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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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euch: so wie es aussieht, hätte mich jeder meiner Freunde beinahe einmal umgebracht. Morrolan zum Beispiel. Ich hatte mein Gebiet noch nicht einmal drei Wochen, da beschloß er, mich für einen Auftrag anzuheuern. Nun arbeite ich aber nicht für Leute, die nicht in der Organisation sind. Ich meine, warum sollte ich denn? Würden die mich etwa unterstützen, wenn man mich erwischte? Kann ich mich darauf verlassen, daß sie meine Anwaltskosten bezahlen, Zeugen bestechen oder bedrohen und, was noch viel wichtiger ist, die Klappe halten? Auf keinen Fall.
    Aber Morrolan wollte mich für etwas, und er hat mich auf eine so einzigartige Weise angeheuert, daß meine Bewunderung keine Grenzen mehr kannte. Als ich sie in die passenden Worte zu fassen versuchte, hat er mir um ein Haar den Kopf mit Schwarzstab, dem als Morgantischwert verkleideten Infanteriebataillon, abgeschlagen.
    Aber solche Dinge werden vergessen. Morrolan und ich wurden schließlich gute Freunde. So gut sogar, daß er, ein Dragonlord, mir ein Darlehen für einen Krieg gegen einen Jhereg gegeben hatte. Aber auch so gut, daß er dasselbe zweimal innerhalb von drei Tagen täte?
    Wahrscheinlich nicht.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die Angelegenheiten, wenn sie am finstersten aussehen, auch weiter finster bleiben.
    »Sieht so aus, als wäre heute mein Tag für düstere Gedanken, Loiosh,.«
    »Na denn, Boß.«
    Ich teleportierte mich von meiner Wohnung aus an eine Stelle direkt vor dem Bürogebäude und ging hinein, ohne meinem Magen Zeit zur Beruhigung zu lassen. Auf der Straße wartete bereits Wyrn, und Miraf'n stand an der Tür.
    »Wie ist es gelaufen?« wollte ich wissen.
    »Erledigt«, sagte Wyrn.
    »Schön. Ihr beide werdet euch nach dieser Geschichte ein bißchen rar machen wollen.«
    Miraf'n nickte, Wyrn zuckte mit den Schultern. Zu dritt gingen wir in das Geschäft und weiter durch zu den Büros.
    »Guten Morgen, Melestav. Ist Kragar schon da?«
    »Ich habe ihn nicht gesehen. Aber du kennst doch Kragar.«
    »O ja. Kragar!«
    Ich ging in mein Büro und stellte fest, daß dort keine Nachrichten für mich waren. Also wenigstens keine neuen Katastrophen.
    »Ähm, Boß?«
    »Wa -? Guten Morgen, Kragar. Nichts Neues, wie ich sehe.«
    »Stimmt.«
    »Hat Temek was gesagt?«
    »Narvane ist wieder bei ihm. Das ist alles.«
    »Also gut. Ich - «
    »Boß!«
    »Temek! Wir haben gerade über dich geredet. Hast du etwas?«
    »Nicht ganz. Aber paß mal auf: Ich habe auf der Töpfermarktstraße und um den Stichelweg ein wenig rumgeschnüffelt und mich in einen Klavaladen gesetzt, um zu hören, was man sich so erzählt, und da kommt so ein alter Teckla auf mich zu, ich hab den Kerl noch nie gesehen, ja? Und er meint: Sag deinem Boß, daß Kiera was für ihn hat. Sie trifft ihn im
    Hinterzimmer der Blauen Flamme, in einer Stunde. Sag ihm das.<
    Dann steht er auf und spaziert nach draußen. Ich hinterher, keine zehn Schritte entfernt, aber er war schon weg, als ich auf die Straße kam. Das war es jedenfalls. Ich glaube, es könnte eine Falle sein, Boß, aber -«
    »Wann war das?«
    »Ist vielleicht zwei Minuten her. Ich habe den Kerl gesucht und mich dann mit dir in Verbindung gesetzt.«
    »Alles klar. Danke. Macht euch wieder an die Arbeit.«
    Ich faltete die Hände und überlegte.
    »Was war denn, Vlad?«
    Ich setzte ihn von der Unterhaltung in Kenntnis. Darauf sagte er: »Kiera? Glaubst du, er meinte Kiera die Diebin?«
    Worauf ich nickte.
    »Das muß eine Falle sein, Vlad. Warum sollte - «
    »Kiera und ich sind schon lange befreundet, Kragar.«
    Das schien ihn zu überraschen. »Ich habe das nicht gewußt.«
    »Gut. Laris dann wohl auch nicht. Und das bedeutet, es ist wahrscheinlich sauber.«
    »Ich wäre vorsichtig, Vlad.«
    »Das bin ich auch. Kannst du ein paar Leute dort hinschicken, sofort, die sich den Laden kurz ansehen? Und eine Teleportsperre aufbauen, damit keiner hineinkommt?«
    »Klar. Wo war es nochmal?«
    »Zur Blauen Flamme. Das ist auf der - «
    »Ich weiß. Hmmm. Vor ungefähr anderthalb Jahren hast du da mal >gearbeitet<, stimmt's?«
    »Woher zum Teufel weißt du das denn?«
    Er setzte ein undurchdringliches Grinsen auf. »Und da ist noch etwas«, meinte er.
    »Ach ja?« »Der Besitzer steht mit hundertfünfzig bei uns in der Kreide. Ich möchte wetten, daß er ganz gerne mit uns zusammenarbeitet, wenn wir es richtig anstellen.«
    »Ich frage mich, ob Kiera das wußte.«
    »Kann schon sein, Boß. Sie kommt ja, wie man so sagt, herum.«
    »Ja.

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