Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
Na gut. Uns bleiben noch fast fünfzig Minuten. Ans Werk.«
    Er ging. Eine Weile lang kaute ich auf meinem Daumennagel herum.
    »Und, Loiosh, was meinst du?«
    »Ich glaube, es ist sauber, Boß.«
    »Wieso?«
    »Nur so eine Ahnung.«
    »Hmmm. Tja, wegen dieser Ahnungen bist du ja hier, also nehme ich das mal so hin. Aber wenn du dich geirrt hast und sie mich umlegen, werde ich sehr enttäuscht von dir sein.«
    »Ich werde daran denken.«
    Miraf'n ging als erster raus, danach Loiosh, dann Wyrn. Als nächster kam ich und dahinter Varg und Glühkäfer. Loiosh kreiste ein Stück vor und über uns.
    »Die Luft ist rein, Boß.«
    »Gut.«
    Und das alles für eine Strecke von einem Block.
    Als wir an der Blauen Flamme ankamen - das Haus war zwischen zwei Lagerhallen geklemmt, als wollte es sich dort verstecken -, ging Glühkäfer zuerst hinein. Kurz darauf kam er wieder, nickte, und dann machten Loiosh und Varg sich auf den Weg, gefolgt von mir. Das Licht in der Flamme war für meinen Geschmack zu düster, aber ich konnte noch ausreichend erkennen. An den Wänden zu beiden Seiten gab es vier Nischen, zwei Vierertische in der Mitte und drei Zweier dazwischen. In einer hinteren Nische saß mit dem Gesicht zu mir ein Jhereg namens Shoen, den Kragar angeheuert hatte.
    Shoen war einer dieser Selbständigen, die so gut wie alles können, und das auch noch gut. Er war klein, höchstens eins fünfundneunzig, und gedrungen. Die Haare trug er nach hinten geschmiert, wie Varg. Er arbeitete als Schläger, hatte ein kleines Kreditbüro, räumte hier und da auf, leitete manchmal Shereba-Spiele - irgendwann hatte er schon so gut wie alles einmal gemacht. Eine Zeitlang hat er sogar als Kontaktmann der Organisation im Imperialen Palast gedient. Ganz sicher >arbeitete< er - tatsächlich war er einer der verläßlicheren Attentäter, die ich kannte. Wäre er nicht so spielsüchtig oder wäre er ein besserer Spieler, hätte er vor Jahren schon genug verdient, um sich zur Ruhe zu setzen. Daß er auf unserer Seite war, fand ich äußerst erfreulich.
    An einem Zweiertisch auf der anderen Seite hockte ein Junge (vielleicht dreihundert Jahre alt) namens Chimov. Er war erst seit weniger als zehn Jahren in der Organisation, hatte aber schon mindestens zweimal >gearbeitet<. Das ist ein Gütezeichen. (Ich war damals besser, aber ich bin ja auch aus dem Ostreich.) Er hatte glatte schwarze Haare, die über dem Ohr abgeschnitten waren. In seinem Gesicht lag eine Schärfe, die an das Haus der Hawk erinnerte. Er redete nicht viel, was bei jemandem seines Alters im Jhereg ebenfalls als Gütezeichen angesehen wird.
    Alles in allem fühlte ich mich ganz gut beschützt, während ich in das Hinterzimmer schlenderte. Wyrn, Miraf'n und Loiosh überprüften es vor mir. In dem Zimmer standen ein langer, großer Tisch und zehn Stühle, ansonsten war es leer.
    Ich sagte: »Alsdann, ihr beiden, Abflug.«
    Wyrn nickte.
    Miraf'n machte ein zweifelndes Gesicht. »Sicher, Boß?«
    »Ja.«
    Also gingen sie. Ich setzte mich auf einen der Stühle und wartete. Die einzige Tür, die ins Zimmer führte, war verschlossen, Fenster gab es nicht, und um das Gebäude lag eine Teleportsperre. Ich fragte mich, wie Kiera hier hereinkommen wollte.
    Zwei Minuten später grübelte ich noch immer, aber da war es schon zu spät.
    »Guten Morgen, Vlad.«
    »Verdammt«, meinte ich. »Ich hätte dich bestimmt reinkommen sehen, aber ich mußte blinzeln.«
    Sie kicherte, deutete eine Verbeugung an und küßte mich. Dann setzte sie sich rechts neben mich. Loiosh landete auf ihrer Schulter und leckte an ihrem Ohr. Gehorsam kraulte Kiera ihn unter dem Kinn.
    »Also, warum wolltest du mich sehen?«
    Sie langte in ihren Umhang und holte einen kleinen Beutel hervor. Den öffnete sie flink und machte mir ein Zeichen. Ich streckte eine Hand aus, und hinein fiel ein einzelner blauweißer Kristall. Er hatte vielleicht einen knappen Zentimeter Durchmesser. Ich drehte ihn und hielt ihn an eine Leuchte.
    »Sehr schön«, fand ich. »Topas?«
    »Diamant«, gab sie zurück.
    Hastig drehte ich mich zu ihr um, ob sie mich veralberte. Das tat sie nicht. Ich betrachtete ihn erneut.
    »Natürlich?«
    »Ja.«
    »Auch die Färbung?«
    »Ja.«
    »Und die Größe?«
    »Ja.«
    »Garantiert?«
    »Ja.« »Soso.« Weitere fünf Minuten verbrachte ich damit, das Ding zu untersuchen. Ich bin kein Kenner, aber ich weiß ein wenig über Edelsteine. Ich konnte keinen Makel entdecken.
    »Ich nehme an, du hast ihn schätzen

Weitere Kostenlose Bücher