YARI - MY LOVE
sich ein großes Glas Wasser ein. Dann machte er sich
daran, das Drehbuch wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu
versetzen.
Eine
halbe Stunde später war es ihm gelungen. Zufrieden holte er
einen Tacker, um die Seiten zu fixieren. Nochmal musste er das nicht
haben.
Bei
den übrigen Seiten handelte es sich um Angaben zum Autor des
Buches, Quellenangaben etc pp.
Unwichtig,
befand Yari.
Das
letzte lose Blatt enthielt die Überschrift Besetzungsliste !
Genau das hatte er doch gesucht.
Yari legte das Drehbuch auf dem kleinen Glastisch neben der
schwarzen Couch ab, nahm die Besetzungsliste in die Hand und ließ
sich erwartungsvoll in die weißen, weichen Zierkissen sinken …
nur um sofort, wie von der Tarantel gestochen, aufzuspringen.
„Das ist ja wohl nicht wahr!“
Nach seinem eigenen Namen sprang ihm der Name des zweiten
Hauptdarstellers förmlich ins Gesicht … Raphael Dios!
Das konnte … das durfte einfach nicht wahr sein!
Schlimm
genug, dass er den Mann, der ihm seit Jahren nicht mehr aus dem Kopf
ging, wiedersehen würde.
Noch schlimmer, dass er in den acht
Wochen, die für die Dreharbeiten angesetzt waren, täglich
mit ihm zu tun haben würde, mit ihm sprechen musste.
Aber am schlimmsten war die Tatsache, dass er Raphael berühren
musste.
Sich von ihm berühren lassen musste.
Ihn küssen musste …
Yari brauchte nicht erst einen Blick ins Drehbuch zu werfen, um
das zu wissen.
Er kannte das Buch in- und auswendig.
Küsse und zärtliche Berührungen waren noch das
Harmloseste.
Gut, er wusste nicht, wie nah der Film am Buch sein würde.
Doch selbst wenn die Szenen nur entfernt der Vorlage glichen, dann
würden Raphael und er sehr oft sehr nackt sein.
Im Bett … unter der Dusche … im Whirlpool ...
Unmöglich!
Jeder am Set würde sehen können,
welche Gefühle das in ihm entfachte.
Er hatte sich ja so schon kaum unter Kontrolle.
Das eigensinnige Teil zwischen seinen Beinen benahm sich doch
alleine beim Gedanken an Raphael Dios wie ein dressiertes
Äffchen.
Nein, wohl eher wie ein Hund, der mit dem Schwanz
wedelte, wenn er sich freute.
Yari würde mit einem Dauerständer herum laufen.
Auf gar keinen Fall!
Das durfte nicht passieren. Er musste unbedingt mit Onkel Trevor
reden.
Es sollte doch eine Möglichkeit geben, ohne eine allzu hohe
Konventionalstrafe aus diesem Vertrag zu kommen.
Dreißig Minuten, ein Telefonat und unzählige
Schimpfworte später sank Yari fix und fertig zurück auf
seine Couch.
No chance!
Trevor Ponds hatte seinen Standpunkt mit allen ihm
zur Verfügung stehenden Beschimpfungen und Drohungen klar
gemacht und Yari war es, wie immer, nicht gelungen, sich gegen seinen
wortgewaltigen Vormund durchsetzen.
Wenn er jetzt die letzten Minuten des Telefonates rekonstruierte,
bekam er Herzrasen.
Denn eines wurde ihm deutlich:
Mit seinem Verhalten hatte er
das Misstrauen seines Onkels erregt.
Bisher hatte er sich noch niemals so aufgeführt, selbst
damals nicht, als er die Rolle eines Jungen spielte, der auf seinem
Weg zum Erwachsenwerden mit seinem besten Freund erste Erfahrungen
sammelte.
Nur hatte ihn an seinem damaligen Schauspielkollegen auch nicht
die kleinste Kleinigkeit erregt.
War er also doch nicht schwul?
Ein tiefer Seufzer entwich seiner Kehle.
Wieso noch länger über etwas nachdenken, was eh nicht
mehr geändert werden konnte.
Yari würde darauf vertrauen müssen, dass es lediglich
seiner Phantasie zu verdanken war, dass er diesen Wunschtraum hegte,
einmal von Raphael Dios genommen zu werden, und seine Probleme sich
einfach in Luft auflösten, wenn er ihm zum ersten Mal seit vier
Jahren wieder gegenüber stand.
Noch einmal erhob er sich, ging zur Bar, schnappte sich die
Whiskeyflasche, nahm einen tiefen Schluck und schlug den Weg zu
seinem Schlafzimmer ein.
Die Flasche nahm er mit … zur Sicherheit.
Wenn die Träume wieder kamen, würde er sie hoffentlich
bereits im Ansatz ersäufen.
Kapitel 4)
Vor wenigen Minuten war Yari am
Set erschienen. Er hatte sich extra beeilt, um vor Raphael Dios da zu
sein, doch der blonde Engel war bereits in eine angeregte
Unterhaltung mit dem Drehbuchautor vertieft und schien ihn nicht zu
bemerken.
Ganz in schwarz gekleidet stand er da und Yaris Augen wurden wie
von einem Magneten angezogen.
Ein schwarzes hautenges T-Shirt spannte sich über einem
imposanten Oberkörper und gestattete dem mehr als willigen
Betrachter einen Blick auf kraftvolle Oberarmmuskeln.
Die nicht minder engen schwarzen Designerjeans
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