YARI - MY LOVE
für den zögerlichen Druck, mit dem
er seine Hand auf Yaris Schulter gelegt hatte, als hätte er
gewusst, wie es in ihm aussah.
Vermutlich
war das auch der Fall und er sah aus wie frisch geschissen.
Yari
seufzte tief. Er war zu aufgewühlt, um sich auf die Couch zu
setzen. Also marschierte er erst mal zur Bar und goss sich einen
großen Schluck Whiskey ein. Der Genuss und die erwartete Wärme
stellten sich jedoch nicht ein. Zu groß war immer noch die Wut
auf Trevor Ponds.
Was
hatte sich sein Onkel nur dabei gedacht?
Hatte der geldgeile Sack
wirklich nur seine ohnehin gut gefüllte Kasse klingeln hören
wollen oder steckte mehr dahinter?
Nein,
unmöglich!
Trevor Ponds war ein überhebliches Arschloch,
kalt wie Eis.
Niemals würde er mehr an einem Mitmenschen
erkennen, als die Oberfläche.
Und
das war, verdammt nochmal, gut so … jedenfalls, soweit es Yari
betraf.
Hätte
sein Onkel auch nur geahnt, was hinter Yaris ständig wechselnden
Weiberbekanntschaften steckte, er hätte ihn vermutlich
kastriert.
Oder
eher noch, den Pressegeiern zum Fraß vorgeworfen … und
ihn danach kastriert.
Tatsache
war nämlich, dass ein gewisser blonder, engelsgleicher Typ
einfach nicht mehr aus seinem Kopf verschwinden wollte.
Raphael
Dios!
Der Name war Programm.
Als
Raphael ihn damals so dämlich angemacht hatte, war Yari
wochenlang, von innerer Angst zerfressen, von einer Blüte zur
nächsten geflattert, nur um sich selbst und der Welt da draußen
zu beweisen, dass er auf Frauen stand.
Hah!
Wie idiotisch war das denn?
Es
dauerte lange genug, doch irgendwann gestand sich Yari ein, dass ihn
der Anblick nackter Kerle mehr anmachte, als jede noch so heiße
Frau es jemals vermochte.
Aber
um einer eventuellen Kastration durch seinen Onkel zu entgehen, und
auch, um die Öffentlichkeit, die in ihm noch immer den süßen
Jungen aus den Filmen sah, zu täuschen, traf er sich immer noch
mit seinem blonden Harem.
Bis
zu dem von seinem Onkel angesprochenen Ereignis.
An
jenem Tag hatte Yari per Zufall herausgefunden, dass Raphael Dios
schwul war.
Wie?
Yari hatte in einer Videothek ein Plakat mit
Raphaels neuestem Werk entdeckt. Natürlich traute er sich nicht,
es auszuleihen.
Das hatte er nachgeholt, als er die DVD
anschließend zuhause online bestellte.
Danach
hatte er sich sinnlos besoffen, zwei bunte Pillchen eingeworfen und,
vermutlich weil er schon nicht mehr Herr seiner Sinne war, Ella, Mia,
Sandy und Carol angerufen.
Eigentlich
traf er die Frauen sonst nur einzeln, auch wenn sie – dank der
Presse - voneinander wussten.
Yari
selbst hatte von dieser Nacht nicht mehr wirklich viel mitbekommen,
allerdings schienen die Ladies voll auf ihre Kosten gekommen zu sein.
Nachdem
sein Onkel jedoch ungefragt in diese Menage à cinque hereingeplatzt war, hatte Yari sich schleunigst nach einer eigenen
Wohnung umgesehen. Sein gut gefülltes Konto erlaubte es ihm,
sich eine kleine Appartementwohnung in einer der teuersten
Wohnanlagen Los Angeles' kaufen zu können. Mit Portier,
Tiefgarage, eigenem Aufzug und Reinigungsservice. Alles nur vom
Feinsten!
Und
Trevor Ponds konnte nicht das Geringste dagegen unternehmen, da Yari
volljährig war.
Hätte
er sich nur damals nicht dazu hinreißen lassen, diese dämliche
Klausel mit dem 21. Lebensjahr in diesen verfluchten Vertrag
einzubauen.
Dann
sähe er sich jetzt nicht mit der Angst konfrontiert, dass sein
verräterischer Schwanz ihm einen Strich durch die Rechnung
machen und sein geschickt aufgebautes Lügennetz zerreißen
könnte, wenn er die Rolle des jungen Jared aus dem Drehbuch
übernahm.
Oh,
Yari kannte das Buch. Er wusste ganz genau, um was es ging.
Schließlich
hatte er es nicht nur einmal, sondern exakt sieben mal gelesen.
Es
war eine Schnulze, okay, aber Yari konnte sich absolut mit Jared
identifizieren. Nicht nur, dass Jared so beschrieben war, dass ein
Vergleich mit ihm gar nicht mal so abwegig war - was dafür
sprach, dass der Regisseur ihn unbedingt haben wollte.
Nein!
Hinzu kam auch noch Gabriel, der Verführer!
Und der sah,
verflucht noch eins, genau so aus wie Raphael Dios.
Das
Buch und die DVD mit Raphaels Porno genügten Yari fortan, um
seinen überschüssigen Druck loszuwerden.
Carol
hatte zwar noch mehrmals versucht, an vergangene heiße Nächte
anzuknüpfen, doch Yari hatte schließlich einfach nicht
mehr auf ihre Anrufe reagiert. Nicht auf Carols und auch nicht auf
die der anderen.
Egal,
wie er es drehte und wendete: der Verdacht, schwul zu sein, erhärtete
sich
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