ich kam mir vor wie ein Ballon, aus dem der größte Teil der Luft herausgelassen worden war.
Vor meinen Augen verschwamm das breitflächige Gesicht des Mannes zu einer Masse Teig.
Dann schlug er zu.
Wie Knetgummi erwischte mich seine Faust. Es war ein klassischer Treffer, der mich auf die Bretter schickte, die für manche die Welt bedeuteten.
Bei mir war wohl eher das Gegenteil der Fall…
***
Sariana sah keine Chance mehr. Ihre Tarnung war geplatzt, sie wußte, daß es nur eine Frage der Zeit war, wann sie kommen und sie holen würden. Als Sinclair ihre Garderobe verließ, da hatte es so ausgesehen, als wäre er der Sieger gewesen, doch sie schätzte die Macht der Yakuza richtig ein. Gegen die Übermacht richtete John Sinclair gar nichts aus. Sariana wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Den beiden nachgehen oder warten?
Sie entschied sich für die letzte Möglichkeit und zog sich hastig um. Unter dem Kimono war sie bis auf das schmale Höschen nackt gewesen. Im Spiegel betrachtete sie ihren eigenen Körper und auch die straffe Haut sowie die Muskeln und Sehnen, ein Beweis, daß sie auch eine harte körperliche Schulung hinter sich hatte.
Sariana entschied sich für die dunkle Hose, den ebenfalls dunklen Pullover und den breiten Gürtel, dessen Form einige Verstecke ermöglichte.
Dann nahm sie wieder Platz und wartete ab.
Zunächst tat sich nichts, bis sie plötzlich einen schrillen Schrei vernahm, der sich anhörte, als würde jemand gefoltert.
Es war eine Frau, die geschrien hatte und Sariana ging davon aus, daß es sich um eine ihrer Kolleginnen handelte. Diese Teufel kannten keine Rücksicht, sie waren brutal und gnadenlos.
Sariana stand langsam auf. Vorgebeugt blieb sie stehen. Mit der Zungenspitze leckte sie über die trocken gewordenen Lippen, wischte den Schweiß von der Stirn und bewegte sich auf Zehenspitzen zur Tür. Mit ihren Leinenschuhen konnte sie fast lautlos auftreten. Sie öffnete die Tür spaltbreit, lauschte und hörte kaum fremde Männerstimmen! Dafür das Wispern ihrer Kolleginnen, die sich miteinander in den Nachbargarderoben unterhielten. Natürlich würden sie über den Schrei sprechen, und wahrscheinlich hatte es auch eine von ihnen erwischt. Sollte sie fragen oder
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