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Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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klingelnde Geräusch, das feinen Kristall verrät. Ich fragte mich, wer von uns beiden in einem Jahr wohl tot wäre. Dann nahm ich einen Schluck von dem trockenen, vollen Wein und genoß ihn.
     
     
    Ich ging hinter meinen Schreibtisch und brach auf dem Sessel zusammen.
    »Kragar, beweg deinen Arsch hier rein.«
    »Unterwegs, Boß.«
    »Temek.«
    »Ja, Boß?«
    »Such Narvane, Glühkäfer und Wyrn und Miraf’n. Die sollen vor fünf Minuten hier sein.«
    »Bin schon weg.« Er teleportierte sich nach draußen, nur um ein bißchen anzugeben.
    »Varg, ich will zwei von denen als Leibwächter. Welche?«
    »Wyrn und Miraf’n.«
    »Gut. So, wo ist – oh. Kragar, geh und sprich mit der Zickenbrigade. Ich will eine Teleportsperre um das gesamte Gebäude. Eine gute.«
    »In beide Richtungen?«
    »Nein. Nur, um Leute draußen zu halten.«
    »Klar. Was ist los?«
    »Was zum Henker glaubst du denn, was los ist?«
    »Oh. Wann?«
    »Womöglich bleibt uns noch bis zur Endwoche.«
    »Zwei Tage?«
    »Vielleicht.«
    »Vlad, wozu machst du diese Sachen?«
    »Geh!«
    Er flitzte raus.
    Nur wenig später tauchte Temek mit Glühkäfer wieder auf. Ich kannte den richtigen Namen von Glühkäfer nicht, aber er hatte helle, leuchtend blaue Augen und liebte den langstieligen Schlagstock. Er war ein richtig angenehmer, fast schon jovialer Zeitgenosse, aber wenn er mit diesem Schlagstock auf einen Kunden losging, leuchteten seine Augen immer auf wie die eines fanatischen Iorich, und der Kunde entschloß sich dann jedesmal, daß er das Geld doch bestimmt irgendwo auftreiben würde.
    Mir fällt gerade auf, daß ich euch den Eindruck vermitteln könnte, wenn man sich von mir Geld leiht und mit einer Rate dreißig Sekunden im Rückstand ist, daß dann sofort fünfundsechzig Schläger durch Fenster und Türen stürmen. Nein. Wenn wir so arbeiten würden, wären die Kosten für freiberufliche und angestellte Schläger höher als unsere Einnahmen, ganz besonders, wenn man bedenkt, daß potentielle Kunden in die Flucht geschlagen würden.
    Ich will mal ein Beispiel geben. Ungefähr anderthalb Monate vor dieser Sache – ich glaube, es ist acht Wochen her – kam einer meiner Verleiher zu mir und erklärte, daß ihm ein Typ fünfzig in Gold schuldete und seine Rate nicht bezahlen konnte. Der Verleiher wollte die Summe einmal stunden, ob ich damit einverstanden wäre?
    »Was zahlt er?«
    »Fünf und eins«, sagte er, was bedeutet, fünf in Gold die Woche Standard plus eine Goldmünze pro Woche, bis die Summe abbezahlt wäre.
    »Die erste Rate?«
    »Nein. Er hat vier vollständig bezahlt und seit drei Wochen nur die Zinsen.«
    »Was ist ihm widerfahren?«
    »Er hat ein Schneidergeschäft mit Wohnung auf der Solom. Er wollte was Neues ausprobieren und brauchte auf die Schnelle fünfzig, um die alleinigen Rechte zu bekommen. Die neue –«
    »Schon klar, floriert noch nicht. Was ist sein Geschäft wert?«
    »An die drei oder vier Riesen.«
    »In Ordnung«, sagte ich zu dem Kerl. »Laß ihm sechs Wochen Zeit. Sag ihm, wenn er danach nicht wenigstens die Zinsen zahlen kann, hat er einen neuen Teilhaber, bis wir ausbezahlt sind.«
    Ihr seht also, wir sind gar nicht so böse. Wenn jemand echt in Schwierigkeiten steckt und zu zahlen versucht, dann arbeiten wir mit ihm zusammen. Wir wollen sein Geschäft wieder laufen sehen, und Leute verletzen bringt uns kein Kupferstück ein. Aber es gibt immer diese Scherzbolde, die meinen, ihnen kann das nicht passieren, oder diese Großmäuler, die zeigen wollen, wie stark sie sind, oder diese Hinterhofrechthaber, die behaupten, sie würden zum Imperium laufen. Diese Leute haben mir über drei Jahre lang meine laufenden Kosten – und ein bißchen mehr – eingebracht.
    Narvane, der nur wenige Minuten nach Temek und Glühkäfer eintraf, war ein Fachmann. Er war einer der äußerst seltenen Zauberer, die für unsere Seite des Jhereg arbeiteten, da die meisten Zauberer des Jhereg Frauen sind und der Linken Hand angehören. Ein ruhiger, introvertierter Typ, in dessen Gesicht die Züge eines Dragon angedeutet waren: das dünne Gesicht und die hohen Wangenknochen, eine lange, gerade Nase und sehr dunkle Augen und Haare. Wenn ein Auftrag es erfordert, daß die schützenden Zauber einer Person entfernt werden müssen, wird er gerufen, ebenso bei hellseherischen Aspekten, wo ich ihn auf eine Ebene mit jedem mir bekannten Dzurzauberer und sogar den meisten Athyra stellen würde.
    Drei der Männer lehnten an der Wand. Temek stand mit

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