Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Yendi

Yendi

Titel: Yendi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
Vom Netzwerk:
verschränkten Armen da, pfiff »Eine Nachricht von dir« in der falschen Tonlage und starrte an die Decke; Narvane glotzte mit vor dem Körper gefalteten Händen zu Boden; Glühkäfer sah sich um, als prüfte er, wie die Bude hier zu verteidigen wäre. Varg stand bewegungslos im Zimmer und sah wie ein Mittelding zwischen einer Statue und einer tickenden Bombe aus.
    Als die Stille langsam unbehaglich wurde, tauchte Kragar auf. Er sagte: »Eine Stunde nach Mittag, morgen.«
    »Klar.«
    Wyrn und Miraf’n kamen zusammen. Sie waren schon Partner, als Welok sie engagiert hatte, und als solche standen sie nun auch in meinen Diensten. Soviel ich wußte, hatte keiner von beiden je ›gearbeitet‹, aber ihr Ruf war sehr gut. Wyrn erinnerte an einen Athyra – er hatte fahle, blaugraue Augen und sah immer aus, als hätte er etwas intus, das einem das Hirn zermahlt. Im Stehen schwankte er wie ein alter Baum hin und her, und seine Arme hingen wie morsche Äste herab. Seine Haare waren dünn und zerzaust, und so wie er einen anschaute, mit dem schiefgelegten Kopf und diesem verträumten halben Lächeln in den Mundwinkeln, jagte er einem Schauder über den Rücken.
    Miraf’n war gewaltig. Er war über zwei Meter vierzig groß und ließ selbst Morrolan klein aussehen. Anders als die meisten Dragaeraner hatte er Muskeln, die man tatsächlich sehen konnte. Gelegentlich stellt er sich blöd und setzt ein breites, dummes Grinsen auf. Dann schnappt er sich jemanden, den er einschüchtern soll, und sagt zu Wyrn: »Wetten, ich kann den hier weiter schmeißen als den letzten? Soll’n wir wetten?«
    Und Wyrn meint dann jedesmal: »Setz ihn ab, Großer. Er hat nur einen Scherz gemacht, als er meinte, er würde gegen unseren Freund aussagen. Ist es nicht so?«
    Und das Opfer stimmt natürlich zu, ja, es sei doch nur ein Witz gewesen, noch dazu ein schlechter, und es täte ihm außerordentlich leid, die beiden Herren belästigt zu haben …
    »Melestav! Komm einen Augenblick herein, und mach die Tür hinter dir zu.«
    Das tat er beides. Ich legte die Füße auf den Tisch und warf einen Blick auf die Gesellschaft.
    »Meine Herren«, sagte ich, »uns steht ein Angriff bevor. Wenn wir Glück haben, bleiben uns zwei Tage Vorbereitungszeit. Von diesem Moment an geht keiner von euch alleine nach draußen. Ihr seid alle Zielpersonen, gewöhnt euch daran. Jeder von euch wird von mir Anweisungen erhalten, was er im einzelnen zu tun hat, aber fürs erste will ich euch nur wissen lassen, daß die Sache anläuft. Ihr kennt das ja – immer zu zweit unterwegs sein, so viel wie möglich zu Hause bleiben: das ganze Programm. Und wenn irgendwer von euch ein Angebot von der anderen Seite bekommt, will ich davon wissen. Nicht nur meinetwegen, aber wenn ihr es ablehnt, werdet ihr nur um so mehr zur Zielscheibe, und ich möchte, daß ihr euch dessen bewußt seid. Und übrigens, wenn ihr es nicht ablehnt, könnt ihr euch die Zielscheibe schon mal aufs Gesicht malen. Denkt daran – ihr wollt euch nicht mit mir anlegen, meine Herren; ich würde euch zerstören.
    Noch Fragen?«
    Einen Augenblick lang schwiegen sie, dann sagte Temek: »Was hat er zur Verfügung?«
    »Das ist eine gute Frage«, sagte ich. »Warum gehst du nicht mit Narvane los und findest es für mich heraus?«
    »Ich wußte, ich hätte meine Klappe halten sollen«, meinte er traurig.
    »Ach ja«, warf ich ein. »Noch etwas – euer Lohn hat sich soeben verdoppelt. Aber um euch zu bezahlen, brauchen wir Einkünfte. Und für Einkünfte müssen wir die Läden geöffnet halten. Laris kann sich auf euch stürzen oder auf mich oder er stürzt sich auf meine Geschäfte. Ich vermute, er nimmt alle drei. Sonst noch Fragen?«
    Keine mehr.
    »Alsdann«, meinte ich. »Nur eins: von diesem Moment an biete ich fünftausend in Gold für den Kopf von Laris. Ich denke, ihr alle könntet das Geld gebrauchen. Ich erwarte nicht, daß es eine einfache Sache werden wird, und ich möchte nicht, daß einer von euch etwas Dummes macht und sich bei dem Versuch umbringen läßt, aber solltet ihr eine Gelegenheit sehen, gibt es keinen Grund zu zögern.
    Wyrn und Miraf’n, bleibt in der Nähe des Büros. Für die anderen wäre es das. Verzieht euch.«
    Sie drängten alle nach draußen und ließen mich mit Kragar zurück.
    »Sag mal, Boß –«
    »Was gibt es denn, Kragar?«
    »Gilt diese Geschichte mit dem verdoppelten Lohn auch –«
    »Nein.«
    Er seufzte. »Das dachte ich mir. Na ja, wie lautet der Plan?«
    »Zuerst

Weitere Kostenlose Bücher